Mehrheit der Deutschen für sieben Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie

Sollte die Mehrwertsteuer auf Speisen wieder auf 19 Prozent angehoben werden, könnte dies fatale Folgen für die Gastronomie haben. Das befürchtet auch eine Mehrheit der Deutschen, die der Meinung ist, dass die 7-Prozent-Mehrwertsteuer in der Gastronomie beibehalten werden sollte. Dies ergab eine aktuelle Civey-Umfrage im Auftrag der Metro AG.
Das Statistische Bundesamt hat die Zahlen zum Umsatz im Gastgewerbe für August 2022 bekanntgegeben.
Gastgewerbe unter Druck.Foto: Christoph Soeder/dpa
Von 3. Oktober 2023

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Rund 90 Prozent der Befragten sehen eine große Bedeutung der Gastronomie für attraktive Innenstädte und eine lebendige Gesellschaft. Dabei befürchten fast drei Viertel der Menschen in Deutschland ein weiteres Gastronomiesterben im Falle einer Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants, Gaststätten und Cafés. Entsprechend befürwortet die große Mehrheit der Deutschen, 81,8 Prozent, eine Beibehaltung des verringerten Mehrwertsteuersatzes von sieben Prozent auf Speisen in der Gastronomie.

Konsequenzen aus Bevölkerungssicht

Falls die Mehrwertsteuer dennoch auf 19 Prozent angehoben werden sollte, gab mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) an, nicht in der Lage oder bereit zu sein, für das Essengehen mehr Geld auszugeben. Damit gerieten die Umsätze beziehungsweise Margen der Gastronomie weiter in Bedrängnis. Dies geht aus den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Metro AG hervor, bei der im August 2023 rund 10.000 Bundesbürger zur aktuellen Situation der Gastronomie befragt wurden.

Abwärtsspirale in der Gastronomie

„Die Studie zeigt: Die Deutschen wertschätzen die Gastronomie und haben zugleich große Sorgen, dass immer mehr Betriebe aufgrund des wirtschaftlichen Drucks schließen müssen“, sagt Dr. Steffen Greubel, CEO der Metro AG. „Die Branche hat aufgrund der massiven Inflation von Lebensmitteln, Energiepreisen und Löhnen die Belastungsgrenze erreicht – und auch viele Bürger können oder wollen sich weitere Preisanstiege beim Essengehen nicht mehr leisten.“ Eine Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer wäre nicht nur ein Stoß ins Herz der Gastronomie mit fast zwei Millionen Beschäftigten in Deutschland, die die Politik während der Pandemie gerade noch gerettet habe. „Es wäre auch ein Stoß ins Herz unserer Innenstädte und ländlichen Regionen, denn mit der Gastronomie verschwinden auch wertvolle Orte des Austauschs und der Begegnung“, so Dr. Steffen Greubel weiter.

Steuerliche Ungleichbehandlung

Zugleich würde mit einer Anhebung auf 19 Prozent die steuerliche Ungleichbehandlung von Lebensmitteln zementiert, da die Besteuerung von Lieferservices und Take-away weiterhin nur mit sieben Prozent erfolgt. In fast allen europäischen Nachbarländern seien Lebensmittel steuerlich gleichgestellt. „Dieser deutsche Sonderweg ist nicht nachvollziehbar und schafft klare Fehlanreize“, so der Metro-Chef. „Deshalb treten wir dafür ein, den reduzierten Mehrwertsteuersatz für die Speisegastronomie dauerhaft beizubehalten.“

Wegen der Folgen der Corona-Krise für die Gastro-Branche hatte am 1. Juli 2020 die seinerzeit in Berlin regierende große Koalition die Umsatzsteuer für Essen in Gaststätten zunächst für ein Jahr von 19 auf sieben Prozent gesenkt, um die Betriebe am Laufen zu halten. Die Regelung wurde später verlängert, soll aber am Jahresende auslaufen. Ab Januar 2024 könnten also die Preise in den Restaurants deutlich steigen, denn ab da soll die Mehrwertsteuersenkung nicht mehr gelten.

Entscheidung spätestens Ende Oktober

Derweil läuft die Diskussion zum Thema auch im Bundestag. Die Opposition hat vor Preissteigerungen in Kneipen und Restaurants sowie für Gaskunden gewarnt, wenn die Steuervergünstigungen auslaufen. Bundesfinanzminister Christian Lindner verwies in einem persönlichen Schreiben an die Gastro-Verbände auf den Zeitpunkt der Entscheidung: „Über eine mögliche Verlängerung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes auf Restaurant- und Verpflegungsdienstleistungen wird jedoch erst im Rahmen der weiteren Beratungen über den Bundeshaushalt 2024, spätestens aber im Lichte der Steuerschätzung Ende Oktober, zu entscheiden sein.“

Gastrobranche unter Druck

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband hatte im Falle einer Rückkehr zum bisherigen Mehrwertsteuersatz bereits vor mehr als 12.000 Betriebsschließungen, Preissteigerungen von mehr als 15 Prozent, sinkenden Umsätzen und weniger Jobs gewarnt.

„Eine Steuererhöhung auf Speisen zum 1. Januar 2024 müsste in vollem Umfang an die Gäste weitergegeben werden wie auch weitere Kostenbelastungen, da die Gastronomen keine Spielräume und Reserven mehr haben“, sagt DEHOGA-Präsident Guido Zöllick. „Das führt zu einem Preisschock für die Gäste. Weniger Gäste, Umsatzverluste und weitere Betriebsschließungen wären vorprogrammiert.“



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