Wie konnte es mit CDU und CSU so weit kommen?

Wir haben es mit einem weltanschaulichen Krieg zu tun, den die angegriffene Seite nicht als solchen erkennt und nicht annimmt. Die Frage ist, ob wir den Grünen und Linken gestatten, eine ganze Hochkultur und Zivilisation zu zerstören. Ein Text von Jürgen Fritz.
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Grün, grün, grün sind alle meine Kleider.Foto: iStock
Von 7. Oktober 2018

Viele fragen sich immer wieder, wie es mit der CDU – und langsam auch der CSU – nur so weit kommen konnte, dass sie immer mehr zu einer grünen Sozi-Partei wurde, quasi einer grünlackierten SPD 2.0, die jetzt sogar schon offen überlegt, mit der SED-Nachfolgerin zu koalieren. Dafür gibt es zwei Gründe. Zum Einen spielen hier natürlich machtstrategische Erwägungen eine Rolle, es kommt aber noch etwas anderes hinzu. Um das zu verstehen, muss man in die Tiefenschichten der Seelen vordringen, denn hier spielte sich Entscheidendes ab.

Das Gefühl der moralischen Minderwertigkeit und machtstrategische Erwägungen

Das Ganze begann vor allem mit dem Aufstieg der Grünen. Seit den 1980ern haben Die Grünen es immer mehr geschafft, sich als die moralisch Überlegenen darzustellen, das übrigens nicht ganz ohne Grund, da sie anfangs tatsächlich edle Ziele verfolgten, insbesondere Umweltschutz, und gerade CDU, CSU und FDP oftmals enorm korrupt waren, siehe zum Beispiel Kohls schwarze Kassen, die er ein viertel Jahrhundert führte und das eigene Volk belogen und betrogen hat bis zum Geht-nicht-mehr. Siehe die ganzen Spendenaffären, in die vor allem CDU, CSU und FDP verstrickt waren, oder später all die getürkten Doktorarbeiten bei der FDP oder auch bei Guttenberg (CSU) und Schavan (CDU).

Das führte dazu, dass insbesondere die CDU-ler zunehmend darunter litten, als moralisch minderwertig wahrgenommen zu werden, als rationaler, mit mehr ökonomischem Sachverstand usw., was viele Bundesbürger durchaus als eine wichtige Kernkompetenz ansahen, aber moralisch irgendwie minderwertig. Irgendwann, vor vielen Jahren haben sie dann angefangen, sich den Grünen anzunähern, siehe schon Geißler.

Dies geschah natürlich auch aus machtstrategischen Gründen, weil man in der CDU merkte, dass der Zeitgeist sich seit den späten 1960ern immer mehr wandelte, dies ab den 1980ern mehr und mehr in der Mitte der Gesellschaft ankam und der CDU klar wurde, dass man keine Mehrheiten mehr in der Bevölkerung zusammenbekommt, wenn man nicht ein Stück weit mit diesem Zeitgeist mitgeht. Diese Wandlung hatte aber noch einen anderen, tiefer gehenden Grund. Dazu später mehr.

Der Zeitgeist ist links und grün

Im November 1998 wurde Angela Merkel zunächst Generalsekretärin der CDU, dann ab April 2000 CDU-VorsitzendeIn einem Interview mit der Augsburger Allgemeine erzählt sie vor ein, zwei Wochen durchaus glaubhaft, was ein ausgesprochen konservativer CDU-Bundestagsabgeordneter 2000 vor ihrer Wahl zur Bundesvorsitzenden zu ihr gesagt habe. Sie müsse unbedingt kandidieren. Darauf habe sie geantwortet: „Ich weiß nicht, ob ich konservativ genug bin für euch“, woraufhin er gesagt haben soll: „Da mach dir mal keine Sorgen, das sind wir alleine. Du musst dafür sorgen, dass unsere Töchter weiter CDU wählen.“

Sollte das wörtlich so stimmen, ist es natürlich interessant, dass selbst in der CDU des Jahres 2000 die Söhne gedanklich schon gar nicht mehr vorkamen. Es zeigt aber vor allem, dass der CDU-Spitze schon vor mehr als 18 Jahren durchaus bewusst war, wo die Reise hingeht, was der Zeitgeist möchte und dass die CDU, wenn sie nicht unter die Räder kommen will, ein Stück weit mit dem Zeitgeist mitgehen müsse.

