Verbraucherschützer warnen vor Strom-Abzocke – IEA vor höherem Gaspreis

Strom und Gas sind billiger, die Preisbremsen sind in Kraft. Verbrauchern drohen dennoch böse Überraschungen. Auch die Erdgaspreise könnten wieder anziehen.
Gesunkene Strom- und Gaspreise sorgen für günstigere Tarife.
Gesunkene Strom- und Gaspreise sorgen für günstigere Tarife.Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Von 3. März 2023

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Seit Mittwoch, 1. März, sind die Preisbremsen für Strom und Gas in Kraft. Dennoch werfen Verbraucherschützer den Versorgern vor, durch überhöhte Abschläge noch einmal Extragewinne einfahren zu wollen. Auf diese Weise würden sie zudem die Entlastungswirkung für die Verbraucher drosseln.

Die Preisbremsen sollen Verbraucher und Unternehmen vor den Folgen der hohen Energiepreise des Vorjahres schützen. Für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs soll eine Erstattung der Differenz zwischen gedeckeltem Preis und Marktpreis erfolgen. In diesem Umfang gilt ein Höchstpreis pro Kilowattstunde von 12 Cent bei Gas, 40 Cent bei Strom und 9,5 Cent bei Fernwärme.

Die Energiepreisbremsen für Millionen Bezieher von Gas, Strom und Fernwärme greifen ab dem 1. März und werden rückwirkend auch für Januar und Februar berechnet. Verbraucher müssen nichts tun – Entlastungen sollen automatisch über die Abrechnung beziehungsweise über niedrigere Abschlagszahlungen kommen.

Anbieter verlangen rund 54 Prozent mehr für Strom

Wie der NDR mitteilt, hat die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) nunmehr Kenntnis über Abschläge von 1.000 Euro und mehr erlangt, die einzelne Anbieter für den März vorschreiben.
Wie der „Tagesspiegel“ unter Berufung auf das Portal Verivox berichtet, haben 524 Versorger die Gaspreise im Schnitt um 48,5 Prozent erhöht. Beim Strom fiel die Preissteigerung bei 762 Versorgern mit durchschnittlich 54 Prozent sogar noch höher aus.

Ein „Stern“-Reporter teilte jüngst mit, eine Abschlagsmitteilung erhalten zu haben, die auf eine monatliche Vorauszahlung von 5.687 (!) Euro lautete. Aber auch Anbieter wie Eprimo haben Kunden mit Preiserhöhungen von bis zu 800 Prozent irritiert.

Preisexplosion hat kleinere Anbieter aus dem Markt gefegt

In einigen Fällen haben die immensen Abschläge einen realen Hintergrund. Anbieter haben in diesem Fall offenbar die Nachzahlungsforderungen aus dem Vorjahr in den Märzabschlag eingepreist. Vor allem bei Anbietern, die im Vorjahr von extremen Preisausschlägen betroffen waren, kann dies zu erheblichen Vorschreibungen führen.

Bedingt durch eine besonders hohe Nachfrage auf den Gasmärkten in den Sommermonaten 2022 war der Preis an den Spotmärkten auf bis zu 350 Euro pro Megawattstunde gestiegen. Während Grundversorger eher an den Terminmärkten einkaufen, was mehr Preisstabilität zur Folge hat, müssen Diskontanbieter dies kurzfristig auf dem Spotmarkt erledigen.

Einige müssen die hohen Preise, die sie bezahlen mussten, nun an die Kunden weiterreichen. Andere warfen angesichts der Preisexplosion das Handtuch und verschwanden vom Markt. Häufig mussten Grundversorger deren Kunden auffangen. Allerdings mussten dann auch sie den dafür erforderlichen Strom an den Spotmärkten einkaufen – was zu erheblich teureren Tarifen für Neukunden führte.

Verbraucherzentrale bietet Rechner für Gas und Strom an

Mittlerweile will auch Minister Habeck eine Neufassung der Energiepreisbremse auf den Weg bringen. Versorgungsunternehmen sollen demnach zur Offenlegung ihrer Kalkulationen verpflichtet sein, private Prüfer sollen die Angemessenheit ihrer Preispolitik untersuchen. In Fällen unangemessener Preisgestaltung sollen Energieversorger mit Rückzahlungspflichten rechnen müssen.

Verbraucherschützer raten unterdessen zum Anbieterwechsel. Anbieter böten Neukunden zurzeit wieder günstige Einstiegspreise. Die Großhandelspreise von Strom und Gas seien derzeit weiter im Sinkflug begriffen.

Manche versuchten, so heißt es aus dem Bundesverband VZBV, „abzukassieren und völlig überhöhte Abschläge durchzudrücken“. Ungeachtet der Wechseloptionen kündigte VZBV-Vorstandsmitglied Ramona Pop an, das Gebaren prüfen und gegen Abzocke und etwaige rechtswidrige Praktiken vorgehen zu wollen.

Verbraucher, so Pop, sollten die Schreiben sowie die neuen Abschläge genau prüfen und sich erforderlichenfalls an die Verbraucherzentralen wenden. Dies sei auch online möglich. Die Verbraucherzentrale NRW bietet auch einen Tarifrechner an. Kunden seien weiterhin aufgefordert, Energie zu sparen.

IEA: Nachfrage aus Asien könnte Gaspreis treiben

Trotz der sinkenden Energiepreise warnt die Internationale Energieagentur (IEA) vor abermals möglichen Rekordpreisen für Erdgas. Wie die „Tagesschau“ berichtet, könnte ein erheblicher Nachfrageschub aus Asien die Turbulenzen wieder anfachen. Das KP-Regime in China steht nach seiner 180-Grad-Wende in der Corona-Politik vor einem enormen Nachholbedarf in der Produktion.

Insbesondere eine verstärkte Nachfrage nach verflüssigtem Erdgas (LNG) in China könnte einen Schub von bis zu 35 Prozent bewirken. Dies würde einen harten Wettbewerb auf den internationalen Märkten auslösen, der den Gaspreis erneut treiben würde.

Ein milder Winter, geringerer Gasverbrauch, gut gefüllte Speicher und der Ausbau eigener LNG-Terminals hatten in Europa den Gaspreis gedrückt. Allerdings habe der Anstieg des LNG-Angebots im vergangenen Jahr nur 5,5 Prozent betragen.

Während steigende Baukosten und laufende Vertragsneuverhandlungen Investitionen bremsten, gebe es bei einigen Projekten Fortschritte. Dies sei unter anderem in Nordamerika sowie bei der Erweiterung des North Field South in Katar der Fall.

(Mit Material von dpa)



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