Exploratorium – das interaktive Wissenschafts-Museum in San Francisco

Titelbild
Rolling Through the Bay - mit Zahnstochern hergestelltFoto: Cornelia Ritter

SAN FRANCISCO— Ein interaktives Museum, genannt Exploratorium, lockt seit Jahrzehnten Besucherscharen, man sollte es nicht verpassen, wenn man in San Francisco ist.

Dreißig Jahre nach des Gründers Tod gedeiht das Wissenschaftsmuseum mehr denn je. Die Grundidee, handwerklich ansprechend gestaltete Forschungsplattformen mit zum Erforschen einladenden Kunstwerken zu kombinieren, ist erhalten geblieben, während sich die Themen inzwischen von der Physik zu weiteren Wissenschaftsgebieten ausgedehnt haben.

Frank Oppenheimer, Physiker und ein Bruder des berühmten Atom-Physikers Robert J. Oppenheimer, lehnte 1965 eine Berufung ans ruhmträchtige Smithonian in Washington D.C. ab, begab sich nach San Francisco und folgte seiner eigenen Vision bei der Entwicklung eines Wissenschaftsmuseums.

Während eines Forschungsaufenthalts in Europa hatte er sich von europäischen Museen, z.B. dem Deutschen Museum in München, beeindrucken lassen und war zur Überzeugung gekommen, dass die USA Wissenschaftsmuseen benötigt, welche die Wissenschaften ergänzen, die in Schulen gelehrt werden.

Musterbildende Plattform

Unter den Hunderten von Ausstellungsplattformen des Exploratoriums, welche von Mechanik, Lichtphänomenen und mathematischen Themen zu herausfordernden Situationen in Kommunikationstheorie reichen, ist „Drehmuster“ eine Lieblingsplattform des Publikums. Die hexagonale Plattform umfasst drei sich frei drehbare Scheiben, auf die Sand gehäuft werden kann. Die Besucher können von Hand Muster erzeugen, die sich nie wiederholen.

DrehscheibenDrehscheibenFoto: Cornelia Ritter

„’Drehmuster’ ist eine Plattform mit drei Stationen, an denen die Leute gleichzeitig arbeiten können“, erklärt Denise King, Managerin eines Teams von mehreren Ausstellungsentwicklern am Exploratorium. „Wir haben diese Trennwände aufgestellt, um der Person an jeder Drehmuster-Station mehr Kontrolle zu lassen“.

Während eines Forschungsauftrags, genannt Advanced Prolonged Engagement (APE), studierten Forscher, „wie Leute dazu gebracht werden können, länger an einer Plattform zu bleiben und sich auch mit anderen auszutauschen“, gemäß King. „Diese Drei-Stationen-Idee kam von jenem Forschungsauftrag. Besucher bleiben länger, weil sie nicht miteinander konkurrieren, während sie versuchen gewisse Muster zu erzeugen.“

Gleich dahinter befindet sich die Werkstatt des Museums. Die Besucher sind nur durch einen Zaun abgetrennt und können direkt mit einem Entwickler oder Handwerker an der Arbeit in Kontakt treten.

Oppenheimer hatte darauf bestanden, die Werkstatt ohne Wand Teil des Museums zu haben, damit die Besucher erfahren „wie eine Werkstatt riecht, wenn Holz gesägt wird, oder wie Öl von einer Drehbank riecht“.

Kunstwerke

„Wir haben viele Stücke im Museum, welche die Leute vermutlich auf den ersten Blick für Ausstellungsstücke halten, die jedoch Kunstwerke von Außer-Haus-Künstlern sind“, sagt King.

Scott Weaver, gebürtig aus San Francisco, begann sein Werk “Rolling Through the Bay” (Durch die Bay rollen) vor vierzig Jahren. “Ich hatte eine Viertklass-Primarlehrerin, die uns dazu brachte, kleine Projekte zu bilden. Ich liebte das – sogar wenn ich von der Schule nachhause kam.”

Rolling Through the BayRolling Through the BayFoto: Cornelia Ritter

“Sieh, dies sind alles Zahnstocher“, hört man ein Kind zu seinen Eltern sagen, während es auf die mehrere Meter hohe Skulptur deutet.

Weavers Werk zeigt Touristenattraktionen und andere bekannte Anblicke von San Francisco, wie den Coit Turm, eine Straßen Seilbahn, Lombard Street, Grant Avenue und die China Town, der Palace of Fine Art, sowie die Golden Gate Bridge – ganz aus Zahnstochern gemacht.

Die Skulptur hat dreizehn Öffnungen – eine davon ist der Buchstabe O des Exploratorium-Schilds –, in die man Pingpong-Bälle einlassen kann, welche dann innerhalb des Werks durch eine ausgeklügelte Konstruktion von Rollbahnen nach unten rollen.