Dazu muss man wissen, dass der Marsch der Neuen Linken und der Grünen durch die Institutionen – bereits 1967 von Rudi Dutschke explizit als Strategie formuliert, wenngleich damals noch etwas anders gemeint, nicht im Sinne einer Eroberung der Macht, sondern einer Zerstörung der Institutionen von innen heraus – im Jahr 2000 schon so weit fortgeschritten war, dass diese ihre Leute überall in Schlüsselpositionen sitzen hatten: natürlich im Bundestag (wo die Grünen seit März 1983 bis heute ununterbrochen vertreten sind), in vielen Landtagen, in den Schulen und Universitäten, in den Gewerkschaften, vor allem aber in den Massenmedien.

Die Eroberung der Massenmedien

2005 führte das Hamburger Institut für Journalistik unter 1.500 Journalisten aller Gattungen eine der größten Studien zum Thema durch und kam dabei zu folgendem Ergebnis: 19,6 Prozent der im Meinungsgeschäft Tätigen hegen keine besondere politische Sympathie für eine Partei – 80,4 Prozent aber schon.

 

Betrachten wir, was nicht hundertprozentig korrekt ist, aber doch aufschlussreich und der Wirklichkeit zumindest nahe kommend, die 19,6 Prozent als Nichtwähler an und die 80,4 Prozent als Wähler, dann hätten schon 2005 die parteiaffinen Journalisten – und das waren mehr als vier von fünf – wie folgt gewählt:

  1. Grüne: 44,2 % (bezogen auf die Gesamtmenge inkl. der Neutralen 35,5 %)
  2. SPD: 32,3 % (26 %)
  3. CDU/CSU: 10,8 % (8,7 %)
  4. FDP: 7,8 % (6,3 %)
  5. Sonstige: 5 % (4 %)

Mehr als jeder dritte Journalist war also schon 2005 den Grünen nahe stehend, mehr als jeder vierte der SPD, aber nicht mal jeder elfte der CDU oder CSU. Und hätten nur die Journalisten wählen dürfen, dann hätte Grün-Rot eine 76,5 Prozent-Mehrheit erhalten und wir hätten wohl Claudia Roth als Kanzlerin bekommen.

Auch Politik-Journalisten präferieren klar Grün-Rot

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine weitere Studie fünf Jahre späterLaut einer Erhebung der Freien Universität Berlin aus dem Jahr 2010 gab nun etwas mehr als ein Drittel (36,1 Prozent) der befragten Politik-Journalisten an, keinerlei deutliche Vorlieben für eine Partei zu haben. Die anderen 63,9 Prozent verteilten ihre Präferenzen wie folgt:

  1. Grüne: 42,1 % (bezogen auf die Gesamtmenge inkl. der Neutralen: 26,9 %)
  2. SPD: 24,3 % (15,5 %)
  3. CDU/CSU: 14,1 % (9 %)
  4. FDP: 11,6 % (7,4 %)
  5. Die Linke: 6,6 % (4,2 %)
  6. Sonstige: 1,4 % (0,9 %)

Auch hier sehen wir ein ähnliches Bild, bezogen auf die Reihenfolge sogar ein identisches. Insgesamt lässt sich festhalten: Nur jeder dritte bis jeder fünfte Journalist hat keine klare Parteipräferenz und die Partei, der die meisten Journalisten zuneigen, sind ganz klar Die Grünen, an zweiter Stelle die SPD.

Dementsprechend sieht seit Jahrzehnten mindestens 75 Prozent der Berichterstattung und Kommentierung aus, wenn nicht sogar deutlich mehr, denn die Neutralen neigen natürlich immer dazu, sich an der Mehrheit auszurichten, um nicht anzuecken.

Wer aber die Massenmedien – und zusätzlich auch noch die Schulen und Hochschulen – unter seine ideologische Kontrolle bringt, der lenkt mit der Zeit, wenn er ein wenig geschickt ist, die Bevölkerung immer mehr in seine Richtung.

