Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble: Macron hält Rede auf Deutsch

„Wir danken Gott für diesen großartigen Menschen“: In einer Predigt ehrt die Bischöfin Fehrs das Leben und Wirken des verstorbenen Wolfgang Schäuble. Im Bundestag kommen illustre Gäste zusammen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht beim Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble im Plenarsaal des Bundestags.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht beim Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble im Plenarsaal des Bundestags.Foto: Michael Kappeler/dpa
Epoch Times22. Januar 2024

Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs hat die Vorbildfunktion des gestorbenen früheren Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble gewürdigt.

Mit seinem „Hoffnungsmut“ habe der CDU-Politiker unglaublich vielen Menschen Kraft gegeben, sagte die amtierende EKD-Ratsvorsitzende im Berliner Dom in ihrer Predigt während des Gedenkgottesdienstes für Schäuble. „Es gibt Schweres, ja, Rollstühle, Barrieren, Grenzen aller Art, aber nichts, woraus man nicht das Beste machen könnte.“ Bis zum Ende sei Schäuble so gewesen. „Wir danken Gott für diesen über alle Maßen prägenden Politiker und hingebungsvollen Demokraten, wir danken Gott für diesen großartigen Menschen.“

Fehrs nannte den Gestorbenen einen „imponierenden Antipopulisten“, die gerade in diesen Zeiten gebraucht würden. „Ein Antipopulist und zugleich Mensch, der sich ganz und gar, mit all seiner Kraft, Leidenschaft und Hingabe in den Dienst unseres Gemeinwesens und unserer Demokratie gestellt hat. Und dem mit seiner Willenskraft so vieles gelang. Wie würde unser Land jetzt aussehen, wenn nicht ein so weitsichtiger Politiker wie er den deutschen Einigungsvertrag ausgehandelt hätte?“

Schäuble war am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren gestorben. Er wurde in seiner Heimatstadt Offenburg beigesetzt. Schäuble war in seiner langen politischen Karriere Kanzleramtschef, Bundesinnen- und Finanzminister, CDU-Vorsitzender und Bundestagspräsident gewesen. Zuletzt war er einfacher Abgeordneter im Bundestag, dem er 51 Jahre lang angehörte – so lange wie kein anderer Abgeordneter in der deutschen Parlamentsgeschichte. Nach dem Gottesdienst fand im Plenarsaal des Bundestags ein Trauerstaatsakt statt.

Macron würdigt „Gründervater“ Schäuble

Dabei hielt auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine Rede. Er würdigte Schäuble als Freund Frankreichs und großen Europäer. Auf Deutsch sagte er: „Deutschland hat einen Staatsmann verloren. Europa hat eine Säule verloren. Frankreich hat einen Freund verloren.“ Schäubles Wunsch, einen Franzosen im Bundestag sprechen zu lassen, sage viel über sein Vertrauen in Frankreich und Deutschland aus.

Macron erinnerte auch an den Tod Jacques Delors‘ am 27. Dezember. „Nacheinander hat Europa zwei seiner großen Vordenker verloren.“ Beide seien Gründerväter der europäischen Einigung und der Aussöhnung der Völker gewesen. „Zwei Staatsmänner, die für ihre Länder und Europa alles gegeben haben.“ Es seien zwei Leben als Bindeglieder und Vermittler gewesen. „Sie sind im Abstand von einer Nacht von uns gegangen und unser Herz als Europäer trägt nun zweifache Trauer.“

Mit der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags am 22. Januar 1963 seien Deutschland und Frankreich in die Pflicht genommen worden, sich auszusöhnen, sagte Macron. „Diese Aufgabe lag in den Händen mehrerer Generationen. Zu ihnen gehören die Gründerväter Europas (…). Wolfgang Schäuble zählte zu dieser Generation der Baumeister.“

Illustre Gäste

Am Gottesdienst nahmen neben der Familie Schäubles die Spitzen der fünf Verfassungsorgane teil, voran Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Außerdem waren zahlreiche politische Weggefährten gekommen – unter ihnen die früheren Bundespräsidenten Horst Köhler und Christian Wulff, Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) und die ehemaligen Bundestagspräsidenten Rita Süssmuth und Norbert Lammert (beide CDU). Auf den Stufen zum Altar stand vor einem Weihnachtsbaum ein großes Schwarz-Weiß-Porträt des Gestorbenen.

Im Gottesdienst wies Bischöfin Fehrs auf Schäubles Fähigkeit zur Selbstironie, seine sagenhafte Präsenz, seine Disziplin, seinen Intellekt „und seinen Scharfsinn, der auch Schärfe kannte“, hin. Schäuble werde fehlen – seiner Familie, seinen Freunden und seinen Weggefährtinnen und Weggefährten. „An Tagen wie diesen merken wir, was fehlt, aber auch, was bleibt: Mit großer Dankbarkeit werden wir gewahr, wie viel Gutes Wolfgang Schäuble für unser Land, unsere Welt vorangebracht hat“, sagte Fehrs. (dpa)



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