Weavers Primarlehrerin hatte ihre Schüler dazu angeleitet, abstrakte Strukturen zu bilden, „ich jedoch platzierte einen Ball in meine“, sagt Weaver. Als Kind dachte er, „dass dies die Art ist, wie Skulpturen gebildet werden“. Erst später begriff er, dass seine Skulptur weltweit die einzige ihrer Art ist, welche diese Eigenschaft aufweist.

Weavers Arbeitsplatz ist ein Teil des sogenannten Tinkering Studios in der Südgalerie des Exploratoriums. Tinkering bedeutet „mit den Händen denken“, gemäß einer Ausstellungstafel, und: „Dinge von Hand erzeugen und Ideen entwickeln hilft uns, Verstehen zu konstruieren“. Weaver hat mit seinen Händen, Zahnstochern und Leim während circa 3500 Stunden in den vergangenen 40 Jahren gearbeitet.

Er tat dies zwar „um die Leute damit zu überwältigen, was mit einem einzigen Haushaltsgegenstand gemacht werden kann, von dem ich als Neunjähriger gänzlich begeistert wurde“, doch konnte er damals wohl kaum die Publikums-Reaktionen erahnen.

Die Leute sagen ihm Dinge wie: „Dies ist das Erstaunlichste, was ich je im Leben gesehen habe“, und „Dies ist den Eintritt wert, hier herzukommen – einzig um dies zu sehen“.

Eine 80-Jährige sagte mit Tränen in den Augen: “Mein Gott, ich bin in dieser Stadt aufgewachsen, wissen Sie; dies stellt unsere Stadt so gut dar.”

Mehr Raum

Der Umzug des Exploratoriums vom Palace of Fine Art – dem Pavillion, der 1915 die Weltausstellung beherbergte –, an den  Pier 15 vor zwei Jahren bescherte dem Museum eine viel größere Ausstellungsfläche und dient nun dazu, dass es sich inhaltlich in weitere Gebiete wie Psychologie und Meeresbiologie ausdehnen kann.

Denise King im ExploratoriumDenise King im ExploratoriumFoto: Cornelia Ritter

„Wir haben zwei Absichten, den Besuchern zu helfen, wenn sie unsere Ausstellungsplattformen benützen. Die eine ist Erforschen, die andere ist Beobachtung“, sagt King, die einen Master in Biologie hat.

Als sie ihre Ausstellungsplattform „Glasplatten-Ablagerungen“ entwickelte, nahm sie Glaspatten, setzte sie ins Meer und ließ auf einer Seite alles mögliche Zeug wachsen.

An der Plattform kann der Besucher ein Mikroskop steuern und die Lebensgemeinschaft der Organismen beobachten. „Es ist im Wesentlichen einfach ein kleines motorisiertes Mikroskop, und man kann all die lebenden Dinge auf der Platte erkunden“, kommentiert sie. „Diese kleinen Dinge, die wie Blumen aussehen, sind alles kleine Tierchen – dies ist ein Manteltier.“

Die Glasplatte kann umgedreht werden um zu sehen, wie alles an die Platten angeheftet ist. „Dieses Rankenfußkrebschen hier trägt Eier in sich … es macht sich bereit, diese auszuscheiden, sobald sie befruchtet sind.”

“Man kann sich einfach weiter umsehen und man sieht mehr und mehr“, meint King. Sie hofft, dass diese Art von Ausstellungsstücken Lehrer inspiriert „Erkundigungen im Klassenzimmer zu ermöglichen“.

Motor EffectMotor EffectFoto: Cornelia Ritter

Einen Stock höher, über eine Brücke, kann man das kürzlich eingerichtete Observatorium erreichen. Es ermöglicht eine außerordentliche Sicht auf die Bay und die Baybrücke und präsentiert viele Ausstellungsstücke zur Beobachtung der natürlichen und der vom Menschen gemachten Umwelt.

Nächste Ideen

King, Ausstellungsentwicklerin am Exploratorium seit 2001, arbeitet zur Zeit an einem Multimedia-Kiosk, welcher die Plattform „Glasplatten-Ablagerungen“ begleiten wird. Die Leute werden eine virtuelle Glasplatte erkunden und ein Video sehen können, das alles beschreibt.

Neue Ideen kommen von Außen oder von Innen, sagt sie. Ein Entwickler hat vielleicht irgendetwas gemacht oder irgendwo etwas gesehen oder schnappt von einem Teammitglied während einer Ideenrunde einen Vorschlag auf und entscheidet plötzlich: „Das klingt nach Potenzial. Ich greife die Idee auf, mache sie zu etwas Physischem und probiere es mit Besuchern aus“, erklärt King.

Pedal-StromgeneratorPedal-StromgeneratorFoto: Cornelia Ritter

Auch Weavers Kreativität geht von Physik in Richtung Meeresbiologie. Er denkt, als Nächstes, einen zweieinhalb Meter großen Delphin zu bilden, der von der Decke hängt. „Er wäre ein Leichtgewicht; er wäre geräumig. Er wäre auch schnell zu machen. Ich könnte ihn in ein paar Monaten anstatt vierzig Jahren fertig stellen“, sagte er, lächelnd.

www.eploratorium.edu/



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