China: Pleitewelle in Wenzhou – Eine Stadt in der Krise

Titelbild
Wie viele Produktionsstandorte in China ist auch die Hafenstadt Wenzhou stark vom Export abhängig.Foto: China Foto Press / Getty Images
Von und 26. Mai 2014

In den verganenen Tagen kam es in der südostchinesischen Hafenstadt Wenzhou wieder zu einer Pleitewelle von Privatunternehmen. Wenzhou ist ein Zentrum der chinesischen Konsumgüterproduktion, das in den 90er Jahren florierte, in den vergangenen Jahren jedoch immer wieder von Krisen geschüttelt wurde. Aktuell haben die Banken vor Ort aufgehört Kredite zu vergeben und damit einen Domino-Effekt ausgelöst.

50 Prozent der Fabriken geschlossen

Chinesische Medien berichteten, das in 50 Prozent aller kleinen und mittleren Unternehmen in Wenzhou die Produktion eingestellt wurde. Die meisten dieser Unternehmen arbeiten sowohl für den Export als auch für den chinesischen Binnenmarkt. Die restlichen Firmen kämpfen wegen reduzierter Aufragsmengen ums Überleben.

198 Insolvenzen im Jahr 2013

Am 23. Mai berichtete Chinas „Wirtschaftsreferenzzeitung“, dass im Jahr 2013 in der gesamten Provinz Zhejiang 346 Unternehmen Insolvenz anmeldeten. Im Vergleich zum Jahr 2012 war dies ein Anstieg um 145 Prozent. Allein 198 Insolvenzen betrafen Wenzhou.

Weiter hieß es: Die Gesamtverschuldungssumme der 346 Unternehmenspleiten betrage 159,5 Milliarden Yuan (rund 19,95 Milliarden Euro). Im Jahr 2012 lag die Verschuldung aller Pleiteunternehmen noch bei 24,3 Milliarden Yuan (3,04 Milliarden Euro).

Experten schätzen, dass sich die Situation 2014 weiter verschlimmert. Die gesamte Kapitalkette der Stadt sei lahmgelegt, berichtet die Zeitung weiter. 90 Prozent aller Bürgschaftsunternehmen hätten zugemacht. (In Wenzhou ist es üblich, dass Unternehmen gegenseitig Bürgschaften für einander übernehmen, um leichter an Kredite zu kommen. Deshalb gab es eine große Menge von Unternehmen, die sich nur auf Bürgschaften spezialisiert hatten). Neben den Haushaltswaren-Manufakturen seien auch die Hersteller von Elektrokabeln stark von der Krise betroffen, da sich der Kupferpreis erhöht hat, stünden auch sie unter Druck.

[–„Man bräuchte ein milliardenschweres Rettungspaket“–]

Zur Krise in Wenzhou, die durch das zusammengebrochene Bürgschaftsnetzwerk ein Massenproblem geworden ist, sagte ein Insider in chinesischen Medien: „Wenn man das Problem der Kapitalkette lösen wollte, die Kredite zurückzahlen und die Bürgschaften gewährleisten, bräuchte man ein Rettungspaket von von 10 Milliarden Yuan (1,25 Milliarden Euro)“.

Doch ist dies nicht die erste akute Krise: Bereits im November 2013 gab es eine Pleitewelle in Wenzhou, verbunden mit dem Preisverfall auf dem Immobilienmarkt. (Siehe: https://www.epochtimes.de/China-So-platzt-die-Immobilienblase-in-Wenzhou-a1105653.html)

Exportflaute und Mangel an Krediten

Herr Zhou, Vorsitzender eines Verbandes für mittlere und kleine Unternehmen sagte: „Wenzhou ist nicht der einzige solche Fälle in der Provinz Zhejiang. Auch in der Hauptstand Hangzhou und der Stadt Xiaoshan gibt es ähnliche Probleme. Durch die Exportflaute stecken fast alle kleinen Unternehmen Chinas in der Krise. Einerseits leben sie vom Export, andererseits steigen ihre Produktionskosten. Die Liquidität ist deshalb immer schwieriger zu gewährleisten. Innerhalb kurzer Zeit ist dieses Problem kaum lösbar.“

Wenzhou ist eine Hafenstadt in Südostchina mit rund 7,4 Millionen Einwohnern. In den 90er Jahren boomten in Wenzhou die Manufakturen und Fabriken für Konsumgüter für Binnenmarkt und Export– von kleinen Haushaltsgeräten bis zu Schuhen und Mode. Für Leder- und Sportschuhe gab es in Wenzhou bis zu 4000 Firmen. Außerdem werden hier 70 Prozent aller Feuerzeuge weltweit produziert. Auch für Brillenfassungen ist Wenzhou global einer der bedeutendsten Produktionsstandorte.

Mehr Hintergründe zur Krise in Wenzhou:

https://www.epochtimes.de/Der-Zusammenbruch-chinesischer-Privatunternehmen-a788254.html



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion