Notstand: Tausende britische Tankstellen ohne Benzin

Weil Zehntausende Lastwagenfahrer fehlen, bekommen Tankstellen in Großbritannien keinen Kraftstoff mehr. Es kommt zu Panikkäufen und langen Schlangen. Ein Verband nennt nun Zahlen.
Titelbild
Der Notstand an den britischen Tankstellen nimmt alarmierende Züge an.Foto: Nick Ansell/PA Wire/dpa/dpa
Epoch Times27. September 2021

Der Notstand an den britischen Tankstellen nimmt alarmierende Züge an. Nach Angaben des Branchenverbands Petrol Retailers Association, der rund 5.500 unabhängige Tankstellen vertritt, haben zwei Drittel der Mitglieder keinen Kraftstoff mehr.

Die Nachfrage liege um bis zu 500 Prozent höher, sagte Verbandschef Brian Madderson dem Sender BBC Radio 4. Madderson sagte, 50 bis 90 Prozent der Tankstellen seien leer, die anderen drohten bald auszutrocknen. PRA-Chef Madderson berichtete im Sender BBC: „Eines unserer Mitglieder erhielt mittags einen Tank, und am späten Nachmittag war der Inhalt bereits in den Autos der Leute verschwunden.“

An zahlreichen Tankstellen in Großbritannien gibt es derzeit Engpässe mit Benzin und Diesel, seit Tagen kommt es zu Panikkäufen und langen Schlangen. Hintergrund ist ein gewaltiger Mangel an Lastwagenfahrern, der zuvor bereits zu leeren Supermarktregalen geführt hatte.

Wegen der Corona-Pandemie wurden etliche Fahrstunden und -prüfungen verschoben. Zudem wanderten wegen des Brexits etwa 20.000 vor allem osteuropäische Fachkräfte ab – neue strenge Einwanderungsregeln hemmen nun aber den Zuzug.

Arbeitsvisa für ausländische Lastwagenfahrer

Um die Probleme zu bekämpfen, will die Regierung unter anderem Arbeitsvisa für bis zu 5.000 ausländische Lastwagenfahrer ausstellen. Verbandschef Madderson kritisierte, das Regierungsvorhaben greife zu kurz. Premierminister Boris Johnson hatte sich gegen Visa-Ausnahmen lange gesträubt, denn ein Ziel des Brexits war, die Freizügigkeit zu beenden.

Mit einem Maßnahmenpaket will die Regierung nun zudem Zehntausende Fahrprüfungen zusätzlich pro Jahr ermöglichen. Außerdem sollen die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Wie die Zeitung „The Times“ berichtete, sollen kurzfristig Soldaten als Lastwagenfahrer einspringen. Es könne allerdings noch eine Woche dauern, bis sie einsatzbereit sind.

Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng setzte am Sonntagabend Wettbewerbsregeln außer Kraft, damit die Branche gemeinsam gegen die Engpässe vorgehen kann. „Es gibt langjährige Notfallpläne, um mit der Industrie zusammenzuarbeiten, damit die Kraftstoffversorgung aufrechterhalten wird und im Falle einer ernsthaften Störung Lieferungen erfolgen können“, sagte Kwarteng. Er betonte, dass es genügend Kraftstoff gebe, räumte aber Probleme bei den Lieferketten ein.

Treibstoffknappheit durch Panikkäufe

Die britische Tankstellenvereinigung PRA hat die Treibstoffknappheit in Großbritannien auf Panikkäufe zurückgeführt. Vor allem in den städtischen Gebieten sei zahlreichen Tankstellen der Treibstoff ausgegangen, sagte der PRA-Vorsitzende Brian Madderson am Montag. Britischen Medienberichten zufolge erwägt die Regierung, Soldaten zur Lieferung von Treibstoff im ganzen Land einzusetzen. Am Montag bildeten sich erneut lange Schlangen vor den Zapfsäulen.

Verkehrsminister Grant Shapps schloss am Wochenende nicht aus, militärische Hilfe anzufordern. Der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng sagte am Montag, er habe Wettbewerbsbestimmungen der Branche ausgesetzt, damit die Branche „wichtige Informationen austauschen und besser zusammenarbeiten und so Lieferengpässe minimieren kann“. (dpa/afp/oz)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion