Sachsen-Anhalt: Feuerwehren fürchten um Einsatzfähigkeit

Immer mehr Feuerwehren in Sachsen-Anhalt befürchten, nicht mehr zum Einsatz ausrücken zu können. Der Grund ist ein Mangel an berechtigten Fahrern.
Brand Beesedau
Ehemaliges Bahnhofsgebäude am Zoll in Beesedau, Salzlandkreis, Sachsen-Anhalt. Abgebrannt am 21. Mai 2022 nach einem Unwetter.Foto: Textbüro Freital
Von 6. November 2022

Der „Mitteldeutsche Rundfunk“ (MDR) schlägt Alarm: Immer häufiger komme es vor, dass Feuerwehren in Sachsen-Anhalt zum Einsatz gerufen sind – aber nicht anrücken können. Der Grund dafür: In vielen Dörfern mangelt es an Kameraden, die eine Erlaubnis haben, schwere Einsatzfahrzeuge zu lenken.

Viele ältere Maschinisten in Sachsen-Anhalt in Rente

Ein Grund dafür sei der demografische Wandel. Der andere reicht bereits ins letzte Jahrhundert zurück. Nachdem die EU eine Vereinheitlichung der Führerscheinklassen durchgesetzt hatte, wurde die Klasse B zum Standardführerschein. Er ersetzte die früheren Klassen 3 und 5.

Allerdings dürfen Besitzer des B-Führerscheins nur noch Fahrzeuge bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen lenken. Zuvor waren dies noch 7,5 Tonnen. Die meisten Einsatzfahrzeuge der Feuerwehren wiegen mehr als 3,5 Tonnen. Viele Maschinisten, die vor 1999 über die erforderliche Berechtigung verfügt hatten, diese zu lenken, sind mittlerweile in Rente. Nachwuchs bleibt demgegenüber häufig aus – insbesondere jener, der über die erforderliche Lenkberechtigung verfügt.

Bundestag reagierte 2011 auf Problem für Feuerwehren

Im Juni 2011 hat der Bundestag eine Neuregelung verabschiedet, die es Aktiven in Feuerwehren und Rettungsdiensten ermöglichen soll, auch Einsatzfahrzeuge bis zu 7,5 Tonnen zu lenken. Voraussetzung dafür soll sein, dass innerhalb der jeweiligen Organisation eine Einweisung und eine Prüfung stattgefunden haben.

In Sachsen-Anhalt selbst gibt es seit Januar 2013 die Möglichkeit, den „Feuerwehr-Führerschein“ zu machen. Der Landesfeuerwehrverband wollte damals innerhalb von zwei Jahren etwa 180 Maschinisten dazu befähigen, Fahrzeuge bis zu 7,5 Tonnen zu lenken.

Einige Kommunen wie die Stadt Bitterfeld-Wolfen stellten sogar Zuschüsse für Feuerwehrmitglieder in Aussicht, die den Lkw-Führerschein erwerben wollten.

Sachsen-Anhalt hält an höheren Standards bei Feuerwehren fest

Für Feuerwehren bleiben dennoch zahlreiche Probleme ungelöst. Schon jetzt sind in manchen kleineren Gemeinden und Ortsteilen tagsüber nur wenige Einsatzkräfte vorhanden. Schnelle Auswege gibt es kaum. Feuerwehren könnten zwar kleinere Einsatzfahrzeuge verwenden und die Einsatzkräfte im Privatauto zum Einsatzort kommen lassen. Dies ließe jedoch Verspätungen und mangelnde Effizienz befürchten.

Eine weitere wäre, dass das Land wie andere Bundesländer eine Schnelleinweisung ausreichen lassen würde. Die Landesregierung hält in Sachsen-Anhalt jedoch an einem hohen Ausbildungsstandard für Lenker von Einsatzfahrzeugen fest. Anlass dafür war ein folgenschwerer Unfall mit vier toten Feuerwehrleuten bei einem Einsatz bei Wolmirstedt im Juni 2006.

Der dritte mögliche Lösungsansatz wird zum Teil bereits umgesetzt. Ein gewisses Kontingent an Feuerwehrleuten kann bereits jetzt mit Zuschüssen des Landes den erforderlichen Führerschein erwerben. Dieses ist jedoch begrenzt – und beseitigt nicht den aktuellen Engpass.

Sachsen-Anhalt hat in den vergangenen Monaten eine deutliche Zunahme an Bränden erlebt. Gründe dafür sind unter anderem Waldbrände infolge trockener Witterung oder Brände auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. In einigen Städten wie Bernburg an der Saale oder Dessau-Roßlau häufen sich jedoch auch die Medienberichte über Fahrzeugbrände.



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