Leonie-Prozess in Wien fortgesetzt: „Er sagte, sie ist tot“

Tote Leonie in Wien: Der Prozess um die Vergewaltigung einer 13-Jährigen mit Todesfolge wird nach wochenlangem Warten fortgesetzt.
Das Wiener Landgericht. Prozesse in Strafsachen.
Das Wiener Landgericht für Strafsachen.Foto: Helmut Fohringer/Apa-Pool/APA/dpa
Von 26. Oktober 2022

Im Sommer 2021 erschütterte der Tod der erst 13-jährigen Leonie in Wien ganz Österreich. Das Mädchen war erheblich unter Drogen gesetzt und mehrfach vergewaltigt worden. Passanten fanden den toten Körper des Kindes schließlich in einem Grünstreifen am Straßenrand. Der Prozess gegen drei der vier tatverdächtigen Afghanen neigt sich dem Ende zu. Ein vierter Tatverdächtiger konnte erst nach spektakulärer Flucht in einem Schlepperboot in Großbritannien von Zielfahndern festgenommen werden. Sein Prozess soll separat abgehandelt werden.

Nach mehrwöchiger Pause geht der Leonie-Prozess am Wiener Landesgericht gegen die ersten drei Tatverdächtigen weiter. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten Vergewaltigung mit Todesfolge und sexuellen Missbrauch Unmündiger vor.

Am Montag, 24. Oktober, kamen einige Zeugen zu Wort und auch die Angeklagten konnten sich nochmals äußern. Im Prozess gaben diese nach einigem Hin und Her schließlich an, sie hätten alle einvernehmlich Sex mit der 13-Jährigen gehabt. Danach hätten sie sich an wenig bis gar nichts mehr erinnern können. Unabhängig voneinander hätten alle drei angegeben, geschlafen zu haben. Den schlechten gesundheitlichen Zustand des Mädchens wollen die drei Angeklagten erst nach dem Aufwachen bemerkt haben. An der schließlich tödlichen Überdoses von Leonie wollte keiner der drei Schuld haben, schreibt die „Kronenzeitung“.

Neu im Prozess: Was Zeugen berichteten

Einer der vom Gericht geladenen Zeugen erzählte von einem Telefonat mit einem der Angeklagten in jener Nacht: „Er hat mich angerufen und gesagt, er braucht Hilfe.“ Die anderen beiden hätten Leonie vergewaltigt. „Er hat gesagt, sie ist tot.“ Der Zeuge meldete die Tat dann bei der Polizei, berichtet die „Krone“.

Die Anwälte der Familie von Leonie fragten bei dem Zeugen nach, ob sich die Angeklagten mit der Wirkung und den Gefahren von Drogen auskennen würden. Dieser meinte: „Ja, sehr gut.“ Seine Einschätzung: „Ein Mensch kann vier Ecstasy-Tabletten nehmen. Der Zweitangeklagte hat damals immer nur ein Stück, maximal zwei genommen.“

Ein anderer Zeuge habe dem Bericht nach einen gemeinsamen Freund mit einem der Angeklagten. Er erfuhr: „Einer hat sie an den Haaren genommen und gegen die Wand gedrückt. Und dann mit ihr Sex gehabt, gegen ihren Willen“, erzählte der 25-Jährige bereits der Polizei. „Sie haben weiter erzählt, dass sie dem Mädchen Tabletten ins Getränkt gemischt haben, um mit ihr Sex zu haben.“ Ihm sei erzählt worden, dass Leonie von zwei der Angeklagten sieben Ecstasy-Tabletten verabreicht worden seien. Drei habe das Mädchen selbst genommen. Die hätten allerdings nicht so gewirkt, wie sie gewollt hätten, meinte der Zeuge.

Einige Tage zuvor soll einer der Angeklagten von einem anderen Afghanen 200 Ecstasy-Tabletten gekauft haben. Der Dealer soll der vierte Tatverdächtige im Fall Leonie sein. Der „Standard“ berichtete.

Was die Gutachter bereits herausfanden

Die Gutachter, die im Verlauf des Prozesses bereits zu Wort kamen, glauben anhand massiver Verletzungen in Form von Hämatomen am Körper des Mädchens, dass die 13-Jährige an den Armen festgehalten worden sei. Die DNA-Spuren der drei Angeklagten konnten zudem an dem Mädchen nachgewiesen werden. Mit MDA, einem synthetischen Wirkstoff in Ecstasy-Pillen, soll die Jugendliche schon vorher Kontakt gehabt haben, wie Haarproben gezeigt hätten. Wenige Stunden vor der Tat soll sie zudem Cannabis geraucht haben. Auch Koffein und Nikotin fand man demnach in Leonies Blutproben, Alkohol jedoch kaum.

„OE24“ berichtete von mehreren Drogen, die die Gutachter in Leonie gefunden hätten: Cannabis, Ecstasy, Speed, Crystal Meth und K.-o.-Tropfen. „Die drei Afghanen Ramesh (19), Haji (20) und Zubai (23) dürften der minderjährigen Leonie einen regelrechten Drogen-Cocktail verabreicht haben, bevor sie von ihnen vergewaltigt wurde“, schrieb die Tageszeitung.

Tödlich soll aber die Überdosis MDA aus den Ecstasy-Tabletten gewesen sein. Die Regionalzeitung „MeinBezirk“ beruft sich auf einen toxikologischen Experten vor Gericht, der von einem Dreifachen der tödlichen Dosis ausgeht. Der Experte sprach von mindestens sechs Ecstasy-Tabletten, die ohne sofortige notärztliche Hilfe mit Sicherheit tödlich gewesen seien.

Die Todesursache

Entsprechend soll auch die Untersuchung des Gerichtsmediziners ausgefallen sein. Dieser stellte dem Bericht nach eine Hyponatriämie aufgrund der Überdosis MDA fest. Dies stellt eine verminderte Konzentration von Natriumionen im Blut dar, wobei Wasser aus den Blutgefäßen in die Lunge und das Gehirn übertreten und tödlich enden könne. Ebenso sei aufgrund der MDA-Menge eine Hyperthermie eingetreten, eine gefährliche akute Erhöhung der Körpertemperatur. Dem Obduktionsergebnis nach sei Leonie an der Überdosis und Ersticken gestorben.

An jenem 26. Junimorgen im Jahr 2021 traf eine Pflegeassistentin auf dem Weg zur Arbeit auf zwei junge Afghanen und ein leblos an einem Baum im Grünstreifen sitzendes Mädchen. Einer der beiden hielt der Passantin ein Handy entgegen. Er habe den Rettungsdienst verständigt, soll er erklärt haben. Das war gegen 6.56 Uhr. Dann verschwanden die beiden und die Passantin versuchte, das Mädchen zu reanimieren. Doch weder sie noch der hinzukommende Notarzt konnten der 13-Jährigen noch helfen, denn Leonie war bereits tot. Den Gutachtern des Gerichts zufolge starb das Mädchen zwischen 5.57 und 6.30 Uhr. Nach Angaben mehrerer großer deutscher Medien war Leonie aus Tulln bei Wien deutsche Staatsbürgerin.

Der Prozess wird fortgesetzt.



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