Huch, zum ersten Mal werden wir nicht nur geachtet, sondern auch geliebt

Um all diese Dinge dürfte die CDU schon im Jahre 2000 gewusst haben und beschloss daher, den schon eingeschlagenen Linkskurs fortzusetzen und zu beschleunigen, einfach um nicht abgehängt zu werden, um die Partei zu modernisieren, denn die alten Mütterchen und Väterchen, die traditionell CDU und CSU wählten, würden mit der Zeit wegsterben.

Bei der Jugend brachte die Union aber kaum ein Bein auf den Boden, hier dominierten Grüne und Sozis vollkommen. Wo das langfristig hinführt, kann sich jeder leicht ausrechnen, wenn man die Jugend so gar nicht für sich gewinnen kann.

Genau das war die Aufgabe von Merkel: eine Frau, keine altbackene Katholikin und aus dem Osten kommend. Sie sollte der CDU ein neues Profil verpassen. Doch nun geschah etwas, was der zweite Grund für diesen Linksrutsch der CDU und inzwischen auch der CSU darstellt.

Denn plötzlich machten die CDU-ler eine ganz neue Erfahrung, insbesondere auch Merkel selbst: Sie wurden jetzt nicht nur respektiert, sondern zum ersten Mal von breiten Teilen der Bevölkerung geliebt, sogar von den moralisch besonders Erhabenen bei den Grünen und Linken, beziehungsweise die sich selbst dafür halten.

Helmut Schmidt wurde in seiner aktiven Zeit zum Beispiel nie geliebt, respektiert und gefürchtet ja, aber nie geliebt, vor allem nicht von den Grünen, die er als Spinner ansah. Dazu war er zu rational und zu weitsichtig. Das Gefühl, geliebt zu werden, dass einem die Herzen zufliegen, ist nicht nur unglaublich schön, auch für Politiker, es macht süchtig, zumindest will man es nicht mehr missen, wenn man es einmal hat.

Wir haben es mit einem weltanschaulichen Krieg zu tun, den die angegriffene Seite nicht als solchen erkennt und nicht annimmt

Der Angriff der Grünen auf die Konservativen aber war ein solcher über die Moral. Genau das Gleiche machen jetzt alle Parteien mit der AfD. Insofern gibt es nur eine einzige wirksame Waffe gegen die Grünen, die SPD, die Linkspartei und inzwischen auch die CDU: Man muss sie moralisch angreifen.

Das Ganze ist ein weltanschaulicher Krieg. Einen solchen gewinnt man nicht an der Oberfläche. Das verstehen zum Beispiel die sehr ehrenwerten Kollegen Broder und Tichy, die rein journalistisch eine hervorragende Arbeit leisten, leider gar nicht. Mit Argumenten, Fakten und Informationen kommt man gegen die grün-linke Hegemonie nicht an. Das wischen die alles weg.

Der Angriff muss erfolgen auf das Innerste ihrer Weltanschauung, das heißt, auf ihre grundlegenden Wertvorstellungen, auf ihr Gefühl der moralischen Überlegenheit. Dazu braucht es eine gewisse Brutalität, weil das dem anderen richtig weh tut.

Man muss den Gegner in seinem Innersten schwächen. Wenn das gelingt, kommen irgendwann Selbstzweifel auf. Und Selbstzweifel werden mit der Zeit tödlich.

Genau das habe ich mit meinem Psychopathologie-Artikel getan. Das war ein erster Frontalangriff aufs Innerste. Daher die heftigen Reaktionen bis hin zu Morddrohungen. Es war ein Angriff auf die moralische Hegemonie der Grünen und Linken. Alles andere wird keine Wirkung zeitigen. Da kann die Achse und TE noch so viel schreiben und aufdecken. Auch eine moderate Sprache wird hier nicht viel bewirken können, wenn es darum gehen soll, den Gegner im Innersten zu erschüttern.

