„Struktureller Rassismus“: Fridays for Future Bremen löst sich auf

Die Landesgruppe Bremen von Fridays for Future hat ihre Selbstauflösung bekannt gegeben. Grund dafür sei „struktureller Rassismus“, den man in der Bewegung wahrgenommen habe.
Aktivistin Luisa Neubauer bei einer Podiumsdiskussion von Fridays for Future in Berlin
Die Bremer Landesgruppe von Fridays for Future wirft der Bundesführung rund um Luisa Neubauer (Bild) „strukturellen Rassismus“ vor.Foto: Fabian Sommer/dpa
Von 5. Juli 2023

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Am Montag, 3. Juli, hat die Landesgruppe Bremen der Klima-Aktivistengruppe Fridays for Future (FFF) ihre Selbstauflösung erklärt. Die Vereinigung gab dies in einer Erklärung auf ihrer eigenen Website und in sozialen Medien bekannt. Gleichzeitig nannte die Gruppe Kontaktadressen für mögliche Interessenten an einem Neuaufbau. Die Begründung für den Schritt klingt brisant – der Verband wirft Fridays for Future Deutschland unter anderem „strukturellen Rassismus“ vor.

Fridays for Future Deutschland soll Rassismus „unter den Teppich gekehrt“ haben

In der Erklärung werden schwere Vorwürfe laut. Angehörige aus sogenannten BIPoC-Communitys hätten bei Fridays for Future „rassistisches Mobbing, Beleidigungen, Machtmissbrauch und viel weiteres Traumatisches“ erlebt. Dies habe dazu geführt, dass „viele BIPoC diese Strukturen verließen, weil sie weder sicher sind, noch scheinbar sicher sein sollen“. Das Kürzel BIPoC steht für „Black, Indigenous and People of Colour“.

Es habe weder eine Aufarbeitung der Vorfälle noch Entschuldigungen gegeben. Stattdessen „wurde alles unter den Teppich gekehrt und Täter*innen in Schutz genommen“. Deswegen habe man sich „nach reiflicher Überlegung“ für einen Rückzug aus der deutschen Organisation von Fridays for Future entschieden.

Bewegung habe erheblichen Bedeutungsverlust erfahren

In der Erklärung wirft die Bremer Gruppe FFF zudem Fehler in der strategischen Ausrichtung vor. Man habe sich auf Appelle an Politiker und die Forderung beschränkt, auf „die Wissenschaft“ zu hören. Gleichzeitig habe man es im Kampf um „Klimagerechtigkeit“ an Solidarität vermissen lassen.

Diese hätte man „feministischen, queeren, antikapitalistischen, antirassistischen und antikolonialen Befreiungskämpfen“ entgegenbringen müssen. In der Post-Corona-Zeit und angesichts der größeren Aufmerksamkeit für radikalere Gruppen wie die „Letzte Generation“ hält man FFF für gescheitert:

Das Ergebnis ist nun, dass Fridays for Future heute wohl schwächer ist als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt seit seiner Gründung. Und auch weiterhin stellt FFF die falschen Fragen und appelliert immer noch ziellos an die Politik, ohne das zerstörerische System an sich anprangern zu wollen.“

Die Bremer Gruppe wirft Fridays for Future Deutschland vor, das „kapitalistische System“ nicht infrage zu stellen. Zudem habe man internationale Vorgaben ignoriert. Die Stärke der Bewegung nehme stetig ab, innere Probleme und Konflikte trügen zum Bedeutungsverlust bei.

Fridays for Future im Nahostkonflikt gespalten

Ein weiterer Streitpunkt zwischen der Bremer Gruppe und Fridays for Future Deutschland ist der Nahostkonflikt. Hier steht FFF Bremen im Einklang mit der internationalen Organisation. Sie werten den Saat Israel als „kolonialistisches“ Konstrukt. Dies hat zur Folge, dass man sich – obwohl es sich bei Juden in Judäa und Samaria um ein indigenes Volk handelt – mit den Palästinenserorganisationen solidarisiert.

Die Bremer Gruppe habe auf ihrem „Klimastreik“ am 23. September 2022 unter dem Thema „antikoloniale Klimagerechtigkeit“ auch Palästinenser zu Wort kommen lassen. Davon habe sich die deutsche FFF-Führungsspitze explizit distanziert.

Eine Kommunikation mit der Bremer Gruppe habe man „gar nicht erst versucht“. Die Bundesführung habe stattdessen über die Presse verlautbart, die Bremer seien „eben ein Problem“ und bedürften der „Aufklärungsarbeit“.

Vorwürfe des Rassismus führten bereits zur Auflösung eines Verbandes in Neuseeland

Eine identische Entwicklung hatte bereits im Jahr 2021 die Gruppe im neuseeländischen Auckland zu verzeichnen. Auch diese – als „Schulstreik fürs Klima“ (SSC4C) auftretende – Vereinigung hatte sich „auf Vorschlag und unter Anleitung der BIPOC-Mitglieder der Gruppe“ aufgelöst. Deren Einschätzung zufolge sei der Verband ebenfalls zu einem „rassistischen, weiß dominierten Raum“ geworden.

SSC4C Auckland, so der Vorwurf, habe Stimmen und Forderungen von BIPOC-Personen im Bereich des Klimaaktivismus „vermieden, ignoriert und vereinnahmt“. Dies habe insbesondere solche aus den Volksgruppen der Pazifik-Inselbewohner und Maori betroffen.

Zudem solle die weiße Führung der Gruppe bei den BIPOC-Aktivisten zurückhaltender gewesen sein, als es darum ging, für das Engagement Aufwandsentschädigungen zu bezahlen.



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