Tanz auf dem Kassenhäuschen: Darmstadt feiert Wunder

Titelbild
Zurück in Darmstadt tanzen die Spieler auf dem Dach eines Kassenhäuschens.Foto: Andreas Arnold/dpa
Epoch Times8. Mai 2016
Beim nächtlichen Tanz auf dem Kassenhäuschen am Böllenfalltor genossen die Profis des SV Darmstadt 98 eine Stunde vor Mitternacht die Überraschung der Bundesliga-Saison.

„Verrückt! Wahnsinn! Das ist kaum in Worte zu fassen. Die Wunder sind nicht vergleichbar, aber der Klassenerhalt am 33. Spieltag ist größer als alles Dagewesene“, sagte Präsident Rüdiger Fritsch nach dem erneuten Coup der Südhessen, die zum dritten Mal nacheinander im Mai etwas Großes zu feiern haben. „Die Spieler haben frei bis Dienstag, sie können machen, was sie wollen“, kündigte Erfolgscoach Dirk Schuster fröhlich an.

Die Maschine mit der „Lilien“-Mannschaft konnte nach dem 2:1 (1:1)-Sieg bei Hertha BSC erst mit Verspätung starten, da keiner Auge oder Ohr für die Sicherheitserklärungen hatte. „Der ganze Flieger hat gesungen, da hat der Kapitän gesagt, er startet halt nicht“, sagte Schuster in der Sport-1-Sendung „Doppelpass“. Die Arbeit des 48-Jährigen ist nicht hoch genug einzuschätzen: Nach dem Durchmarsch aus der 3. Liga war Darmstadt als Abstiegskandidat Nummer 1 gehandelt worden.

Daran erinnerte auch Marcel Heller noch einmal. „Wir haben den kleinsten Etat der Liga, viele haben in uns das neue Tasmania Berlin gesehen. Es ist wirklich das achte Weltwunder, noch höher einzuschätzen als die Jahre zuvor“, schwärmte der Flügelflitzer.

Etwas bescheidener formulierte es – wie es seine Art ist – Schuster. „Mit dem Sieg herrscht jetzt natürlich große Erleichterung und wir sind glücklich und stolz, dass wir unser Ziel heute erreicht haben, obwohl uns das keiner zugetraut hat“, sagte er.

Ausgerechnet der Ex-Berliner Sandro Wagner hatte mit seinem Tor zum 2:1 (1:1) im Olympiastadion den Klassenverbleib perfekt gemacht. Als der erlösende Schlusspfiff fiel, beantwortete Wagner schon die ersten Fragen in der Mixed-Zone. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit hatte er nach einer Grätsche die Gelb-Rote Karte gesehen. Doch eher an seinen provokativen Gesten erhitzten sich in den letzten Minuten der Partie die Gemüter. Unmittelbar nach seinem Treffer in der 82. Minute war er in die Ostkurve gestürmt und hatte die Hertha-Ultras mit dem Zeigefinger auf den geschlossen Lippen und dem ständigen Pochen auf das Darmstadt-Logo in Rage gebracht.

„Das war vielleicht übertrieben. Aber so ein Spiel lebt auch von Emotionen“, verteidigte sich Wagner nach seinem 14. Saisontor. „Und ich habe auch nicht die Fans in der Ostkurve gemeint, sondern einige da oben, die mich immer als ‚Blinden‘ bezeichnet haben. So blind kann ich ja nicht gewesen sein, wenn ich für den Aufsteiger 14 Tore mache“, meinte der 28-Jährige, der im vorigen Sommer nach drei Jahren bei der Hertha von Trainer Pal Dardai aussortiert worden war.

Der Torjäger wird den Verein wohl verlassen. „Er hat angedeutet, dass er sich sehr gut vorstellen kann, in England zu spielen“, sagte Schuster und kündigte an: „Wir werden ihm keine Steine in den Weg legen.“ Wagner selbst meinte vielsagend: „Vielleicht war es mein letztes Spiel für Darmstadt.“ Die nächtlichen Feierlichkeiten am Böllenfalltor erlebte er gar nicht mit, er war nach dem Spiel zu seiner Familie nach München gereist.

Das tat der Freude der Fans in Darmstadt keinen Abbruch. „Einen Spieltag vor dem Ende den Klassenerhalt geschafft zu haben – dafür hätten wir vor der Saison alles Geld, das wir nicht haben, investiert. Man kann das nicht in Worte fassen, das ist mal wieder Wahnsinn“, sagte Clubchef Fritsch noch in Berlin.

(dpa)

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion