Wie viel Erwärmung ist bis Ende des Jahrhunderts zu erwarten?

Ja, das Klima der Erde wandelt sich, und zwar seit Millionen Jahren. Aktuell wird vor allem eine übermäßige Erderhitzung gefürchtet, aber mit wie viel Erwärmung ist wirklich zu rechnen? Der Versuch einer Erklärung anhand aktueller Studien.
Wie viel Erwärmung ist bis Ende des Jahrhunderts wirklich zu erwarten?
Strandkörbe auf Sylt.Foto: iStock
Von 23. September 2023

2,5 bis 4,0 Grad Celsius. Um diesen Wert sollen die Temperaturen weltweit steigen, wenn sich der Gehalt von Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre verdoppelt. Dies hat das Zwischenstaatliche Gremium für Klimawandel IPCC, fälschlicherweise oft zum „Weltklimarat“ erhoben, berechnet.

Wie Epoch Times mehrfach berichtete, wirft die wissenschaftliche Grundlage mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Doch auch ohne grundlegenden Wandel des wissenschaftlichen Klimas ist die vom IPCC genannte Gleichgewichts-Klimasensitivität (ECS) von 2,5 bis 4,0 °C fraglich.

Erwärmung von Anfang an zu hoch eingeschätzt

Bei der Berechnung der ECS beriefen sich die Klimaforscher insbesondere auf eine Studie aus dem Jahr 2020. Die Grundlage dafür legten wiederum 30 Experten, die bereits 2015 in einem wochenlangen Workshop über ihr unvollständiges Verständnis der Klimasensitivität diskutierten. Nicolas Lewis war einer von ihnen und hat seitdem mehrere Artikel veröffentlicht. Bezüglich der Ergebnisse hielt er auf seiner Website fest:

„Die Studie von Steven Sherwood und 24 Co-Autoren war äußerst einflussreich, unter anderem bei der Bewertung der Gleichgewichts-Klimasensitivität (ECS) im Sechsten Wissenschaftlichen Sachstandsbericht (AR6) des IPCC von 2021. Sie wurde im entsprechenden Kapitel über zwanzigmal zitiert“. Ein weiterer Kommentar in „Nature“ bestätigt dies.

Lewis war nicht nur Teilnehmer, sondern veröffentlichte 2022 in „Climate Dynamics“ seine eigene Sichtweise der Dinge und Kritik an Sherwoods Ergebnissen. Indem er Fehler korrigierte und durch Verwendung von neueren Daten, einschließlich denen aus dem AR6, stellte er fest, dass die Klimasensitivität möglicherweise um etwa 30 Prozent zu hoch angesetzt war.

IPCC: Vorhersage unmöglich

Das IPCC selbst gibt statt eines exakten Wertes eine „sehr wahrscheinliche“ (2,5 bis 4,0 °C) als auch eine „wahrscheinliche“ Spanne (2,0 bis 5,0 °C) an. Lewis kommt in seiner Arbeit indes zu dem Schluss, dass „die Schätzungen der langfristigen Klimasensitivität […] viel niedriger und besser eingegrenzt [sind] (1,75–2,7 °C beziehungsweise 1,55–3,2 °C) als in Sherwood et al. 2020 und im AR6 […]“. Werte zwischen 1,5 und 2 °C seien „durchaus plausibel“.

Wie hoch die Klimasensitivität wirklich ist, ist bis heute unbekannt: Angaben von null – CO₂ hat keinen Einfluss auf das Klima – bis zu einer Erwärmung von mehreren Grad Celsius sind in der wissenschaftlichen Literatur zu finden. Alle diese Werte basieren auf Modellen, ein theoretischer oder gar ein experimenteller Nachweis steht noch aus.

Vom IPCC hieß es dazu vor einigen Jahren (IPCC-Bericht 2001, Seite 774):

In der Klimaforschung und -modellierung sollten wir erkennen, dass wir es mit einem gekoppelten, nichtlinearen, chaotischen System zu tun haben und daher eine langfristige Vorhersage zukünftiger Klimazustände nicht möglich ist.“

In den nachfolgenden Berichten wurde diese Aussage ohne Angabe von Gründen entfernt.

Nicht genügend Kohlenstoff zum Verbrennen

Ignoriert man die Tatsache, dass eine Vorhersage des ECS physikalisch mindestens unsicher ist, gibt es noch einen zweiten Faktor, den das IPCC nachweislich zu hoch einschätzt: die jährlichen weltweiten CO₂-Emissionen.

