U21-EM: Halbleere Stadien und ein blonder Engel

Prag (dpa) - Tschechien fehlt es in diesem Jahr nicht an Top-Sportereignissen. Nach der Leichtathletik-Hallen-EM im März und der Eishockey-WM im Mai gastiert nun die „kleine“ Fußball-EM an Moldau und March. Bis zum Finale am 30. Juni stehen…
Titelbild
Zum Spiel Deutschland gegen Serbien fanden nur gut 5500 Zuschauer ins Prager Letna-Stadion.Foto: Thomas Eisenhuth/dpa
Epoch Times25. Juni 2015
Tschechien fehlt es in diesem Jahr nicht an Top-Sportereignissen. Nach der Leichtathletik-Hallen-EM im März und der Eishockey-WM im Mai gastiert nun die „kleine“ Fußball-EM an Moldau und March. Bis zum Finale am 30. Juni stehen die U21-Spieler auf dem Rasen.

„Wir wollen ein ähnliches Fan-Fieber entfachen wie bei der Hockey-WM im Mai, auch wenn wir keinen Jaromir Jagr haben“, kündigte Organisationschef Petr Fousek an. Der NHL-Altstar Jagr ist in Tschechien ein Nationalheld.

Zwar hat auch die U21-EM mit Botschafter, Ex-Nationalspieler und „blondem Engel“ Pavel Nedved (42) ein bekanntes Zugpferd. Mit dem Zulauf der Fans haperte es aber im Vergleich mit der rundum gelungenen Eishockey-WM noch erheblich. Zum Auftaktspiel von Deutschland gegen Serbien, das mit einem 1:1-Unentschieden endete, fanden nur gut 5500 Zuschauer den Weg ins Letna-Stadion.

Zumindest ein Grund dürfte das Timing gewesen sein, wie tschechische Fanseiten lautstark beklagten. Tschechien spielte am gleichen Tag um 18.00 Uhr gegen Dänemark im Stadion Eden. Wer das Spiel der Deutschen um 20.45 Uhr sehen wollte, hätte in einer halbe Stunde die Moldaumetropole durchqueren müssen – ein schier unmögliches Unterfangen.

Deutschlands U21-Trainer Horst Hrubesch räumte ein, er hätte sich schon gewünscht, dass mehr Zuschauer gekommen wären. Doch Torhüter Marc-Andre ter Stegen nahm es gelassen: „Mir ist es egal, ob ich vor 5000, 10 000 oder 120 000 Zuschauern spiele – am Ende geht es um das Spiel.“ Den Veranstaltern zufolge soll es ein Ausreißer gewesen sein: Die Karten für zwölf von 15 Spielen seien zu 95 oder mehr Prozent ausverkauft, hieß es von offizieller Seite.

Ein größeres Turnier wird Tschechien sobald nicht erleben, betont der nationale Verband. Für eine Erwachsenen-EM würde es an modernen, UEFA-konformen Spielstätten fehlen. Von Anfang an sollte das einmalige Fußballfest daher für möglichst viele Fans bezahlbar sein. Denn der Durchschnittslohn liegt in Tschechien, wo jedes Dorf einen Kickerplatz hat, immer noch knapp unter 1000 Euro im Monat.

Karten waren daher ab 100 Kronen (3,60 Euro) zu haben, fürs Finale musste man neun bis 13 Euro hinlegen. Doch ein negativer Effekt ist, dass kriminelle Elemente aus dem In- und Ausland ermuntert werden, Karten en bloc zu besorgen und im Schwarzhandel meistbietend zu verkaufen. Prager Zeitungen berichten vom bis zu sechsfachen Preis. Ein weiteres Problem: Viele Karten sollen nach tschechischen Medienberichten an Sponsoren gegangen sein, die von der Möglichkeit aber keinen Gebrauch machen.

Auf die Stimmung drückt natürlich auch, dass Tschechien nicht das Halbfinale erreicht hat, auch wenn Deutschland bis zum 1:1-Unentschieden ordentlich zittern musste. Manch einer klang verbittert, wie der tschechische Teamkapitän Jakub Brabec (Sparta Prag): „Es passt nicht zum Bild der Deutschen, dass sie simulieren und Zeit schinden“, meinte der 22-Jährige über die letzten zwanzig Minuten des Spiels.

Vielleicht wäre das Spiel anders verlaufen, wenn U21-EM-Botschafter Pavel Nedved versprochen hätte, sich die langen Haare bei einem Sieg kurz zu schneiden. Dazu hatten tschechische Fans den „blonden Engel“ und Europas Fußballer der Jahres 2003 in einem Online-Chat aufgerufen. Der wollte davon aber nichts wissen: „Darauf lasse ich mich nicht ein, denn die langen Haare gehören zu mir.“

(dpa)

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion