Schattenwirtschaft auf höchstem Stand seit Einführung des Euro

Auf über 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts soll die Schattenwirtschaft in diesem Jahr ansteigen. Fachleute sehen die Gründe in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage, aber auch bei politischen Entscheidungen.
Schattenwirtschaft auf höchstem Stand seit Euro-Einführung
Die Schattenwirtschaft könnte 2023 einen neuen Höchststand erreichen.Foto: Patrick Pleul/Symbolbild/dpa
Von 13. Februar 2023

Experten erwarten einen Anstieg von Deutschlands Schattenwirtschaft im Jahr 2023 auf eine lange nicht gesehene Größe. In Schwarzarbeit und illegalen Aktivitäten werden in diesem Jahr rund 440 Milliarden Euro erwirtschaftet werden, schätzen der Linzer Schattenwirtschafts-Experte Friedrich Schneider und sein Tübinger Kollege Bernhard Boockmann in einer Analyse, über die die „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ berichtet. Das wären 60 Milliarden Euro mehr als im vergangenen Jahr und so viel wie seit der Euro-Einführung nicht.

Die Schattenwirtschaft würde damit auf 10,2 Prozent der offiziellen deutschen Wirtschaftsleistung wachsen, nach 9,4 Prozent im Vorjahr. Die Ökonomen begründen ihre Prognose mit einer schwachen Wirtschaftslage und der hohen Inflation.

In den wirtschaftlich guten Zehnerjahren war die Schattenwirtschaft von Jahr zu Jahr kleiner geworden. Die Corona-Pandemie habe diesen Trend allerdings beendet. Für das laufende Jahr rechnen die Ökonomen mit einem kräftigen Anstieg, der nicht nur einen neuen Rekord bringt, sondern auch in seiner Geschwindigkeit deutlicher ist als in vielen Jahren zuvor.

Problem Wohlfahrtsstaat?

Der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Antony P. Mueller von der Universität Erlangen-Nürnberg bietet eine Erklärung für diese Entwicklung: der Wohlfahrtsstaat. Durch zu viele „soziale Sicherungen“ erzeuge der Staat viele der gesellschaftlichen Problemlagen, die er angeblich bekämpfen will.

„Je großzügiger Sozialhilfe ausgebaut wird, desto mehr Sozialhilfeempfänger wird es geben. Wenn die Belastung mit Sozialabgaben steigt, blüht die Schattenwirtschaft“, erklärt Mueller.

Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung einige Beschlüsse gefasst, die Menschen aus der Schwarzarbeit in offizielle Beschäftigung bringen könnten oder zumindest ihren Wechsel in die Schwarzarbeit verhinderten, wie die beiden Ökonomen analysieren. Dazu gehört die Erhöhung von Mini- und Midijob-Grenzen, die gering entlohnte Tätigkeiten vereinfachen und von Steuern entlasten. Die Vergünstigungen seien aber so gering, dass sie die Schattenwirtschaft nur um 500 Millionen Euro reduzierten.

Die Entlastung der Steuerzahler von der kalten Progression verhindere einen weiteren Zuwachs der Schattenwirtschaft um 5,3 Milliarden Euro.

Unter Schattenwirtschaft fallen laut Bundeszentrale für politische Bildung alle wirtschaftlichen Leistungen, die nicht in die Berechnung des Sozialprodukts eingehen. Dazu gehören etwa Hausarbeit und häusliche Selbstversorgung oder Nachbarschaftshilfe und ehrenamtliche Leistungen, die die Statistik nicht erfasst. Ebenso zählen illegale wirtschaftliche Tätigkeiten, die mit Straftaten wie dem Drogenhandel oder Steuerhinterziehung verbunden sind.

(Mit Material von dts)



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