Bereits vor Veröffentlichung des AR6-Berichtes im Jahr 2023 stellten Forscher um Prof. Matthew Burgess von der University of Colorado Boulder fest, dass die tatsächlichen Emissionen selbst im schlimmsten Fall langsamer steigen als vorhergesagt. Demnach sind die Emissionen schon Anfang 2020 weit von den Prognosen abgewichen und werden „in den kommenden Jahrzehnten und darüber hinaus wahrscheinlich weiter von der Realität abweichen“.

Ungeachtet dessen wird häufig das IPCC-Modell mit den höchsten Emissionen „RCP 8.5“ als „Alles-wie-immer“-Szenario verwendet. Sowohl Forscher als auch Politiker berufen sich damit jedoch auf einen klimatologischen Alptraum, der technisch gar nicht möglich wäre.

Wie Prof. Vahrenholt berechnete, kann die Menschheit, selbst wenn sie sich bemüht, diese Emissionen nie erreichen, da bereits auf halbem Weg der Kohlenstoff zum Verbrennen ausgehen würde. Auch das zweithöchste Szenario des IPCC scheitert an diesem Punkt. Abgesehen davon vergessen viele Klimaforscher, dass die Natur große Mengen CO₂ aufnimmt, und zwar umso mehr, je mehr in der Atmosphäre vorhanden ist.

Prof. Roger Pielke Jr., Burgess‘ Kollege und Co-Autor, kam seinerseits 2022 in der Fachzeitschrift „Environmental Research Letters“ zu dem Schluss, dass das IPCC-Szenario „RCP 3.4“ „am plausibelsten“ ist. Es ist nicht das niedrigste Modell des IPCC, aber deutlich im unteren Bereich angesiedelt. Noch niedrigere Modelle sind indes ebenfalls unrealistisch, da diese teilweise eine rückwirkende Reduzierung der Emissionen annehmen.

Erwärmung unter 1 Grad Celsius bis 2100

Sind die plausiblen Emissionen sowie die mögliche Klimasensitivität bekannt, lässt sich daraus die – ebenfalls wahrscheinliche – Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts berechnen. Die gute Nachricht im Voraus, die vom IPCC angedrohten 5,7 °C werden weit unterschritten, noch besser, selbst das in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel ist erreichbar, und zwar ohne klimatologische Kopfstände.

Nicolas Lewis formuliert dies wie folgt:

Geht man davon aus, dass die Klimasensitivität [um 2 °C] korrekt ist und dass RCP 3.4 das am besten geeignete Emissionsszenario ist, dann werden die globalen Temperaturen von 2023 bis 2100 um weniger als ein Grad Celsius steigen (ohne Berücksichtigung der natürlichen Schwankungen).“

Auf das gesamte 21. Jahrhundert gerechnet, ergibt sich daraus eine Erwärmung von 1,2 °C.

Das große ABER

So vielversprechend diese Zahl ist, kann sie das Grundproblem nicht lösen. Dies beginnt bereits bei den Ausgangsdaten wie der atmosphärischen CO₂-Konzentration und der Durchschnittstemperatur im Jahr 1850, auf das sich Klimaforscher nur allzu gerne beziehen. Wer die Temperaturentwicklung allerdings ausgehend von einer der nachweislich kältesten Perioden der Vergangenheit beurteilt, muss zwangsläufig einen (starken) Anstieg feststellen.

Weitere Annahmen der Klimaforschung sind die vollständige und korrekte Identifikation aller Klimatreiber, die Annahme, dass alle außer CO₂ wirkungslos sind, sowie die Annahme einer Klimasensitivität und ihrer Höhe als auch die Menge der zukünftigen Emissionen.

1850 dachte niemand: „Wir messen ab sofort Temperatur und CO₂-Werte, um in 170 Jahren eine solide Datenbasis zu haben.“ Die heute verwendeten Werte basieren bestenfalls auf sogenannten Proxydaten wie Baumringen, die eine leidlich gute Rekonstruktion zulassen. Viele andere Werte basieren auf Simulationen mit all ihren bekannten Vor- und Nachteilen.

Wie groß die Unsicherheiten sind, macht eine Arbeit des SLAC National Accelerator Laboratory der Stanford University in Kalifornien deutlich. Patrick Frank kam darin bereits 2019 zu dem Ergebnis, dass die systematischen Fehler 100-fach größer sind als die durchschnittliche jährliche Erwärmung. Mit anderen Worten, mit einem Fehler von ±15° C am Ende eines 100-Jahre-Zyklus seien sämtliche Hochrechnungen und Temperaturprognosen hinfällig.



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