Wie ein «Verkehrspolizist»: Doll will Hannover neu beleben

Thomas Doll freut sich auf seine Rückkehr in die Bundesliga. Nur vier Tage nach seinem ersten Arbeitstag trifft er mit Hannover 96 am Freitagabend auf RB Leipzig. Doll verbreitet viel Optimismus und Energie - aber reicht das bei dem Tabellenvorletzten auch?
Titelbild
Trainer Thomas Doll (M.) soll Hannover 96 vor dem Abstieg bewahren.Foto: Holger Hollemann/dpa
Epoch Times31. Januar 2019

Es ist ein stressiger Einstand für Thomas Doll als Trainer von Hannover 96.

Nur vier Tage blieben dem Bundesliga-Rückkehrer in dieser Woche Zeit, um einen seit drei Monaten sieglosen Tabellenvorletzten auf ein schweres Heimspiel gegen den Champions-League-Anwärter RB Leipzig (Freitag, 20.30 Uhr/Eurosport Player) vorzubereiten. Dazu stiegen die 96er am letzten Tag der Transferfrist noch in einen Wettstreit mit Besiktas Istanbul um die Verpflichtung des Japaners Shinji Kagawa von Borussia Dortmund ein. Doll verbrachte viel Zeit auf dem Trainingsplatz, am Handy und bei der Videoanalyse seit seinem Dienstbeginn am vergangenen Montag.

Einen Tag vor dem Leipzig-Spiel hielt der 52-Jährige am Donnerstag aber doch noch einmal kurz inne und gab zu: „Die Bundesliga ist etwas ganz Besonderes. Ich freue mich riesig auf morgen Abend, 20.30 Uhr.“ Denn zur Erinnerung: Das bislang letzte Mal war Doll vor zehn Jahren und acht Monaten als Trainer in ein Bundesliga-Spiel gegangen. Er stellte damals den jungen Mats Hummels und den alternden Christian Wörns in die Abwehr und gratulierte hinterher dem gegnerischen Trainer Felix Magath zum Sieg. Mit 2:4 (1:2) verloren Doll und Borussia Dortmund im Mai 2008 zu Hause gegen den VfL Wolfsburg.

Von seinem Comeback-Spiel gegen den Tabellenvierten aus Leipzig erwartet der langjährige Spieler und Trainer des Hamburger SV deutlich mehr. „Die Jungs haben genug auf die Tabelle geguckt. Das macht kein Spaß“, sagte Doll. „Wir wollen jedes Spiel so angehen, dass wir so schnell wie möglich ein Erfolgserlebnis haben. Am besten schon am Freitagabend.“ Nach nur wenigen Tagen in Hannover sei er sich sicher: „Die Jungs haben richtig Lust darauf, den Bock umzustoßen. Das spürst du auf dem Platz.“

Genau das hat man sich bei 96 von der Verpflichtung des früheren Nationalspielers versprochen: Dass er Optimismus verbreitet, positive Energie verströmt und verunsicherte Profis wieder starkredet. Die „Neue Presse“ beschrieb in dieser Woche, dass Doll im Training bisweilen so wild gestikuliert habe „wie ein italienischer Verkehrspolizist“. „Fußball spielen können sie“, sagte er am Donnerstag über seine Spieler. „Sie müssen sich wieder an die tollen Leistungen erinnern, die sie vor geraumer Zeit abgerufen haben.“

Die Frage ist nur, ob das allein am Freitag gegen Leipzig und auch in den folgenden Wochen im Abstiegskampf der Bundesliga reichen wird. Denn eines hat selbst Doll bei aller Erfahrung und Energie in den vergangenen Tagen nicht bewirken können: eine Wunderheilung bei den verletzten Offensivkräften Ihlas Bebou, Kevin Füllkrug, Linton Maina oder Noah Sarenren Bazee. Ein stark dezimierter Kader bleibt das Hauptproblem in Hannover. Auch deshalb das Bemühen um Kagawa.

Bei einem Angebot aus Leipzig hätte der Japaner vermutlich nicht so lange überlegen müssen. Der Red-Bull-Club hat sportlich wie finanziell deutlich bessere Perspektiven als Hannover. Und so lange Thomas Doll durch seine Zeit in Ungarn, Saudi-Arabien und der Türkei auch weg war aus der Bundesliga: Der frühere 96- und heutige RB-Coach Ralf Rangnick war schon damals sein Kollege.

„Menschlich sind wir immer sehr gut klar gekommen“, sagte Rangnick am Donnerstag über Doll. „Es hat immer Spaß gemacht, sich mit ihm auszutauschen. Damals stand er für gepflegten Fußball und offensives Spiel. Ob das jetzt noch so ist, werden wir am Freitag sehen.“ (dpa)



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