GDL-Chef Weselsky: Habe nie gelogen

Claus Weselsky stellt einen Kompromissvorschlag nach den Tarifgesprächen zunächst ungünstiger dar als er tatsächlich ist. Gegen die Kritik daran setzt er sich nun zur Wehr.
«Als wir das Papier insgesamt abgelehnt haben, hatten wir keinen Denkfehler»: Claus Weselsky.
„Als wir das Papier insgesamt abgelehnt haben, hatten wir keinen Denkfehler“: Claus Weselsky.Foto: Carsten Koall/dpa
Epoch Times7. März 2024

Bundesweit kommt es aktuell im gesamten Verkehr zu „massiven Beeinträchtigungen“, erklärt DB-Sprecherin Anja Bröker. Wie DB-Sprecher Achim Stauß im ZDF-„Morgenmagazin“ sagte, funktioniere der Notfallfahrplan der Bahn bisher gut. Es sei aber „nur ein Grundangebot“. Im Fernverkehr fänden etwa 20 Prozent der Fahrten ab, im Regionalverkehr gebe es „deutliche regionale Unterschiede“, sagte Stauß weiter.

„Der völlig unnötige GDL-Streik trifft die Planungen von Millionen Reisenden“, sagte Bröker. Die Bahn biete den Fahrgästen ein „stark eingeschränktes Angebot“ und rate den Passagieren, sich rechtzeitig vor Antritt ihrer Reise über ihre Verbindungen zu informieren.

„Denkfehler“, „Versprecher“

Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky hat Kritik an seiner falschen Darstellung der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn zurückgewiesen. Er habe nie gelogen, sagte er im Deutschlandfunk.

Bei der Ankündigung des laufenden Streiks hatte der Gewerkschaftschef einen vorliegenden Kompromissvorschlag als ungünstiger für die GDL dargestellt als er tatsächlich war. Weselsky sprach später von einem „Denkfehler“, dann von einem „Versprecher“.

Hintergrund für die Kritik sind Schilderungen Weselskys über einen Kompromissvorschlag in den Tarifverhandlungen. Dieser sah eine Senkung der Wochenarbeitszeit in zwei Schritten auf 36 Stunden bis 2028 bei vollem Lohnausgleich vor.

Die Bahn hatte den Vorschlag angenommen. Die GDL lehnte jedoch ab. Die Gespräche scheiterten deshalb vergangene Woche, und die Gewerkschaft rief zum nun laufenden Streik auf.

Weselsky stellte den Vorschlag der Vermittler bei einer Pressekonferenz am Montag anders dar: Diese hätten eine Absenkung auf lediglich 37 Stunden bei vollem Lohnausgleich ins Spiel gebracht. Eine weitere halbe Stunde Reduzierung wäre lediglich optional und mit finanziellen Einbußen für die Beschäftigten verbunden gewesen.

Am Donnerstag sagte Weselsky: „Als wir das Papier insgesamt abgelehnt haben, hatten wir keinen Denkfehler.“ Man müsse den Kompromissvorschlag gesamthaft lesen. Er enthalte eine ganze Reihe von Punkten, die für die GDL nicht annehmbar seien.

Der Gewerkschaftschef nannte etwa eine Laufzeit des Tarifvertrags von 30 Monaten, den Wegfall tariflicher Wahlmodelle und Flexibilisierungen bei Lokführern im Güterverkehr. Zudem habe Bahn-Personalvorstand Martin Seiler in den weiteren Verhandlungen die zweistündige Arbeitszeitsenkung nicht wieder angeboten.

Ab Samstag früh soll der normale Fahrplan gelten

Nach Angaben der Deutschen Bahn soll ab Samstagmorgen wieder der übliche Fahrplan auf der Schiene gelten. Ob die Rückkehr zu einem verlässlichen Angebot am Wochenende gelinge, hänge jedoch allein von der GDL ab, erklärte das Unternehmen.

„Wenn die GDL ihre Drohung von Wellenstreiks wahr macht, können wir kein Grundangebot mehr organisieren“, sagte Bröker. Sie appellierte erneut an die Lokführer, künftige Arbeitsniederlegungen mindestens 48 Stunden vorher anzukündigen. Alles andere sei „eine blanke Zumutung“ für die Fahrgäste. (dpa/afp/red)



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