Stellenabbau: Commerzbank rutscht tief in die roten Zahlen

Mit einem radikalen Umbau und dem Abbau Tausender Stellen will die Commerzbank profitabler werden. Doch das kostet zunächst einmal viel Geld.
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Die teilverstaatlichte Commerzbank hatte im Herbst angekündigt, bis zum Jahr 2020 insgesamt 9.600 Vollzeitstellen zu streichen, gleichzeitig sollen rund 2.300 neue entstehen.Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Epoch Times2. August 2017

Der Abbau Tausender Stellen hat bei der Commerzbank noch tiefere Löcher in die Quartalsbilanz gerissen als erwartet.

Unterm Strich fiel ein Verlust von 637 Millionen Euro an – nach einem Gewinn von 215 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie das Geldhaus am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Im Gesamtjahr rechnet das Institut aber weiter mit einem leicht positiven Ergebnis.

Die teilverstaatlichte Commerzbank hatte im Herbst angekündigt, bis zum Jahr 2020 insgesamt 9.600 Vollzeitstellen zu streichen, gleichzeitig sollen rund 2.300 neue entstehen. Ihr Filialnetz will das Institut nicht ausdünnen – anders als etwa die Deutsche Bank.

Auch im Tagesgeschäft lief es zuletzt schlechter: Der operative Quartalsgewinn sank von 351 Millionen auf 183 Millionen Euro.

Im Privatkundengeschäft machte sich bemerkbar, dass die Commerzbank viel Geld in die Hand nimmt, um neue Kunden zu gewinnen – alleine 385.000 waren es im ersten Halbjahr. Dabei half auch die Übernahme des Finanzportals Onvista durch die Commerzbank-Onlinetochter Comdirect.

Mauer Handel an den Finanzmärkten

Im Firmenkundengeschäft litten die Frankfurter wie die Konkurrenz unter dem mauen Handel an den Finanzmärkten, wodurch den Banken Gebühren entgehen. Die Erträge – die gesamten Einnahmen – gingen konzernweit von 2,24 Milliarden auf 2,07 Milliarden Euro zurück.

Die Commerzbank hatte jüngst die Rechnung für den Stellenabbau präsentiert: 807 Millionen Euro stellte das Institut im zweiten Quartal für Abfindungen und andere Kosten zurück. „Wir haben die Rückstellungen für den Personalabbau frühzeitig und vollständig gebucht und sind einen weiteren wichtigen Schritt bei der Umsetzung unserer Strategie vorangekommen“, erklärte Bankchef Martin Zielke.

Stellenabbau: Bis 2020 sollen nur 36.000 Mitarbeiter vollzeitig arbeiten

Seit Jahresanfang baute die Commerzbank rund 1.500 Jobs beim Stammpersonal ab. Ende Juni waren noch etwa 41.500 Vollzeitstellen übrig. Bis zum Jahr 2020 plant das Institut mit einem Stammpersonal von rund 36.000 Vollzeitstellen.

Der Umbau soll das Geldhaus, das in der Finanzkrise vom Staat gestützt werden musste, zukunftssicher machen. „Unsere harte Kernkapitalquote ist trotz Rückstellungen für Restrukturierung auf 13,0 Prozent gestiegen“, erklärte Finanzchef Stephan Engels. Die Kennziffer gilt als Ausweis der Krisenfestigkeit einer Bank.

Niedrige Zinsen und andere Probleme

Das Institut leidet wie viele andere Banken unter den niedrigen Zinsen, die die Einnahmen schmälern. Hinzu kommen hausgemachte Probleme wie faule Schiffskredite angesichts der Krise der Container-Reedereien.

Im vergangenen Jahr war der Gewinn von zuvor 1,1 Milliarden Euro auf 279 Millionen Euro eingebrochen. In diesem Jahr soll trotz des teuren Stellenabbaus eine schwarze Zahl herauskommen, wie Engels bestätigte: „Wir rechnen für das Gesamtjahr mit einem leicht positiven Konzernergebnis.“ Die Kosten sollen dabei trotz gestiegener Investitionen etwa in die Digitalisierung stabil gehalten werden.

Finanziell Luft hat sich die Commerzbank bei den Schiffskrediten verschafft: Im ersten Halbjahr schrumpfte das Portfolio um 0,9 Milliarden auf 3,9 Milliarden Euro. Bis zum Ende des Jahres soll es weiter zurückgehen auf rund 3 Milliarden Euro. Entsprechend geht die Bank auch von einer geringeren Risikovorsorge aus.

Die Commerzbank hatte einst in großem Stil Kredite für neue Frachtschiffe gewährt. Überkapazitäten und fallende Frachtraten hatten jedoch viele Reedereien in Schieflage gebracht. Knapp 2,5 Milliarden Euro des Schiffskreditportfolios der Commerzbank gelten als ausfallgefährdet. (dpa)



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