Schockanrufe in Gießen – Kriminelle erbeuten beachtliche Summen

Obwohl die drei alten Damen skeptisch waren, brachten die Ganoven sie dennoch dazu, die geforderten Summen zu übergeben. Die Polizei warnt infolgedessen vor Telefonbetrügern – und bittet um Hinweise.
Die Polizei warnt vor Telefonbetrügern.Eine alte Frau telefoniert. Telefonbetrüger überrumpeln gern mit falschen Geschichten und ergaunern viel Geld. (Symbolbild)
Symbolbild.Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Epoch Times2. September 2022

Die Polizei Gießen sucht nach bisher unbekannten Tätern, die drei Seniorinnen mit fingierten Schockanrufen um eine insgesamt beachtliche Summe betrogen haben. Darüber hinaus warnt die Polizei erneut „vor Telefonbetrügern und ihren vielfältigen Tricks“.

Die drei Vorfälle ereigneten sich am Mittwoch, 31. August, innerhalb der zweiten Tageshälfte in Gießen.

Große Beute ergaunert

Zunächst machte sich eine 70-jährige Seniorin aus dem Raum Gießen gegen 12:30 Uhr auf den Weg zur Bushaltestelle an der Gießener Ostschule im Alten Steinbacher Weg. Sie trug in einem beigefarbenen Filzbeutel ihre Wertsachen mit sich: 11.800 Euro Bargeld und Schmuck im Wert von 5.000 Euro. Am vorher vereinbarten Treffpunkt angekommen, kam eine etwa 24 Jahre alte Frau auf die alte Dame zu. Die Frau sprach mit akzentfreiem Deutsch mit der Seniorin, war dunkel gekleidet und hatte dunkle halblange Haare. Gekommen war die etwa 1,65 Meter große Frau aus dem gegenüberliegenden Wohngebiet.

Nur wenige Stunden später, zwischen 14 und 15 Uhr, wurde eine ebenfalls 70-Jährige aus dem Gießener Raum um ihre Ersparnisse betrogen. Diesmal war der Treffpunkt im Aulweg, nur etwa zwei Kilometer südwestlich vom ersten Tatort entfernt. Die alte Dame überreichte einem Mann vor einem Mehrfamilienhaus eine mitgebrachte durchsichtige Plastiktüte, in der sich 150.000 Euro in bar befanden. Den Mann beschrieb sie später der Polizei als etwa 30 Jahre alt, 1,80 bis 1,90 Meter groß und von kräftiger Statur. Bekleidet war der Mann mit einem T-Shirt und einer langen Hose.

Der dritte Fall ereignete sich zwischen 16:30 und 16:45 Uhr auf dem Parkplatz der Augenklinik in der Friedrichstraße, nur 700 Meter in nordwestlicher Richtung vom zweiten Tatort entfernt. Eine 76-Jährige hatte zum verabredeten Ort 30.000 Euro in bar mitgebracht und übergab das Geld einem angeblichen Zivilpolizisten, etwa 30 Jahre alt, schlank und um die 1,70 Meter groß. Der falsche „Polizist“ trug schwarze Haare, an den Seiten kurz, auf dem Kopf länger. Bekleidet war der Mann mit einem blauen Hemd, einer dunklen Jacke, dunkelblauen Jeans und schwarzen Herrenschuhen, so die von der Polizei Gießen veröffentlichte Beschreibung. An seiner Schulter hatte der Mann augenscheinlich eine Frauenhandtasche hängen. Der alten Frau war noch ein weiterer Mann aufgefallen, der am gegenüberliegenden Fahrbahnrand in einem weißen SUV saß und eine Sonnenbrille trug. Mehrere Minuten lang soll der SUV-Mann in Richtung des Parkplatzes geschaut haben. Dies hatte die Seniorin aus dem Lahn-Dill-Kreis während des Wartens auf den falschen „Polizisten“ bemerkt.

Gaunerbande oder Einzeltäter?

Ob es sich um Mitglieder einer Gaunerbande handeln könnte und ob die Fälle in Zusammenhang stehen könnten, wurde trotz der zeitlichen und räumlichen Nähe der Taten von der Polizei nicht kommuniziert. Allerdings gingen die Täter nach einem einheitlichen Muster vor: „Sie gaukelten den Frauen vor, dass ein Familienangehöriger als Verantwortlicher in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt sei und nun eine Kaution fällig wäre, um eine Haft abzuwenden“, erklärte Polizeisprecherin Sabine Richter vom Polizeipräsidium Mittelhessen. In einem der Fälle soll darüber hinaus angegeben worden sein, dass die angebliche Tochter bei dem Unfall schwer verletzt worden sei und aufgrund der Verletzungen eine Organspende und das entsprechende Geld dafür benötige.

Was ebenfalls übereinstimmend an den Fällen war: „Darüber hinaus konnten die Angerufenen mit den verzweifelten, heulenden ‚Familienangehörigen‘ – insbesondere zu Beginn des Telefonats – immer wieder telefonieren“, so Polizeisprecherin Richter.

Obwohl die drei Seniorinnen Zweifel hegten, hatten sie sich letztlich dennoch überreden lassen, ihr Erspartes und den Schmuck zu den vereinbarten Stellen zu bringen und den Ganoven zu übergeben.

Polizei bittet um Hinweise

Die Kripo Gießen sucht nach Zeugen, die etwas von den Übergaben und den drei Geldboten bemerkt haben. Die Polizei fragt zudem:

– Wer kann Angaben zur Identität der drei Geldboten machen?
– Wo sind die Frau und die beiden Männer noch aufgefallen?
– Wer kann Angaben zu dem weißen SUV in der Friedrichstraße und dessen Fahrer machen?

Für Hinweise können sich die Zeugen an die Polizei Gießen wenden, Telefon (0641) 7006-6555.

Tipps der Polizei

Für den Fall der Fälle rät die Polizei zudem, den Hörer aufzulegen, sobald der Gesprächspartner Geld fordert. Die Polizei rät auch, keine Details zu familiären und finanziellen Verhältnissen preiszugeben. Zudem sollte man den angeblich von einem Unglück betroffenen Familienangehörigen unter einer bekannten Rufnummer anrufen. Auch andere Familienangehörige könnten mit Informationen zum angeblichen Sachverhalt helfen. Letztendlich ergeht der Rat: „Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.“

Für weitere Informationen und Ratschläge finden Interessierte auf der Website www.polizei-beratung.de oder bei allen lokalen kriminalpolizeilichen Beratungsstellen. (sm)



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