Reinhold Messner über Tibet und den geschundenen Berg

Mit dem Fackellauf mißbraucht China den Mount Everest für eine Propagandaaktion
Titelbild
Mount Everest von Nepal aus gesehen. (Paula Bronstein/Getty Images)
Von 30. April 2008

Der geplante Fackellauf für die Olympischen Spiele in Peking, der auch auf den höchsten Berg der Welt führen soll, ist laut dem Alpinisten Reinhold Messner eine „Farce“. Ohne Sauerstoffzufuhr könne die Fackel in solchen Höhen nicht am Brennen gehalten werden, und die Fernsehbilder von dem Ereignis dürften „ohnehin schon jetzt fertig gedreht“ sein, so Messner.

Der Mount Everest werde mit dem Fackellauf für eine Propagandaaktion missbraucht. „Auch wenn man es ungern hört – 1936 war es bei den Nazis genauso, auch damals wurde die Olympiade für eine Propagandaaktion missbraucht“, sagte Messner. Am 8. Mai jährt sich zum 30. Mal die Erstbesteigung des höchsten Bergs der Welt ohne die Verwendung von Sauerstoff-Flaschen durch Messner und seinen Freund Peter Habeler. Der Extrembergsteiger und ehemalige Europaparlamentarier ist erzürnt über die aktuellen Vorgänge in Tibet.

Der Alpinist Reinhold Messner, hat in seinem Museum in Sigmundskron eine mehr als 60 Quadratmeter große Tibet-Flagge gehisst, „die hat uns der Wind verweht, aber jetzt bekommen wir eine neue, größere und stabilere“. China habe die Chance verpasst, sich bei allen beliebt zu machen, indem es den Tibetern mehr Freiheiten einräumt. „Die Welt würde den Chinesen zu Füßen liegen“. Er versteht nicht, warum China das nicht erkannt habe.

„Das Erbe der Tibeter gehört der ganzen Welt“

Reinhold Messner (Getty Images)Reinhold Messner (Getty Images)

Die Tibet-Frage gehe die gesamte internationale Staatengemeinschaft an, denn, so Messner: „Das Erbe der Tibeter gehört der ganzen Welt.“ Die dortige Kultur sei so reichhaltig, dass sich die gesamte Menschheit um sie bemühen müsse. Dies müsse mit den geeigneten Mitteln geschehen. „Die heutige Waffe ist das Wort. Wir sollten mehr Demokratie einfordern“, sagt Messner. Der Olympische Fackellauf müsse weitterhin für das Anliegen der Tibeter genutzt werden.

Davon sei China im Moment jedoch weit entfernt. Dort paare sich momentan ein kommunistisches System mit einem völlig rücksichtslosen Kapitalismus mit faschistischen Elementen. „Wenn das zusammenkommt, ist der Teufel nicht weit“, so Messner.

Bei der Vergabe der Olympischen Spiele habe man gedacht, dass sich die Menschenrechtssituation in China bessern werde. Das Gegenteil sei jedoch passiert. Die Politiker befänden sich im Moment jedoch in einer schwierigen Lage. Sie würden „von allen Seiten geprügelt“. Seiner Meinung nach solle man Olympia als Plattform nutzen, um auf die Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen.

Reinhold Messner zeigt sich auch nachdenklich ob des 30jährigen Jubiläums seiner Erstbesteigung des Mount Everest ohne Sauerstoff-Flaschen. „In den 90er Jahren haben wir den Berg in Ketten und Seile gelegt“, so der Extrembergsteiger. Er kritisiert die
Kommerzialisierung der Besteigung des Mount Everest und das fehlende ökologische Bewusstsein derjenigen, die ihn heute erklettern.

In Sigmundskron zeigt Messner auch eine Skulptur, die aus 100 Kilogramm Müll vom Mount Everest geformt ist. „Die Berge haben ihre stärkste Ausstrahlung, wenn man sie nicht zähmt. Es ist unsere christliche Auslegung, dass man sich die Erde Untertan machen muss – leider haben die Asiaten das übernommen.“



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