Goldjunge zum Dessert: Heß und die Liebe zum Dreisprung

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Max Heß gewann bei der Leichtathletik-EM die Goldmedaille im Dreisprung.Foto: Michael Kappeler/dpa
Epoch Times10. Juli 2016
Es war schon nach Mitternacht, da schnappte sich die blonde Moderatorin noch einmal das Mikrofon und hüpfte auf die Bühne. „Hallo, wir haben da noch ein kleines Dessert für Sie“, rief sie den Gästen auf der EM-Party in Amsterdam augenzwinkernd zu.

Der „Nachtisch“ trabte von links heran, schüchtern stellte sich Max Heß zum Interview. So viele Blicke, und alle auf ihn – damit muss der Teenager künftig wohl leben. Eigentlich sollte der neue Dreisprung-

Europameister im Hauptprogramm präsentiert werden, doch der Goldjunge aus Chemnitz konnte nicht. Er saß eine geschlagene Stunde bei der Dopingkontrolle.

Mit der persönlichen Bestleistung von 17,20 Metern hatte der Youngster die gesamte Konkurrenz geschockt. Ein gültiger Versuch reichte – dann war eine Sensation der Leichtathletik-

Europameisterschaften perfekt. Vier Tage vor seinem 20. Geburtstag hat der Sachse etwas geschafft, wovon andere Sportler ihr ganzes Leben lang träumen. Der junge Heß lebt und liebt seinen Sport, Dreisprung ist seine Passion. „Was man liebt, macht man mit Hingabe und Leidenschaft“, sagte er in der Nacht nach seinem Coup der Deutschen Presse-Agentur. Das Feierabendbier hatte er sich verdient.

DLV-Präsident Clemens Prokop eilte als erster Gratulant auf Heß zu. „Ist das nicht ein Traum?“, fragte der ehemalige Weitspringer Europas neuen Dreisprung-König. „Heute noch ja, aber morgen werde ich es vielleicht begreifen“, sagte der Teenager schüchtern.

Noch an der Sprunganlage im Olympiastadion hatte ihn sein Heimtrainer Harry Marusch in die Arme genommen. Der Coach hat Heß in vier Jahren von einem durchschnittlichen Weitspringer zu einem erstklassigen Dreispringer gemacht. Das wird ihm sein Musterschüler nie vergessen.

„Da steckt eine ganz große Arbeit von ihm dahinter“, lobte er seinen Coach, der beim LAC Erdgas Chemnitz auch eine andere Dreisprung-

Hoffnung trainiert: Kristin Gierisch. „Fifty-fifty“, antwortete Heß auf die Frage, wie viel von der Goldmedaille denn nun seinem Trainer gehört.

Marusch traut seinem Schützling alles zu, auf jeden Fall die 17,50 Meter. Schon in der diesjährigen Hallensaison ließ Heß aufhorchen: Deutscher Meister in Leipzig, bei der WM in Portland/Oregon holte sich der freche Debütant mit 17,14 Metern die Silbermedaille. In Kassel wurde er Mitte Juni zum ersten Mal deutscher Freiluft-Meister.

Vor einem Monat hat Heß sein Abitur gemacht, Durchschnitt 2,3. Nun ist der Teenager Europameister, und Mitte August will er bei den Olympischen Spielen auch die etablierten Dreispringer ein bisschen ärgern. „Das ist auf jeden Fall ein Ziel, ins Finale zu kommen, unter die ersten Acht“, meinte er in der Party-Nacht selbstbewusst.

Denn der Spaß-Springer hat noch lange nicht fertig. „Im Dreisprung hat man es selber in der Hand, dreimal möglichst weit zu fliegen“, erklärt er seine Passion. „Und das ist eines der besten Gefühle, die man sich vorstellen kann.“

(dpa)


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