Umweltaktivisten planen Protestaktionen anlässlich der Automobilmesse IAA

Titelbild
Demonstranten während eines Protests gegen die Frankfurter Automobilausstellung IAA 2019 in Frankfurt am Main.Foto: DANIEL ROLAND / AFP über Getty Images
Epoch Times6. September 2021

Die Internationale Automobil-Ausstellung, kurz IAA, ist eine der wohl wichtigsten Messen der Automobilbranche weltweit: Über 1.000 Aussteller und Redner geben sich die Ehre, eröffnet wird die Messe in München am Dienstag von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) persönlich. Doch an der Veranstaltung entzündet sich auch immer wieder Protest: Das Aktionsbündnis „Aussteigen“ kritisiert die Veranstaltung als „grünes Täuschungsmanöver“ der Autolobby und ruft zu Demonstrationen auf.

In der Tat steht die diesjährige IAA, die vom 7. bis zum 12. September stattfindet, unter dem Vorzeichen der Mobilitätswende. Neben Themen wie autonomes Fahren und Verkehrsvernetzung gehe es angesichts der klimapolitischen Beschlüsse auf Bundes- und europäischer Ebene nun darum, „innerhalb kurzer Zeit die Mobilität klimaneutral zu machen“, sagte die Präsidentin des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, bei der Auftaktpressekonferenz.

Über den besten Weg in diese Zukunft der klimaneutralen Mobilität soll die diesjährige IAA eine Debatte anstoßen. „Das ist global einzigartig und eine riesige Chance“, sagte Müller.

Eine riesige Chance sehen aber auch die Aktivisten des Aktionsbündnisses „Aussteigen“ – nämlich für Protest gegen eine aus ihrer Sicht zu einflussreiche Autolobby und eine fehlgeleitete Verkehrspolitik. Bereits 2019 brachte das Bündnis bei der IAA in Frankfurt am Main insgesamt rund 25.000 Menschen auf die Straße. Auch in diesem Jahr sind wieder Proteste angekündigt.

BUND: Konzept der IAA ist „klassisches Greenwashing“

Das neue Konzept der IAA sei „klassisches Greenwashing“, kritisierte der Leiter des Bereichs Verkehrspolitik beim BUND, Jens Hilgenberg. Die Autolobby versuche sich „kurz vor der Bundestagswahl noch einen grünen Anstrich zu geben“. Relevant sei aber das tatsächliche Ziel der Veranstaltung: „Und das Ziel der IAA ist es, Autos zu verkaufen – möglichst viele, möglichst teure“, sagte Hilgenberg.

Die geplanten Proteste richteten sich dabei nicht nur gegen die IAA, die Messe sei vor allem ein Anlass für die Demonstrationen. „Wir gehen auf die Straße, weil wir für etwas sind: Wir sind für eine echte Mobilitätswende, wir sind für mehr Platz fürs Rad und für einen besseren ÖPNV.“

Auf einer Alternativveranstaltung zur Automesse, dem Kongress für transformative Mobilität, kurz KonTra IAA, wollen sich Umwelt- und Mobilitätsaktivisten am Donnerstag und Freitag außerdem mit den Umsetzungsmöglichkeiten einer klimagerechten Mobilitätswende befassen. Der Verkehrssektor verursache rund 22 Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes, nur durch eine drastische Reduzierung des Autoverkehrs könne gegengesteuert werden, erklärte der Trägerkreis des Alternativkongresses. „Das übergreifende Thema wird sein, wie wir uns eine Mobilität der Zukunft vorstellen“, erklärte eine Mitorganisatorin der Veranstaltung.

Auto-Experte warnt vor einer generellen Verurteilung der Autoindustrie

Der Auto-Experte Stefan Bratzel vom Center for Automotive Management (CAM) warnt vor einer generellen Verurteilung der Autoindustrie. Das neue IAA-Konzept sei „ein Versuch, das Automobil einzuordnen in die Gesellschaft“, sagte er. Dass sich die Automobilunternehmen in einem echten Wandel befinden, bezweifle er nicht. „Dafür investieren sie viel zu viel Geld in diesen Wandel hinein.“

Dennoch sieht Bratzel die IAA an einem Wendepunkt. „Wenn man so will, ist das jetzt die letzte Chance, die IAA tatsächlich zu einer zukunftsfähigen Veranstaltung zu transformieren“, sagte Bratzel. Prominente Autohersteller hatten ihre Teilnahme abgesagt: Stellantis mit den Marken Opel und Peugeot sowie Toyota und auch Jaguar und Land Rover sind nicht dabei. Auch vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, ob die IAA „eine Leitmesse bleibt im Automobilbereich“.

Mit der diesjährigen IAA müsse ein Imagewandel gelingen, warnte Bratzel. Die IAA und ihr Veranstalter, der VDA, müssten wieder an Glaubwürdigkeit gewinnen, die nicht zuletzt unter dem Dieselskandal gelitten habe. „Bislang hat das nur mäßig geklappt und wir werden sehen, ob man hier einen großen Schritt nach vorne macht“, sagte er. (afp)



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