Baden-Württemberg: Kretschmann will Versorgung mit Wasserstoff ab 2030 garantieren

Das Kabinett von Baden-Württemberg hat seinen Fortschrittsbericht zur Wasserstoff-Roadmap vorgelegt. Regierungschef Kretschmann strebt eine Versorgung ab 2030 an.
Die Produktionshalle der Pilotanlage für grünen Wasserstoff aus Sonnenstrom des spanischen Stromerzeugers Iberdrola südlich von Madrid.
Die Produktionshalle der Pilotanlage für grünen Wasserstoff aus Sonnenstrom des spanischen Stromerzeugers Iberdrola südlich von Madrid.Foto: Iberdrola/dpa
Von 10. Mai 2023

Am Dienstag, 9. Mai, hat die Landesregierung von Baden-Württemberg ihren „Fortschrittsbericht zur Wasserstoff-Roadmap“ beschlossen. „Überall dort, wo nicht auf elektrische Energie umgestellt werden kann, brauchen wir Wasserstoff“, erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann anlässlich der Vorlage. Der Bericht listet Maßnahmen auf, die eine ausreichende Versorgung des Landes ab spätestens 2030 garantieren.

Bedarf an grünem Wasserstoff höher als erwartet

In dem Bericht heißt es unter anderem, dass das Land sein weiteres Vorgehen in der Wasserstoffpolitik an den Ergebnissen einer laufenden Bedarfsanalyse ausrichten werde. In deren Rahmen sind Unternehmen aufgefordert, mittels eines Online-Fragebogens ihren voraussichtlichen Wasserstoffbedarf für die kommenden Jahre zu deklarieren.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine sei damit zu rechnen, dass der Bedarf an grünem Wasserstoff in Deutschland deutlich höher ausfallen werde, als ursprünglich angenommen. Dies treffe auch auf Baden-Württemberg zu. In die Erhebung sind unter anderem Verbände, landeseigene Plattformen und Fernleitungsbetreiber eingebunden.

Beobachter gingen von einem Bedarf an grünem Wasserstoff in einer Größenordnung von 53 bis zu 90 TWh aus. Dabei seien der Wärmemarkt, die Rückverstromung und der Ersatz von grauem Wasserstoff noch nicht einbezogen.

Ist die zur Umwandlung benötigte Energie emissionsfrei, spricht man von grünem Wasserstoff. Als „Grau“ gilt der Wasserstoff, wenn die Energie aus fossilen Quellen stammt und als „blau“, wenn beim Einsatz konventioneller Energieträger zumindest das CO₂ aufgefangen wird.

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Wasserstoff als „wesentlicher Baustein zu Energiewende und Klimaschutz“

Einer Pressemeldung zu der Veröffentlichung zufolge hat das Land bis dato bereits rund 500 Millionen Euro an Fördermittel in Projekte investiert. Man betrachte die Wasserstofftechnologie als wesentlichen Baustein zu Klimaschutz und Energiewende. Eine Vielzahl an Maßnahmen, die der Bericht aufführt, steht deshalb im Kontext des Ausbaus der Infrastruktur.

Da Wasserstoff auch auf absehbare Zeit ein knapper, wertvoller Rohstoff bleiben werde, wolle man sich beim Ausbau auf bestimmte Bereiche konzentrieren. Vor allem gehe es dabei um jene, die keine Alternative auf dem Weg zur Klimaneutralität hätten.

Wasserstoff sei eine wesentliche Backup-Option in der Stromversorgung. Auch in zahlreichen Industriesektoren werde er stofflich und energetisch zur Alternative zu fossilen Brennstoffen – insbesondere für Hochtemperaturwärmeprozesse.

Kabinett in Stuttgart sieht auch Chancen für Flugverkehr und Schifffahrt

Baden-Württemberg wolle jedoch auch die Anwendung von Wasserstofftechnologien im Mobilitätsbereich fördern. Dies solle hauptsächlich auf den Schwerlastverkehr gemünzt sein. Allerdings sieht man in reFuels, die auf Wasserstoff oder dessen Derivaten basierten, auch Potenziale für Luftverkehr und Schifffahrt.

Energieministerin Thekla Walker kündigte erste Pipeline-Anschlüsse in Baden-Württemberg an das deutsche und europäische Wasserstoffnetz bis 2030 an. Im Raum Freiburg könne ein solcher möglicherweise auch bereits ab 2028 entstehen. Die Weichen, so Walker, müssten dazu jetzt gestellt werden.

Auch die EU sei in den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur in Baden-Württemberg eingebunden. Immerhin gebe es gleich fünf sogenannte „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI-Projekte) in Baden-Württemberg.

Grüne Minister gegen Technologieoffenheit in Sachen Wasserstoff

Nicht alle Bundesländer und vor allem nicht alle grünen Länderminister scheinen jedoch Kretschmanns Optimismus bezüglich des Fortschritts in der Wasserstofftechnologie zu teilen.
Wie der „Focus“ in der Vorwoche berichtete, wollen grüne Minister auf Länderebene den mit den Koalitionspartnern vereinbarten Kompromiss zum Heizungsgesetz nicht mittragen. Sie fordern eine Verschärfung des Heizungsgesetzes.

Elf von 16 grünen Ministern wollen unter anderem die von der FDP in dem Entwurf reklamierte Technologieoffenheit bezüglich Wasserstoff kippen. Diese Optionen zugunsten der Wasserstofftechnologie sollten erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen sein, so die Minister. Begründung: Derzeit seien zudem noch keine ausreichenden Aussagen über Bedarf und Wirtschaftlichkeit von Wasserstoff möglich.



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