„Luftrezepte“: Staatsanwaltschaften ermitteln wegen Betrugs gegen Apotheker

Die Apotheker rechneten laut Bericht vermutlich Tausende von Verschreibungen mit den gesetzlichen Krankenkassen ab, obwohl die verschriebenen Medikamente nie über ihre Ladentheken gegangen seien.
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ApothekeFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times8. Mai 2016

Staatsanwaltschaften in mehreren Bundesländern ermitteln laut eines Berichts der "Welt am Sonntag" zurzeit in jeweils millionenschweren Betrugsverfahren gegen Apotheker. Es gehe dabei um die offenbar verbreitete Masche mit "Luftrezepten": Die Pharmazeuten rechneten Tausende von Verschreibungen mit den gesetzlichen Krankenkassen ab, obwohl die verschriebenen Medikamente nie über ihre Ladentheken gegangen seien. Sie machten dabei gemeinsame Sache mit Ärzten oder Patienten.

Die Schadenssummen, die gesetzlichen Krankenkassen durch betrügerische Apotheker entstünden, seien teilweise deutlich höher als bei jeder anderen Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Gesundheitsökonomen halten die Dunkelziffer für hoch, da das Entdeckungsrisiko außergewöhnlich niedrig sei.

"Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass Betrug durch Apotheker auffällt. Es gibt in diesen Konstellationen von krimineller Energie einzelner Personen üblicherweise nur wenige Mitwisser, und so lange diese zusammenhalten und sich nicht gegenseitig verpfeifen, gibt es kaum eine Chance, dass es auffliegt", sagte der Bremer Gesundheitsökonom Gerd Glaeske.

Die Organisation Transparency Deutschland schätzt den Schaden durch Betrug und Korruption mit Arzneimitteln auf insgesamt 680 Millionen bis 2,72 Milliarden Euro pro Jahr. Das wären zwei bis acht Prozent der knapp 35 Milliarden Euro Ausgaben der gesetzlichen Kassen im vergangenen Jahr für Arzneimittelverordnungen.

"Darin sind Gelder, die Apotheker veruntreuen, ebenso enthalten wie Zuwendungen, die Ärzte für die umstrittenen Anwendungsbeobachtungen erhalten. Wir sind uns bewusst, dass es noch viele Bereiche gibt, die auch vom neuen Antikorruptionsgesetz nicht erfasst werden", sagte Transparency-Deutschland-Gesundheitsexperte Wolfgang Wodarg.

(dts Nachrichtenagentur)



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