Verband: Kultusminister schuld an Lehrermangel

Lehrermangel
Das Thema Lehrermangel beschäftigt die Schulen in den nächsten Jahren weiter.Foto: Caroline Seidel/dpa/dpa
Epoch Times27. Juni 2021

Der Deutsche Philologenverband hat den Kultusministern vorgeworfen, den Lehrermangel selbst zu verursachen. „Es ist ein Märchen, dass nicht genug Gymnasiallehrkräfte vorhanden wären“, sagte die Verbandsvorsitzende Susanne Lin-Klitzing den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben). „Sie sind da. Und sie müssen eingestellt werden.“

Statt sie einzustellen, wurden die Lehrer nach Angaben des Verbandes vor dem Start der Sommerferien gekündigt. Zudem kritisierte die Verbandschefin, dass die Kultusminister ihre Pflichtaufgaben nicht wahrnehmen würden, sich stattdessen um „Corona- Nachholprogramme“ kümmerten. „Sommerkurse und außerschulische Angebote sind schön und gut, aber was wir dringender brauchen, ist, dass die vorhandenen und gut ausgebildeten Lehrkräfte endlich eingestellt werden“, sagte Lin-Klitzing.

„Das kann 2021 unmöglich so weitergehen“

Laut Philologenverband würden in Bayern jährlich mindestens 2.000 ausgebildete Lehrkräfte allein am Gymnasium nicht eingestellt. Demnach erhielten Im Jahr 2019 1.946 Lehrkräfte kein Einstellungsangebot, ein Jahr später hätte die Zahl noch höher gelegen. „Das kann 2021 unmöglich so weitergehen, denn unsere Kinder brauchen dringend Unterricht von gut ausgebildeten Lehrkräften“, sagte Verbandschefin Lin-Klitzing.

Der Vorwurf ist nicht neu bereits im Herbst letzten Jahres beklagte der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) das die Schulen im Notbetrieb laufen würden. Die würde laut BLLV unter anderem an folgenden Faktoren erkennbar: es gebe keine Vertretung für erkrankte Lehrer durch das zuständige Schulamt, Kollegen bewältigten die Belastungen nur mit Einnahme von Medikamenten, Kinder einer Klasse würden vertretungsweise auf mehrere andere Klassen aufgeteilt, Pensionisten, Studierende und Teamlehrkräfte sprängen ein. Der Lehrermangel würde immer nur kaschiert werden. Zahlen, wie viele Lehrer tatsächlich an Bayerns Schulen fehlen, gäbe es nicht, so der BLLV damals.

Kultusminister Michael Piazolo wies die Vorwürfe des BLLV ab. Es gebe keinen Notbetrieb an Bayerns Schulen und auch keinen Lehrermangel. „Das ist sicherlich immer eine Auslegungssache. Meine persönliche Einschätzung ist, dass wir in dieses Schuljahr trotz all der Herausforderungen gut gestartet sind“, sagt Piazolo.

Philologenverband: Ausgebildete Lehrkräfte müssen mit Beginn der Sommerferien sich beim Jobcenter melden

Nach Angaben des Philologenverband ist es beispielsweise in Baden-Württemberg noch immer üblich, dass sich ausgebildete Lehrkräfte mit Beginn der Sommerferien beim Jobcenter melden müssen, um dann nach den Ferien wieder an ihren Schulen eingestellt zu werden. Jährlich seien jährlich tausende Lehrkräfte betroffen. Der Deutsche Philologenverband kritisiert zudem, dass die Kultusminister der Länder generell mit einer zu niedrigen Lehrkräfteversorgung für die reguläre Abdeckung allein des Pflichtunterrichts kalkulieren würden.

Schon der „normale“ Unterrichtsausfall, beispielsweise durch Schwangerschaft und Klassenfahrten, könne mit der jetzigen Berechnung der Unterrichtsversorgung nicht kompensiert werden: „Es fällt deshalb immer mehr Unterricht aus, als es müsste“, sagte Susanne Lin-Klitzing. Sie fordert deutlich mehr Lehrkräfte an den Schulen. Nötig sei „eine umfassendere Versorgung mit Lehrkräften für den Unterricht als bisher, nur um jede reguläre Unterrichtsstunde halten zu können“. Sollten darüber hinaus die Schuler weiterhin individuell gefördert werden, führe „an einer generellen Unterrichtsversorgung mit 130 Prozent Lehrkräften allein für den Pflichtunterricht kein Weg vorbei“, sagte die Verbandschefin. (dts/er)

 



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