Übersättigter Markt: Chinas Elektroautohersteller WM Motor meldet Konkurs an

Der einst aufstrebende Star der Elektrofahrzeugbranche, das chinesische Start-up WM Motor, hat Konkurs angemeldet. Das Unternehmen führt seine Schwierigkeiten auf die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, einen schleppenden Kapitalmarkt und steigende Rohstoffkosten zurück.
Titelbild
Ein Mopedfaher kommt an neuen Elektrofahrzeugen vorbei, die auf einem Parkplatz unter einem Viadukt in Wuhan in der zentralchinesischen Provinz Hubei abgestellt sind, am 22. Mai 2017. (STR/AFP via Getty Images)
Von 15. Oktober 2023

Das Unternehmen WM Motor konnte dem ruinösen Wettbewerb im E-Fahrzeugmarkt nicht länger standhalten und meldet Insolvenz an. Das chinesische Start-up für E-Fahrzeuge führt seine operativen Herausforderungen auf die Folgen der COVID-19-Pandemie, einen trägen Finanzmarkt und ansteigende Rohstoffpreise zurück. Dennoch kündigte es ein Comeback an, sobald es einen Umstrukturierungsplan in Zusammenarbeit mit globalen Investoren fertiggestellt habe.

Ein Gericht in Shanghai wird den WM-Fall prüfen. Das geht aus einer Meldung auf der nationalen Plattform für die Offenlegung von Unternehmensinsolvenzen hervor, berichtet „Reuters“.

Auf seinem offiziellen Weibo-Account, Chinas populärem Twitter-ähnlichem Mikroblog, erklärte das Start-up am 10. Oktober: „Die geplante Umstrukturierung von WM Motor wird strategische Investoren aus der ganzen Welt einbeziehen, um die Wiedergeburt des Unternehmens zu erreichen.“

Von 2019 bis 2021 verdoppelten sich die jährlichen Verluste des Unternehmens auf 1,07 Milliarden Dollar. Grund ist der starke Rückgang der Autoauslieferungen seit dem letzten Jahr. Dem chinesischen Nachrichtenportal „Sohu“ zufolge ging die Gesamtzahl der verkauften Autos im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Drittel zurück.

Im vergangenen Oktober kürzte das Unternehmen laut Berichten die Hälfte der Gehälter seiner Mitarbeiter und schloss die meisten seiner Ausstellungsräume in ganz China aufgrund finanzieller Schwierigkeiten. Das berichtet das staatliche chinesische Medium „Jiemian“ unter Berufung auf anonyme Quellen.

Letzten Monat sagte die Apollo Future Mobility Group ein 1,92-Milliarden-Euro-Geschäft zum Kauf des Unternehmens ab und begründete dies unter anderem mit der Unsicherheit der Finanzmärkte.

WM Motor wurde 2015 von Freeman Shen gegründet, der Schlüsselpositionen beim Automobilhersteller Geely Group und Volvo China innehat. Das Unternehmen galt einst als vielversprechender Akteur auf dem chinesischen E-Fahrzeugmarkt, neben anderen chinesischen E-Fahrzeug-Start-ups wie Nio, Li Auto und Xpeng Motors.

Übersättigter Markt

Rund 200 E-Automobilhersteller konkurrieren auf dem hart umkämpften chinesischen Markt. Viele dieser Unternehmen sind zwischen 2018 und 2020 auf den Markt gekommen. Chinesische Tech-Giganten wie Huawei und Xiaomi haben in die Branche investiert, und auch der Immobilienentwickler Evergrande hat eine E-Auto-Abteilung. Während der Pandemie-Lockdowns im Jahr 2022 eskalierte der Wettbewerb. Tesla senkte die Preise. Viele lokale E-Autohersteller zogen nach.

Nikkei Asia zitiert eine Studie des US-Beratungsunternehmens AlixPartners, die davon ausgeht, dass bis 2030 weniger als 20 Prozent der über 160 chinesischen E-Automarken finanziell lebensfähig sein werden.

Der intensive Wettbewerb mit den großen Elektroauto-Marken hat zur Schließung oder finanziellen Schieflage von mindestens 15 bekannten chinesischen Elektroauto-Start-ups mit einer Produktionskapazität von zehn Millionen Autos geführt. Das berichtet „South China Morning Post“ unter Berufung auf Berechnungen der chinesischen Zeitschrift „China Business News“.

He Xiaopeng, CEO des EV-Start-ups Xpeng, erklärte im April, dass bis 2027 nur noch acht E-Auto-Hersteller auf dem Markt bleiben würden, da kleinere Marken nicht mit den größeren in der schnell wachsenden Branche mithalten könnten, berichtete die „South China Morning Post“.

Die Produktion veralteter Elektrofahrzeuge werde eingestellt. Sie häufen sich in verschiedenen Regionen Chinas aufgrund des intensiven Wettbewerbs und des Wegfalls staatlicher Subventionen an, berichtete der US-Wirtschaftssender „Bloomberg“.

Mit zwei Dritteln der insgesamt 5,4 Millionen verkauften E-Fahrzeuge im vergangenen Jahr hat China einen bedeutenden Anteil am weltweiten E-Fahrzeugmarkt. Darüber hinaus hat China mit einem Marktanteil von rund 76 Prozent eine dominante Position auf dem globalen Markt für Autobatterien, berichtet das US-Politmagazin „Politico“.

Exportmärkte

In mehreren Schlüsselmärkten außerhalb Chinas sehen sich chinesische Elektroautohersteller jedoch mit zunehmenden Behinderungen durch die dortigen Regierungen konfrontiert.

In den Vereinigten Staaten können chinesische Elektroautohersteller nur schwer mit lokalen Marken konkurrieren. Das liegt vor allem an den Zöllen in Höhe von 27,5 Prozent, die von der Trump-Regierung zum Schutz der amerikanischen Autohersteller eingeführt wurden. Australiens Regierung schränkte die chinesischen Investitionen ein, indem sie die Übernahme eines lokalen Lithiumherstellers blockierte und einen chinesischen Investor daran hinderte, seine Beteiligung an einer Mine für seltene Erden zu erhöhen. Darüber hinaus hat die indische Regierung Investitionspläne prominenter chinesischer Elektroautohersteller wie BYD und Great Wall Motor im Land vereitelt.

Nichtsdestotrotz profitieren chinesische E-Fahrzeuge in Europa von einem ermäßigten Zollsatz von 10 Prozent und einer günstigen Umweltpolitik. Letzterer hat die Möglichkeiten für ihre Expansion innerhalb der Europäischen Union geschaffen. Folglich ist es für die europäischen Autohersteller schwierig, auf ihrem eigenen Markt im Bereich der Elektroautos zu konkurrieren, vor allem gegen chinesische Konkurrenten.

Am 4. Oktober leitete die Europäische Kommission offiziell eine Antisubventionsuntersuchung zu chinesischen E-Fahrzeugen ein. Letzten Monat sagte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen: „Die globalen Märkte werden jetzt mit billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt. Und ihr Preis wird durch enorme staatliche Subventionen künstlich niedrig gehalten.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „China Electric Vehicle WM Motor Files for Bankruptcy“. (deutsche Bearbeitung jw)



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