EU-Entscheidung: Keine Abholzung für Schokolade oder Kaffee

Falls die eigene Lieblingsschokolade etwas mit einem abgeholzten Wald zu tun hat, könnte es künftig schwerer sein, sie zu bekommen. Importkontrollen und Satellitenüberwachung sollen die Wälder schützen.
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Eine Frau bei der Ernte von Kakaofrüchten auf einer Plantage im Dorf Glanmore, Banyuwangi, Indonesien.Foto: iStock
Von 21. April 2023

Schokolade, Kaffee, Papier und viele andere Güter könnten in Zukunft teurer werden. Grund ist eine Entscheidung des EU-Parlaments. In Brüssel stimmten die Abgeordneten am 19. April dafür, neue Sonderregeln zum Schutz der Regenwälder einzuführen.

Demnach müssen Importeure bescheinigen, dass die Produkte von einem Ort stammen, an dem keine Abholzung stattfindet. Die „Sorgfaltserklärung“ muss nachprüfbare Informationen darüber enthalten, dass Landwirte ihre Waren nicht auf Flächen angebaut haben, die nach 2020 abgeholzt werden. Der Mehraufwand, der mit diesem Verfahren verbunden ist, könnte zu Preisänderungen führen.

Während grüne EU-Vertreter von einem Sieg sprechen, haben mehrere Händler bereits protestiert. Sie befürchten, dass die Regeln in der Praxis kaum umzusetzen ist.

Satelliten werden zur Kontrolle der Wälder eingesetzt

Wie werden die Sorgfaltserklärungen überprüft? Importeure müssen den zuständigen Behörden ihre Nachweise vorlegen. Sie müssen exakt angeben, wo und in welchen abholzungsfreien Gebieten die Waren produziert wurden. Das gilt für Soja, Rindfleisch, Palmöl, Holz, Kakao, Kaffee, Gummi, Holzkohle und daraus hergestellte Produkte. Die Informationen, die sie liefern, werden mittels Satellitenbeobachtung überprüft, berichtet „Euronews“.

Behörden wollen darüber erfahren, ob die Satelliten zu den angegebenen geografischen Koordinaten und in der Nähe ein abgeholztes Gebiet zeigen oder nicht. Halten sich Händler nicht an das Gesetz, werden sie mit hohen Geldstrafen belegt.

Viele Kleinunternehmer protestieren gegen diese Regelung. Sie befürchten, solche Nachweise nicht beschaffen zu können. Einem Bericht von „Reuters“ zufolge haben Indonesien und Malaysia, die größten Palmöl-Exporteure der Welt, die EU beschuldigt, den Marktzugang für ihre Produkte zu beschränken. Malaysia hat angekündigt, dass es als Reaktion auf das Gesetz seine Palmöl-Lieferungen nach Europa stoppen wird.

Auch das brasilianische Agrarunternehmen ABAG kritisiert die Bestimmung. Es findet, dass das Gesetz keine Rücksicht auf lokale Vorschriften nimmt. Der Leiter des Unternehmens, Luiz Carlos Carvalho, erklärte gegenüber „Reuters“, dass Brasilien bereits Maßnahmen gegen die Abholzung von Wäldern ergreife, die nationale Gesetzgebung aber die Abholzung bestimmter Gebiete ermöglicht.

Preiserhöhung wird nur temporär, sagen die Grünen

Laut den Grünen sind Preiserhöhungen durch das neue Verfahren nur eine vorübergehende Begleiterscheinung. Der ökologische Nutzen der Gesetzgebung überwiege bei Weitem die temporären Unannehmlichkeiten.

Dem Bericht zufolge ist die Abholzung für rund zehn Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich: „Die europäischen Verbraucher können jetzt sicher sein, dass sie nicht mehr unwissentlich an der Abholzung beteiligt sind“, zitierte das ZDF Christophe Hansen, Hauptverhandlungsführer für das Gesetz im Parlament.

Der Vorschlag des Europäischen Parlaments muss noch von den Mitgliedstaaten genehmigt werden. Wenn alle Hindernisse aus dem Weg geräumt sind, werde es eine Übergangsfrist geben. Große Unternehmen haben 18 Monate und kleinere 24 Monate Zeit, sich an die neuen Regeln anzupassen. Danach können Geldstrafen von bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes verhängt werden.



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