Große Wehmut nach Aus gegen Real: VfL-Saison wohl vorbei

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Die Wolfsburger Spieler, allen voran Naldo (r), lassen nach dem dritten Tor von Cristiano Ronalde die Köpfe hängen.Foto: Carmen Jaspersen/dpa
Epoch Times13. April 2016

Madrid (dpa) – Klaus Allofs versuchte sich nach Cristiano Ronaldos Lehrstunde als Aufbauhelfer für die am Boden zerstörten Profis des VfL Wolfsburg. Gut gelaunt lobte der Sportchef das Team für seinen Gesamtauftauftritt in der Champions League.

Doch schwante auch Allofs in den schweren Stunden im Stadion Santiago Bernabéu, dass es in der nächsten Saison womöglich gar nichts mit einem Auftritt in Europa wird. „Jetzt ist es wie bei Mensch-ärger-dich-nicht: Einmal aussetzen, dann gehts weiter“, sagte er.

Allofs bot nach einem denkwürdigen Abend mit dem Ronaldo-Dreierpack zum 3:0-Sieg im Viertelfinal-Rückspiel bei Real Madrid den Gegenpart zu seinen Spielern. Etliche Profis waren nicht mal mehr in der Lage, das Erlebte und Ronaldos Gala in Worte zu fassen. Allen voran Maximilian Arnold. Das Kinn bebte und die Lippen zitterten, als der 21-Jährige sein Fazit formulierte: „Wir sind ausgeschieden. Da können wir nicht sagen, dass das klasse war.“

Der MittelfeldsMaximilian Holstpieler musste sich zusammenreißen, um nicht völlig von seinen Gefühlen übermannt zu werden. Er gab sich eine Mitschuld an der Niederlage und dem Aus wegen seines Fehlers vor dem frühen 0:1 (16. Minute). Nach dem überraschenden 2:0 im Hinspiel hatte das Team doch fest an die historische Chance auf das erste Champions-League-Halbfinale geglaubt. Umso größer war der Frust, der Wucht im Bernabéu nicht gewachsen gewesen zu sein.

Allofs stellte dem aber die Leistungen bis dahin entgegen. „Wir können unheimlich stolz sein über die Art und Weise, wie wir diese Champions League gespielt haben. Auch heute, trotz der 0:3-Niederlage, bin ich nicht unzufrieden. Das muss die Mannschaft auch wissen“, sagte er. Auch VfL-Coach Dieter Hecking betonte: „Wir haben eine fantastische Champions-League-Saison gespielt und haben uns auch heute im Rahmen unserer Möglichkeiten sehr gut bewegt.“

Das Kalkül von Allofs und Hecking ist klar: Angesichts des fürchterlichen emotionalen Zustands, in dem die Mannschaft um 3.43 Uhr am Mittwoch in Braunschweig landete, muss sie schnell wieder aufgerichtet werden. „Wir müssen den Kopf hochnehmen. Das ist die nächste Herausforderung, die diese Mannschaft bewältigen muss. Das wird nicht einfach“, meinte Hecking, der in Bezug auf die Liga davon sprach, „vielleicht doch noch mal die Wende“ zu schaffen. Am Samstag in Bremen soll nach seinem Willen der Grundstein dafür gelegt werden, den Sechs-Punkte-Rückstand auf die Europa-League-Plätze aufzuholen.

Nach den Erkenntnissen aus Madrid scheint das kaum möglich. Zu entlarvend waren die Aussagen der Spieler. „Wir müssen sehen, dass wir in den restlichen Spielen noch das Maximum herausholen“, meinte Kapitän Diego Benaglio. Wehmütig blickte er aber vor allem zurück auf das Bernabéu-Stadion. „Wir müssen alles daran setzen, so schnell wie möglich wieder hierhin zu kommen“, meinte der Schweizer. Wie alle anderen VfL-Profis nahm Benaglio die verpasste Qualifikation für Europa bereits als gegeben hin: „Nächste Saison wird es wahrscheinlich nicht klappen.“

Sportchef und Trainer haben nun die knifflige Aufgabe, den VfL für die Rückkehr in die Champions League zu rüsten. Dies wird nicht einfach, Baustellen gibt es genügend. In der Abwehr ist alles abhängig vom 33 Jahre alten Naldo, der zudem mit Manchester United in Verbindung gebracht wird. Mindestens ein neuer Innenverteidiger muss wohl her, da Robin Knoche nach allen bisherigen Erkenntnissen auf hohem Niveau als Backup ausfällt. Außenverteidiger Ricardo Rodriguez zieht es ohne die Bühne Champions League dem Vernehmen nach wohl weg. Unter anderem auch Real Madrid soll interessiert sein.

Das Hauptproblem bleibt der Sturm. Bereits zwei Wechselperioden gelang es Allofs nicht, einen spielerischen Hochkaräter an die Seite von Knipser Bas Dost zu stellen. Ohne die Champions-League-Millionen dürfte dies noch schwieriger werden. Zudem bedarf die Personalie Max Kruse einer Lösung. Nach Medienberichten über sein Privatleben und dem Rausschmiss aus der Nationalmannschaft ist der Ex-Gladbacher derzeit nur noch ein Fremdkörper im Team. Auch am Dienstag irrte der 28-Jährige nach seiner Einwechslung für den verletzten Julian Draxler scheinbar unkoordiniert auf dem Platz bei Ronaldos Gala-Vorstellung.



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