Fan-Vertrauen fehlt, Zuversicht groß: Löw nimmt Kampf auf

Löw nimmt den Kampf auf. Auch wenn das Fan-Vertrauen schwindet, die DFB-Bosse zauderten - Platz machen ist für den ewigen Jogi kein Thema. Nach seiner Alles-weiter-so-Erklärung sieht der Bundestrainer bis zur EM freie Fahrt - die WM-Quali-Lose sind Nebensache.
Titelbild
Die Zustimmung für Bundestrainer Joachim Löw in der Bevölkerung sinkt.Foto: Thomas Boecker/DFB/dpa/dpa
Epoch Times8. Dezember 2020

Nachdem gesagt war, was Joachim Löw eigentlich seit dem Umbruch des DFB-Teams nach der verpatzten WM 2018 schon immer sagt, bekam er für den nächsten wirklich wichtigen Wettbewerb auch noch fünf Lose der Kategorie „sehr leicht bis normalerweise problemlos machbar“ geschenkt.

Für den Langzeit-Bundestrainer ist jetzt wieder alles klar: Rumänien, Island, Nordmazedonien, Armenien und Liechtenstein als Gegner auf dem Weg zur Winter-WM in Katar 2022, mit der Löws Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund endet.

Und Löw machte kämpferisch und mit einigen Seitenhieben auch gegen den eigenen Arbeitgeber DFB deutlich, dass er nicht vor hat, etwas gegen seine Überzeugung zu tun. Oder gar seinen Platz nach vierzehneinhalb Jahren oder wann auch immer freiwillig zu räumen. „Man lernt, dass Ziele nicht immer erreicht werden. Aber ich habe die Motivation. Und ich habe sie nie verloren. Niederlagen lassen meine Motivation nicht einfach verschwinden“, betonte der Weltmeister-Coach von 2014.

Löw und sein Stab gehen sechs Monate vor dem Start der nächsten EM auf ihrer „roten Linie“ weiter: „Wir sind absolut überzeugt von unserem Weg.“ Daran ändert auch das schwindende Vertrauen der Fans nichts. In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sieht die Mehrheit Löws Bundestrainer-Zeit abgelaufen.

Auf die Frage, ob der 60-Jährige der Chefcoach der Nationalmannschaft bleiben solle, antworteten nur 28 Prozent der 2045 Befragten mit „Ja“. 40 Prozent sind der Meinung, Löw soll die DFB-Auswahl nicht mehr zur EM 2021 führen, 32 Prozent machten keine Angaben.

„Wir wussten, dass es schwer wird und es Rückschläge geben kann. Aber das Vertrauen in die Spieler ist absolut vorhanden“, betonte Löw bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der 0:6-Blamage zum Nations-League-Abschluss in Spanien. Die sich nun schon seit Monaten wiederholenden Rufe nach einer Rückkehr der aussortierten Ex-Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng ordnet Löw weiterhin als absolute EM-Notlösung ein.

„Im Moment sehe ich keine Veranlassung, aber ich bin der Allererste, der im Sinne des Erfolgs und der deutschen Nationalmannschaft alles Erdenkliche tut, was möglich ist“, erklärte Löw. Dabei würden jedoch nicht nur allein sportliche Kriterien entscheiden, machte er deutlich, sondern zum Beispiel auch: „Wie sieht die Energie aus?“

Auch das ist nicht neu. Die neuen Hoffnungsträger wie Serge Gnabry oder Leon Goretzka brauchten Platz zur Entfaltung, sagte Löw und erinnerte an die bei der WM 2010 neue Generation der Mesut Özil, Sami Khedira oder eben Boateng und Müller, die sich in Südafrika die nötige Turnierhärte für den großen Triumph 2014 in Brasilien holten.

„Ein Trainer kämpft immer an verschiedenen Fronten, gegen Rückschläge. Ein Trainer ist immer in der Lage, einen Kampf anzunehmen“, sagte Löw. Die Skepsis eines Teils der zerstrittenen DFB-Spitze, ob er noch der Richtige sei, hat Löw tief getroffen. „Ich war enttäuscht über manche Dinge, die in die Öffentlichkeit geraten sind, die nicht immer der Wahrheit entsprachen“, beschwerte sich der Bundestrainer über weiter gegebene Interna. „Ich habe nochmal ganz klar geäußert, dass ich mir Geschlossenheit und Vertrauen wünsche.“

Löw will die Zeit jetzt nutzen, um nochmals intensiv die Details aus dem aus seiner Sicht coronabedingten Stillstandsjahr 2020 aufzuarbeiten, seine EM-Kandidaten genau zu beobachten, auch wenn er wegen der Pandemie den Weg in die Stadien derzeit vermeidet. Erst im März mit den ersten drei Spielen in der neuen WM-Qualifikation geht die Arbeit direkt auf dem Platz weiter. „In der Gruppe gehen wir als großer Favorit ins Rennen“, weiß Löw natürlich. Aber das ist für ihn ohnehin erst einmal zweitrangig: Denn die EM steht über allen. (dpa)



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