T-Shirt, Jeans und Lederjacke: Wie kleiden sich die Politiker im Deutschen Bundestag

Mit Badehose und Flip-Flop kommt man wohl nicht in den Deutschen Bundestag. Ansonsten scheint die Regel zu gelten: Jeder trägt, was ihm gefällt. Für die einen strahlt das legere Outfit einiger Parlamentarier „Dienstbeflissenheit“ aus, für andere ist der Stil einfach nur schludrig.
Bundeskanzler Olaf Scholz ganz locker im Pulli im Flieger nach Washington.
Bundeskanzler Olaf Scholz ganz locker im Pulli im Flieger nach Washington.Foto: Kay Nietfeld/dpa
Epoch Times17. Februar 2023

Strickpullover und Jeans statt Anzug und Krawatte: Im Deutschen Bundestag gibt es keine festgeschriebene Kleidervorschrift. Längst macht sich der Eindruck breit, dass jeder trägt, was ihm gefällt – so auch im Plenarsaal. Die Union kritisiert die zunehmend laxe Kleiderordnung und wünscht sich von Abgeordneten und Regierungsmitgliedern mehr Achtsamkeit bei der Auswahl ihrer Kleidung.

Die Hausordnung des Bundestages schreibt in Sachen Dresscode lediglich eines vor: „Die Kleidung und das Verhalten müssen der Würde des Hauses entsprechen.“ Klar, mit Badehose und Flip-Flop kommt man nicht rein, auch wenn es in der Vergangenheit schon derartige Versuche gegeben haben soll.

Doch was tragen die Vertreter des deutschen Volkes, wenn sie über Themen streiten oder über Gesetze abstimmen, die rund 84 Millionen Menschen direkt oder indirekt betreffen? Zwischen den dunklen Kostümen und Anzügen mischen sich die Lederjacken, bunten Mäntel, Jeans, T-Shirts und Turnschuhe, aber auch Miniröcke und High Heels. Auch das blaurote Trikot des FC Bayern München wurde einst unter den CSU-Politikern im Plenarsaal gesichtet. Krawatten scheinen unter den Grünen besonders unbeliebt zu sein.

Grünen-Politikerin Annalena Baerbock in Lederjacke im Bundestag am 24. Juni 2021. Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images

Beatrix von Storch (AfD) mit unterschiedlichen Socken im Bundestag als Zeichen für die Unterstützung des Welt-Down-Syndrom-Tages. Foto: ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images

Kleidungsstil deutscher Politiker im Wandel

Für viel Gerede sorgte im vergangenen Jahr das Outfit von Wirtschaftsminister Robert Habeck, als er mit T-Shirt und Jutebeutel im Bundestag erschien. Auch der legere Modestil von Finanzminister Christian Lindner, der sich häufig in weißen Turnschuhen zeigt, spaltet die Gemüter.

Die Historikerin Claudia Gatzka sieht mit der Ampelregierung einen Wandel auch im Kleidungsstil in der deutschen Politik. Die Gesichter der Ampelpolitiker „inszenieren einen Wechsel, einen Neubeginn, für den sie mit ihrer Person und ihrem Stil einstehen“, sagte Gatzka. Sie wollten mit diesem Stil „Bescheidenheit, Dienstbeflissenheit und den Willen, es anpacken zu wollen“, ausdrücken – zumindest auf den ersten Blick.

Das Foto der Ampelpolitiker auf dem Weg zu den Sondierungsgesprächen bringe das gut zum Ausdruck. „Sie sehen aus wie die Mitglieder einer Indieband, die gerade aus dem Flieger gestiegen sind und auf dem Weg sind zum Gig – zu ihren Fans“, so die Historikerin.

Ampelpolitiker auf dem Weg zur Pressekonferenz am 24. November 2021 in Berlin. Foto: Michele Tantussi/Getty Images

Eine Frage des Respekts

Kritischer sieht es der Parlamentsgeschäftsführer Patrick Schnieder (CDU). „Die Kleiderordnung im Deutschen Bundestag ist in den letzten zehn Jahren deutlich legerer geworden, auch bei uns in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Wie ich mich kleide, ist auch eine Frage des Respekts, den ich gegenüber den Kollegen und der Institution erweise“, sagte Schnieder der „Rheinischen Post“. Da habe er bei manch einem Kollegen auch aus der Bundesregierung gelegentlich seine Zweifel.

Von einem Vizekanzler, „der die französische Nationalversammlung besucht, hätte ich auch im Jahr 2023 erwartet, dass er eine Krawatte trägt“, so der CDU-Politiker über Robert Habeck. „Ich hoffe, dass uns der Anblick eines Gesundheitsministers in kurzen Hosen auch in Zukunft im Bundestag erspart bleibt.“

Modetipp für Habeck

Auch vom deutschen Modemacher Wolfgang Joop kam der Tipp für Habeck, sich ab und zu mal eine Krawatte umzulegen. „Wenn einer sich schlampig anzieht, denkt er auch schlampig“, zitierte ihn der „Spiegel“. Es gebe Berufe, wo eine „gewisse Perfektion“ erwartet werde.

Der Vorstandsvorsitzende der Knigge-Gesellschaft, Clemens Graf von Hoyos, hatte zuvor gefordert, dass Parlamentarier wieder mehr auf ihre Garderobe achten müssten. Von Hoyos sagte: „Die Bürger wollen von gut angezogenen Abgeordneten repräsentiert werden.“

Es müsste seiner Ansicht nach auch nicht immer Anzug, Krawatte oder Kleid sein. „Es gibt viele gute Kombinationen im Bereich Business Casual, mit denen man einen guten Eindruck hinterlässt.“ Hoyos stellte fest, dass im Bundestag – was den Kleidungsstil angeht – „an unterschiedlichsten Stellen das Gespür für Qualität und Wertigkeit“ verloren gegangen sei. (dl)

(Mit Material von dts und dpa)



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