Urteil nach Hillsborough-Katastrophe sorgt für Empörung

Bei dem Pokalfinale zwischen den Fußballmannschaften Liverpool und Nottingham Forest vor 30 Jahren kamen 96 Menschen ums Leben, über 700 wurden verletzt. Nun wurde das Urteil wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung gegen den damaligen Polizeieinsatzleiter verkündet.
Titelbild
David Duckenfield.Foto: Christopher Furlong/Getty Images
Epoch Times28. November 2019

30 Jahre nach der sogenannten Hillsborough-Katastrophe mit 96 Toten ist der damalige Einsatzleiter der Polizei, David Duckenfield, vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen worden. Der 75-Jährige sei nicht verantwortlich für den Tod von mehr als 90 Fußballfans während einer Massenpanik im Hillsborough-Stadion von Sheffield 1989, urteilte ein Geschworenengericht im britischen Preston am Donnerstag. Angehörige reagierten erschüttert auf den Freispruch.

Das Zuschauerunglück von Hillsborough ereignete sich vor dem Pokalfinale zwischen den Fußballmannschaften Liverpool und Nottingham Forest am 15. April 1989. Mehr als 90 Liverpool-Fans starben im Gedränge an der Lepping-Lane-Tribüne des Sheffielder Stadions.

Nach zweijährigen Ermittlungen war 2016 amtlich festgestellt worden, dass ein „Fehler in der polizeilichen Planung“ – und nicht das Verhalten der Fans – zu der Tragödie geführt hatte. Die Geschworenen kamen damals zu dem Schluss, dass Entscheidungen der Polizei zu der Katastrophe geführt oder zu ihr beigetragen hätten und sprachen von „grober Fahrlässigkeit“.

Schuldspruch und Wiederaufnahmeverfahren

Duckenfield war wegen fahrlässiger Tötung in 95 Fällen angeklagt. Ein weiteres Opfer war erst vier Jahre nach dem Unglück gestorben, sein Fall wurde deshalb nicht strafrechtlich verfolgt. Ein Gerichtsverfahren gegen ihn im April endete ergebnislos, weil sich die Richter nicht auf ein Urteil gegen Duckenfield einigen konnten. Im Juni ordnete ein Richter ein Wiederaufnahmeverfahren gegen den inzwischen 75-Jährigen an.

Die Staatsanwaltschaft hatte die Überzeugung vertreten, Duckenfield sei letztlich dafür verantwortlich, dass es zu der tödlichen Panik kommen konnte. Duckenfield beteuerte dagegen seine Unschuld.

Ein Raunen ging durch die Zuschauerränge, als der Sprecher der Geschworenen den Freispruch für Duckenfield verkündete. Christine Burke, die Tochter eines der Todesopfer, äußerte Zweifel an der Fairness des Urteils. „Ich möchte wissen, wer für den Tod meines Vaters verantwortlich ist – denn jemand ist es“, sagte sie an den Richter gewandt.

In Zusammenhang mit dem Hillsborough-Unglück wurde bislang nur ein einziger Angeklagter verurteilt: Wegen Verletzung der Sicherheitsregeln muss der damalige Sicherheitsbeauftragte des Gastgebers Sheffield laut Urteil vom Mai 6500 Pfund (7300 Euro) Strafe zahlen. (afp)



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