Damit können die meisten jedoch wenig anfangen, da sie vollkommen in ihrer christlichen Moral gefangen sind „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“ und solche Angriffe daher als unfein empfinden. Auch im Krieg gibt es Regeln und ein Ehrenmann hält sich an diese. Dem anderen nicht weh zu tun, ist aber keine solche Ehrenregel. Wer dem anderen nicht weh tun will, hat den Krieg schon verloren. Der sollte sich gleich ergeben, um die Sache abzukürzen.

Grüne und Linke brauchen das Gefühl der moralischen Überlegenheit wie ein Lebenselexier, ergo muss hier angesetzt werden

Auch Maaßens Einlassungen waren im Grunde ein sanfter solcher Angriff, weil er der Gegenseite Unwahrhaftigkeit nachwies. Durch seine hohe Position reichten hier schon sanfte Andeutungen.

Deswegen flippten die Linken auch hier so aus. Wenn ihre moralische Überlegenheit fällt, aus welcher Position sollen sie dann kämpfen? Wozu sollen sie dann überhaupt noch kämpfen? Dieses Gefühl der moralischen Überlegenheit brauchen sie als Lebenselexier. Das rechtfertigt ja ihren ganzen Kampf überhaupt erst – auch vor sich selbst.

Daher auch die ständigen Versuche, die AfD als „Nazis“ zu stigmatisieren. Das machen sie nicht nur fürs Publikum, sondern auch für sich selbst, um sich eine Rechtfertigung zu verschaffen, mit allen Mitteln – mit allen! – gegen AfD-ler vorzugehen nach dem Motto „Der gute Zweck heiligt die Mittel“, was nur über eine moralische (Pseudo-)Legitimation funktioniert.

Daher muss hier der Hebel angesetzt werden. Dazu sind aber die wenigsten bereit, weil die meisten denken, man darf es doch nicht genauso machen wie die, „andere abzuqualifizieren“. Dann wäre man ja auch nicht besser.

Dem liegt wieder die christliche Moral respektive die goldene Regel (eine Kindermoral) zu Grunde: „Was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem andern zu.“

So gewinnt man aber keinen Krieg gegen einen, der selbst brutal und rücksichtslos vorgeht und zu allem bereit ist. Das gilt übrigens auch für die religiös-politisch-totalitäre Weltanschauung, die bei uns öffentlich nicht kritisiert werden darf. Auch hier muss der Angriff aufs Innerste erfolgen, das zertrümmert werden muss, was natürlich ein Erdbeben auslösen wird.

Die Frage wird sein, ob wir den Grünen und Linken gestatten, eine ganze Hochkultur und Zivilisation zu zerstören

Letztlich haben wir es mit einem Krieg der Weltanschauungen zu tun. Mindestens eine wird ausgemerzt werden. Wenn die Grünen und Linken diesen Weltanschauungskrieg gewinnen, wird ihre eigene Weltanschauung das aber auch nicht überleben, weil sie aus Luftschlössern besteht. Das ist das Verrückte. Der große Einbruch kommt für die Grünen und Linken ohnehin früher oder später.

Allerdings werden dann einige Jahre oder wenige Jahrzehnte später andere es wieder mit der gleichen Moral versuchen, wenn diese nicht zertrümmert wird. Deswegen muss der Hebel hier angesetzt werden, wenn die Welt gesunden soll. Denn sonst fangen die Kommunisten, Sozialisten, SPD-ler immer wieder aufs Neue damit an und schieben jedes Scheitern immer auf die Umstände, nach dem Motto „hundert Mal ist es gescheitert, aber beim hundertundersten Mal wird es bestimmt klappen“.

Dieses Konstrukt wird also ohnehin nicht überlebensfähig sein. Die Frage ist somit nur noch, ob wir den Grünen und Linken aus Zahmheit heraus, weil wir nicht zurückbeißen wollen, weil wir niemandem weh tun wollen, weil das nicht schicklich ist, gestatten, eine ganze Hochkultur und Zivilisation zu zerstören, damit sie anschließend dann bemerken, dass ihr ganzes Konstrukt auf Sand gebaut war, oder ob wir es zuvor zerstören, so dass sie quasi mit einem Schock in der Realität ankommen, unsere Kultur aber überlebt.

Im Original erschienen bei Jürgen Fritz.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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