Fahrgäste wollen weiterhin Ticketautomaten bei der Bahn

Fast zwei Drittel der Bürger finden es „eher schlecht oder sehr schlecht“, wenn sie ihre Bahnfahrkarten künftig nur noch über das Internet oder Apps buchen können. Niemand sollte durch die Digitalisierung benachteiligt werden.
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Die Bahn verkauft bereits ab 2022 keine Papier-Fahrkarten mehr im Zug.Foto: Armin Weigel/dpa/dpa
Epoch Times18. Januar 2024

Obwohl bei der Deutschen Bahn die meisten Kunden ihre Tickets digital kaufen, will die Mehrheit der Fahrgäste nicht darauf verzichten, ihre Fahrkarten auch in Zukunft an Automaten oder Schaltern kaufen zu können. Das ergab eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), über die die Zeitungen der „Funke-Mediengruppe“ berichten.

64 Prozent der Bürger finden es demnach „eher schlecht oder sehr schlecht“, wenn sie Bahnfahrkarten künftig ausschließlich über das Internet oder Apps buchen können.

Besonders kritisch sehen den reinen Online-Verkauf ältere Leute: 75 Prozent der Menschen über 50 Jahren halten dies für schlecht. Aber selbst unter den jüngeren 18- bis 29-Jährigen sieht jeder zweite Befragte (49 Prozent) den reinen Online-Verkauf kritisch.

Niemanden benachteiligen

Die Vorständin der Verbraucherzentrale, Ramona Pop, fordert die Bahn auf, niemanden durch die Digitalisierung zu benachteiligen: „Menschen dürfen nicht vom Ticketerwerb oder günstigen Tarifen ausgeschlossen werden, nur weil sie keinen Online-Zugang haben oder lieber ohne Angabe privater Informationen mit der Bahn fahren wollen.“

Die Deutsche Bahn müsse „ihrer Rolle gerecht werden und ihre Angebote für alle Menschen verfügbar machen“.

Besonders ärgerlich für viele: Bereits heute bietet die Bahn Spar- und Superspartickets nicht mehr an ihren DB-Automaten an. Vielmehr können dort nur noch die deutlich teureren Flex-Tickets gekauft werden. Wer ein Spar- oder Superspartickets am Schalter kaufen möchte, muss dort dann eine E-Mail-Adresse oder Handynummer hinterlegen.

Die VZBV-Chefin kritisiert dieses Vorgehen scharf: „Dass ausgerechnet der Erwerb günstiger Spar- und Superspartickets erschwert wird, birgt auch soziale Sprengkraft. Diejenigen, die sowieso jeden Euro zwei Mal umdrehen müssen, dürfen nicht das Nachsehen haben und zusätzlich mit ihren Daten zur Kasse gebeten werden. Digitalisierung mit der Brechstange lässt zu viele Menschen zurück.“

Der Kauf von Sparpreis-Tickets an Automaten müsse weiterhin möglich sein, fordert Pop. Zudem müsse die Angabe von persönlichen Kontaktinformationen am Schalter freiwillig bleiben.

Digitalangebote deutlich ausgebaut

Die Deutsche Bahn hat in den vergangenen Jahren ihre digitalen Angebote deutlich ausgebaut: Aktuell buchen laut Bahn 84 Prozent aller Fahrgäste ihre Fernverkehrstickets per App im DB-Navigator oder im Internet. „Tendenz steigend“, sagte eine Bahn-Sprecherin. Vor zehn Jahren machten dies nur 51 Prozent.

Der Fahrgastverband Pro Bahn hält es für sinnvoll, Tickets zunehmend auf den Online-Verkauf umzustellen. „Ausgedruckte Tickets werden langfristig zu Nostalgieprodukten. Für die Zeit der Transformation ist es jedoch wichtig, dass alle auch alternativ noch ihre Tickets an Automaten oder Schaltern erhalten können“, sagte der Ehrenvorsitzende von Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, den „Funke-Zeitungen“. Wichtig sei es, dass es bei Digitaltickets eine Rückfallebene für Kunden gibt, falls das Bahnsystem mal nicht funktioniere. (dts/red)



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