Supermärkte machen sich stark gegen Bienensterben

Der Handel bläst zum Schutz der Bienen. Mit Produkten und Aktionen wollen Supermärkte auf das Insektensterben aufmerksam machen - und Kunden gewinnen. Denn gerade der Bienenschutz liegt im Trend. Ein weiteres Beispiel für "Greenwashing"?
Titelbild
Supermarktketten wie Aldi, Rewe, Edeka und Lidl werben mit speziellen Produkten aus bienenfreundlichem Anbau.Foto: Roland Weihrauch/dpa
Epoch Times10. Mai 2018

Das massenhafte Sterben von Insekten und insbesondere Wildbienen ist längst auch ein Thema für den Einzelhandel. Supermarktketten wie Aldi, Rewe, Edeka und Lidl werben mit speziellen Produkten aus bienenfreundlichem Anbau oder verteilen Saatgut an ihre Kunden.

Zuletzt machte Aldi Süd mit einer solchen Aktion auf sich aufmerksam. Seit wenigen Tagen verkauft der Discounter in seinen Filialen etwa Insektenhotels oder bienenfreundliche Beetpflanzen, wie das Unternehmen mitteilte. Zudem spendet Aldi Süd für jede verkaufte Tüte Frucht- und Kräuterbonbons mit Honig vom deutschen Imkerverbund fünf Cent an den Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND).

„Bienenfreundliche Produkte spielen eine zunehmend größere Rolle in unserem Sortiment“, teilte auch Konkurrent Lidl auf Anfrage mit. Gemeinsam mit der Universität Hohenheim sei unter anderem das Blumensortiment für 2018 auf ein „überdurchschnittliches Nektarangebot“ hin überprüft worden. „Diese Pflanzen werden für die Kunden gut sichtbar gekennzeichnet“, hieß es weiter.

Doch was bringen solche Aktionen tatsächlich dem Schutz der nach Angaben der Naturschutzorganisation WWF rund 550 Wildbienenarten in Deutschland, von denen ein großer Teil bedroht ist? „Das ist nicht nur „Greenwashing““, findet der Referent für Naturschutz, Albert Wotke. „Es wird Aufmerksamkeit auf den Schutz von Bienen, Insekten und auch Wildbienen gelenkt, und es wird auch etwas getan. Das begrüßen wir sehr.“

So engagiert sich Edeka schon seit mehreren Jahren beim vom WWF ins Leben gerufenen Projekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“, das sich um einen neuen Naturschutzstandard für den Biolandbau bemüht. Produkte, die aus diesem Projekt stammten, würden auch in Edeka-Märkten verkauft, teilte das Unternehmen mit.

Auch das Engagement der anderen Ketten geht über das Sortiment hinaus: Aldi Süd und die Rewe-Gruppe etwa unterstützen regionale Vereine und Landwirte bei dem Aufbau unter anderem von Blühflächen, von denen neben den Bienen auch andere bedrohte Insektenarten profitieren.

Experten sehen in einer solchen Zusammenarbeit zwischen Handel und Verbänden kein Problem, im Gegenteil. „Dann ist das nicht nur Werbung, sondern dann kommt auch Fachkompetenz dazu“, sagte Christoph Otten, Bienenforscher beim rheinland-pfälzischen Dienstleistungszentrum in Mayen.

Fraglich sei, was das Engagement wirklich bewirke. „Ein Samentütchen für den Balkon wird die Welt nicht verändern“, meint Otten. „Höchstens in der Summe.“ Das sieht Wotke ähnlich: „Man muss bei den Aktivitäten natürlich immer im Einzelnen schauen, ob das Sinn macht.“ Aber er freue sich sehr, dass das Thema inzwischen in breitere Gesellschaftsschichten vorgedrungen sei.

Beim Thema Bienensterben warnt Forscher Otten vor Missverständnissen. „Bienensterben muss man zunächst definieren und differenzieren.“ So sieht der Experte bei den Honigbienen nur ein geringes Problem: „Die Zahl der Tiere nimmt zu, die Zahl der Imker auch.“ Schwierig sei die Situation bei Wildbienen. „Da gibt es häufig eine Spezialisierung auf bestimmte Pflanzenarten, auf die die Tiere dann angewiesen sind. Und wenn diese Blütenpflanzen plötzlich verschwinden, wird es problematisch.“ (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion