Sparkurs statt Sprachkurs: Baerbock lässt neun Goethe-Institute schließen

Das Außenministerium will neun der 158 weltweit angesiedelten Goethe-Institute schließen, vor allem in Italien und Frankreich sowie in Washington. 300 Stellen sollen eingespart werden.
Außenministerin Annalena Baerbock: «Jede Frau auf dieser Welt war einmal ein Mädchen mit Träumen.»
Außenministerin Annalena Baerbock lässt neun Goethe-Institute schließen.Foto: Kay Nietfeld/dpa
Von 4. November 2023

Die 1951 gegründeten Goethe-Institute sollten weltweit als Sprach- und Kulturbotschaften fungieren und das Bild von einem kultivierten und verträglichen Deutschland vermitteln. Unter anderem durch die Förderung des Erlernens der deutschen Sprache. Diese Idee fällt jetzt zunehmend einem Sparkurs zum Opfer.

Das Goethe-Institut hatte zuletzt ein Jahresbudget von 239 Millionen Euro. Nun sollen zehn Prozent der Kosten eingespart werden, also rund 24 Millionen Euro. Der Rotstift wird vor allem bei Personal und bei den Liegenschaften angesetzt. Betroffen sind circa 130 Mitarbeiter, deren Verträge beispielsweise nicht verlängert werden. Vor allem aber werden Institute aufgegeben.

Vorrangig trifft es westliche Standorte: So die Institute im französischen Bordeaux und Lille sowie das Verbindungsbüro in Straßburg, dann in Italien in Genua, Triest und Turin, aber auch in Osaka, in Curitiba (Brasilien), Rotterdam und Washington sollen die Standorte geschlossen werden. Vor allem in Italien und Frankreich gibt es Proteste gegen die Schließungen.

Schwammige Schönrederei: „Transformation zum Zukunftskonzept“

In der offiziellen Erklärung für die Schließung der Institute war von „umfangreicher Transformation der globalen Organisation“, einem „Zukunftskonzept“ und „strategischer Neuausrichtung“ die Rede. Das Präsidium des Goethe-Instituts gab als Hintergrund für die gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt entwickelte Strategie „erhebliche Veränderungen der geopolitischen und finanziellen Rahmenbedingungen“ an.

Zuständig für die Goethe-Institute ist das Auswärtige Amt und damit Annalena Baerbock mit ihrer erklärten „feministischen“ Außenpolitik, die Spendierhosen aktuell vor allem in Bezug auf die Ukraine anhat. Unterstützung für die Pläne, die als Kultur- und Sprachbotschaften aufgebauten Goethe-Institute einzukürzen, erhält die grüne Außenministerin von Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die das Auswärtige Amt in Bezug auf die geplanten Sparmaßnahmen in Schutz nahm.

Die Grünen-Politikerin sagte, sie sei sich sicher, dass ihre Parteikollegin Baerbock „überhaupt nicht glücklich“ darüber sei, dass es jetzt auch zu Einsparungen beim Goethe-Institut komme. Dem Auswärtigen Amt sei Kulturpolitik ein „großes Anliegen“. Aber die Ressorts müssten finanziell auch so ausgestattet sein, dass sie die Aufgaben erfüllen könnten.

Aktivitäten müssten schon wegen Fachkräftemangels verstärkt werden

Der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Johannes Ebert, bezieht sich auf den Fachkräftemangel in Deutschland, wenn er auf die Bedeutung der Goethe-Institute verweist: „Deswegen müssen wir eigentlich unsere Aktivitäten verstärken, die Fachkräfte auf Deutschland vorzubereiten, mit deutscher Sprache, aber auch mit der Sensibilisierung für unsere Gesellschaft und Kultur.“

In Zeiten von Krisen und Kriegen steht für Kultur und Völkerverständigung offenbar weniger zur Verfügung – so absurd der Gedanke auch erscheinen mag beim genauen Betrachten –, umso mehr dafür für Armeen und Waffenlieferungen. Auf der Website des Bundesverteidigungsministeriums (BMVG) ist unter der Überschrift „Im Zeichen der Zeitenwende“ zu lesen, dass 2024 das Budget des BMVG um rund 1,7 auf 51,8 Milliarden Euro steigen soll. Ferner heißt es da:Am Verteidigungshaushalt 2024 wird als einzigem Etat von allen Ressorts nicht gespart.“

Die Zeichen der Zeitenwende stehen demnach ausschließlich gut für den Wehretat, alle anderen werden gekürzt. So sinken beispielsweise die Ausgaben für Forschung und Lehre, 2024 soll das Bildungsministerium 500 Millionen Euro einsparen. Auch dem Gesamthaushalt des Auswärtigen Amts blüht eine Budgetkürzung um 10 Prozent. Damit trifft die Kürzung zwar das gesamte Auswärtige Amt und nicht nur das Goethe-Institut, was es aber nicht besser macht.



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