Ruanda gedenkt der Opfer des Völkermords vor 25 Jahren

In Ruanda gilt bis zum 4. Juli Staatstrauer, um dem Völkermord durch die Hutu 1994 zu gedenken. Vor 25 Jahren wurden mehr als 800.000 Menschen getötet. In der Hauptstadt Kigali entzündete Staatschef Kagame zur Erinnerung an die Opfer eine Flamme in der Gedenkstätte von Gisozi.
Titelbild
(L-R) Moussa Faki, Ruandas Präsident Paul Kagame, seine Frau Jeannette (2. Reihe) und der Präsident der EU-Kommission Jean-Claude Juncker entzünden eine Flamme zur Erinnerung zum 25. Jahrestag des Völkermords am Kigali Völkermord-Denkmal in Kigali, Ruanda, 7. April 2019.Foto: YASUYOSHI CHIBA/AFP/Getty Images
Epoch Times7. April 2019

25 Jahre nach dem Beginn des Völkermords hat Ruanda am Sonntag an die hunderttausenden Opfer erinnert. Zum Auftakt der Gedenkfeiern in der Hauptstadt Kigali entzündete Staatschef Paul Kagame eine Flamme am Völkermord-Denkmal von Gisozi. Bei dem Massaker in Ruanda waren 1994 mindestens 800.000 Menschen getötet worden. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bezeichnete den Genozid als Mahnung für zukünftige Generationen.

Um an das 100 Tage währende Blutvergießen zu erinnern, gilt in Ruanda bis zum 4. Juli Staatstrauer. In der kommenden Woche finden im ganzen Land Gedenk- und Diskussionsveranstaltungen statt.

In der früheren deutschen und belgischen Kolonie Ruanda hatten Angehörige der Volksgruppe der Hutu 1994 innerhalb von drei Monaten mindestens 800.000 Menschen getötet. Die meisten Opfer waren Angehörige der Minderheit der Tutsi, aber auch viele gemäßigte Hutu wurden getötet. Viele der Täter waren Staatsbedienstete, etwa aus Armee oder Polizei.

Eine Erinnerungstafel für die Opfer desVölkermordes im Ntarama Genocide Memorial in Kigali. Foto: JACQUES NKINZINGABO/AFP/Getty Images

Trauerfeier im Nationalstadion von Kigali

In Gisozi, wo mehr als 250.000 Opfer begraben sind, hält eine Gedenkstätte die Erinnerungen an die damaligen Gräueltaten wach. Staatschef Kagame entzündete dort am Sonntag gemeinsam mit seiner Frau Jeannette, dem Kommissionspräsidenten der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, sowie EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker eine Flamme zu Ehren der Opfer.

Im Anschluss an eine Rede des Präsidenten in einem Kongresszentrum war eine Trauerfeier im Nationalstadion von Kigali geplant.

Häftlinge während einer Gedenkveranstaltung zum Völkermord am 07. April 2019 im Gefängnis Nyarugenge in Kigali, Ruanda. In diesem Gefängnis verbüßen viele Täter des Völkermords noch ihre Strafe. Foto: Andrew Renneisen/Getty Images

Kagame hatte am 4. Juli 1994 mit seiner damaligen Rebellengruppe FPR die Regierung aus Hutu-Extremisten gestürzt und damit den Völkermord beendet. Seitdem dominiert er die Politik in Ruanda.

Er war Vizepräsident und Verteidigungsminister, bevor er 2000 erstmals zum Präsidenten gewählt wurde. Kagame wird das rasante Wirtschaftswachstum Ruandas zugute gehalten. Für seine Gegner ist der Präsident hingegen ein Autokrat, der seine politischen Gegner systematisch unterdrückt.

Bilder von getöteten Menschen im Völkermord-Museum in Kigali. Foto: Andrew Renneisen/Getty Images

Aus Deutschland reiste Altbundespräsident Köhler an

An der Gedenkfeier am Sonntag nahmen einige afrikanische Politiker wie die Präsidenten der Republik Kongo und des Tschad, Denis Sassou Nguesso und Idriss Déby, sowie der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed teil. Aus Belgien reiste Ministerpräsident Charles Michel an.

Deutschland entsandte Altbundespräsident Horst Köhler zu der Gedenkfeier nach Kigali. Bundesaußenminister Mass nannte den Völkermord ein „Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes“. Die Weltgemeinschaft habe damals die „Warnzeichen“ nicht rechtzeitig wahrgenommen, erklärte der SPD-Politiker in Berlin. Das Massaker sei eine „Mahnung für zukünftige Generationen“.

Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini erinnerte an die „unmenschlichen und vorsätzlichen Gräueltaten“ vor 25 Jahren. Den Menschen in Ruanda sei es seitdem gelungen, ihr Leben und ihr Land wieder aufzubauen und die nationale Versöhnung voranzutreiben.

Am Massengrab für 250.000 getötete Menschen in Kigali. Foto: Andrew Renneisen/Getty Images

Ruanda warf Frankreich Mitschuld vor

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ließ sich bei dem Gedenken in Kigali durch den Abgeordneten Hervé Berville vertreten, einen Angehörigen der Tutsi-Minderheit, der 1994 als Waisenkind aus Ruanda gerettet worden war. Der heute  29-Jährige wurde zu Beginn des Genozids mit seinem Bruder nach Frankreich gebracht, wo er in einer Adoptivfamilie aufwuchs.

Macron bekundete am Sonntag seine „Solidarität mit dem ruandischen Volk“ und sein Mitgefühl mit den Hinterbliebenen. Er kündigte an, den 7. April in Frankreich zu einem „Gedenktag“ in Erinnerung an die Opfer des Genozids zu machen.

Ruanda hat Frankreich immer wieder vorgeworfen, sich durch seine Unterstützung der damaligen ruandischen Regierung an dem Völkermord mitschuldig gemacht zu haben. Französische UN-Truppen hätten zudem einigen Tätern bei der Flucht geholfen. Paris wies bisher jegliche Mitverantwortung an dem Blutbad zurück. Macron rief am Montag eine Historiker-Kommission ins Leben, um Frankreichs Rolle in dem Land in dieser Zeit zu untersuchen. (afp)



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