Private Investoren übernehmen immer mehr Arztpraxen

Mittlerweile kaufen Investmentgesellschaften auch kleinere Arztpraxen auf - der deutsche Gesundheitsmarkt ist für private Investoren sehr attraktiv. Vor allem Zahnarztpraxen, Radiologien und Augenheilkunde, aber auch Pflegeheime, sind begehrt.
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An der Rezeption einer Arztpraxis.Foto: iStock
Epoch Times27. Juli 2019

Große Investitionsgesellschaften haben es derzeit auf den deutschen Gesundheitsmarkt abgesehen. Sie kaufen mittlerweile auch kleinere Arztpraxen auf. Für die Patienten muss das keine schlechte Nachricht sein, wie der Experte für den Gesundheitsmarkt bei der Unternehmensberatung EY, Christian Egle, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP sagt. Er sieht aber auch Probleme.

Laut einer Untersuchung des Instituts Arbeit und Technik gab es zwischen 2013 und 2018 im Gesundheitssektor rund 130 Übernahmen von Unternehmen – die Mehrheit allein in den letzten beiden Jahren. Die Käufer kamen häufig aus dem europäischen Ausland oder den USA.

„Der Gesundheitsmarkt ist für private Investoren sehr attraktiv, weil er weitgehend konjunkturunabhängig funktioniert“, sagt Egle, der seit mehr als 17 Jahren medizinische Einrichtungen, Krankenversicherer und auch Investoren berät.

Im Fokus der privaten Investoren stehen Einrichtungen wie vor allem Zahnarztpraxen, Radiologien und Augenheilkunde, aber auch Pflegeheime.“

In diesen Bereichen gebe es viele kleinere Praxen und Unternehmen, die Investoren nacheinander übernehmen und zu größeren Verbünden zusammenschließen. Dabei zielen sie vor allem auf Einsparungen in der Verwaltung und beim Einkauf von Materialien ab. „Einsparungen von 15 Prozent durch Skaleneffekte und optimierte Abläufe sind durchaus möglich – davon träumen andere Wirtschaftsbereiche“, sagt Egle. „Deshalb werden die Übernahmen in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach weiter zunehmen.“

An der medizinischen Qualität werde „in der Regel“ nicht gespart

Gut sei, dass die neuen Eigentümer in den erworbenen Praxen einheitlich hohe Qualitätsmaßstäbe setzen und viel in neue Gebäude und Digitalisierung investieren. „Das kommt den Patienten zugute“, sagt Egle. „Etwa, wenn sie ihre Termine beispielsweise per App buchen und verwalten können oder die Abläufe in neuen Gebäuden besser funktionieren.“ Auch Ärzte fänden in größeren Einheiten bessere Ausbildungsmöglichkeiten.

„Auf der anderen Seite konnten wir in Einzelfällen beobachten, dass der Kostendruck zunimmt“, sagt Egle.

Dadurch kann es zu personellen Unterbesetzungen kommen.“

An der medizinischen Qualität werde aber „in der Regel“ nicht gespart, denn gerade Radiologie, Zahn- und Augenheilkunde seien Felder für Spezialisten. Hinzu komme, dass die Investoren meist für die Besonderheiten des streng regulierten deutschen Gesundheitsmarkts sensibilisiert seien – zum Beispiel beim Thema Datenschutz.

Auch die aktuelle Politik des Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) bremst die Investoren nicht aus. „Neue Gesetze wie das beschlossene Pflegestärkungsgesetz oder das geplante Digitale-Versorgungsgesetz bringen Bewegung in den Markt“, sagt Egle. „Das ist für alle Beteiligten von Vorteil.“ (afp)



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