Sieben neue Windräder täglich? Strom und Gas werden stetig teurer

Gaspreise, Stromtarife, Nebenkosten – mit der Energiewende steigen die Kosten. Hinzu kommen politische Unwägbarkeiten.
Titelbild
Windräder. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times17. Dezember 2021
Jetzt neu: Epoch Times Wochenzeitung auch als Podcast

Die Gaspreise steigen in Europa immer weiter, viele Versorger in Deutschland kündigen Verträge und lehnen Neukunden ab. Rund 260 Versorger erklären, ab Januar ihre Stromtarife zu erhöhen.

Am 14. Dezember kostete die Megawattstunde Energie 106 Euro an der Energiebörse Powernext. In der Vorwoche waren es noch 91 Euro. Tendenz steigend.

Mietern drohen hohe Nachzahlungen – nach der Nebenkostenabrechnung 2022

Wer ab dem 1. Januar einen neuen Gastarif abschließen will, muss aktuell mit einem Preis von 10 bis 15 Cent pro Kilowattstunde rechnen. Das ist das Doppelte bis Dreifache im Vergleich zum Vorjahr. Hausbesitzer und Verwalter sind oft gezwungen, in die sogenannte „Grundversorgung“ zu gehen, weil viele Anbieter gar keine Neukunden mehr zulassen.

Die „Grundversorgung“, auf die jeder Anspruch hat und die beim Wegfall eines alternativen Anbieters automatisch greift, war einst bekannt für ihre besonders hohen Preise. Mittlerweile ist sie vielerorts im Vergleich am günstigsten: Die jeweiligen Stadtwerke sichern sich meist konservativ und langfristig gewisse Kontingente. Bei einem Run auf den Basistarif könnten diese schnell auch nicht ausreichen, womit weitere Preissteigerungen drohen.

Viele Mieter bekommen die steigenden Gaspreise aber erst dann zu spüren, wenn für das Jahr 2022 die Nebenkosten abgerechnet werden. Das dürfte in vielen Fällen erst in 1,5 bis zwei Jahren der Fall sein. Pro Person drohen dann je nach Verbrauch Nachzahlungen von 250 bis 500 Euro. Seit Beginn der Corona-Maßnahmen zeigt sich im Allgemeinen ein höherer Stromverbrauch, nicht zuletzt durch Homeoffice.

Mehrheitlich abgelehnt: Intelligente Stromzähler 

Haushalte mit einem Stromverbrauch von mehr als 6.000 kWh mussten sich bereits ab Jahresanfang 2020 einen Smart Meter – einen intelligenten Stromzähler – einbauen lassen. Zukünftig soll er Pflicht für alle Stromkunden werden.

Gleichzeitig sinkt die Zustimmung zum Einbau; einer repräsentativen Umfrage von Bitkom zufolge lehnen 55 Prozent der Verbraucher den Einbau ab. Nur 16 Prozent nutzen bereits einen Smart Meter oder können sich dies auf jeden Fall vorstellen. Die Studie wurde am 29. November vorgestellt.

Ziel des Smart Meter ist, CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Geräte ermitteln den Stromverbrauch der Haushalte und melden diesen dem Netzbetreiber. Die Kosten des Smart Meter sind abhängig vom Stromverbrauch und betragen laut Verbraucherzentralen bis zu 23 Euro pro Jahr. Zusatzkosten entstehen bei Solaranlagen, Wärmepumpen, Nachtspeicheröfen und auch Ladestationen für E-Autos. Um die Mehrkosten eines Smart Meters zu kompensieren, ist es notwendig, den Stromverbrauch um etwa fünf Prozent zu reduzieren.

Etwa 28 Prozent der Befragten fürchtet einen Missbrauch der Daten. Ein digitaler Stromzähler könnte im Prinzip auch dazu genutzt werden, den Stromverbrauch aus der Ferne zu regulieren.

Stromerzeugung aus Kohle stieg

Die stark gestiegenen Preise für Erdgas führten zu einem deutlichen Rückgang der Stromerzeugung aus Erdgas. Die Stromeinspeisung aus Erdgas sank im dritten Quartal um 38,9 Prozent im Vorjahresvergleich. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.

Im dritten Quartal importierte Deutschland deutlich mehr Strom aus dem Ausland: Die Menge stieg im Vergleich zu 2020 um 13,6 Prozent, wobei sich die Einfuhren aus Frankreich mehr als verdoppelten. Der Stromexport wuchs um 8,9 Prozent. Laut Statistik führte Deutschland mehr Strom aus als ein.

Der Anteil der Stromerzeugung aus Kohle nahm im dritten Quartal um 22,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Ein Drittel der eingespeisten Strommenge stammte aus dieser Energieform (31,9 Prozent), während im ersten Halbjahr 2021 dieser Anteil bei 27,1 Prozent lag.

Fossile Energieträger nahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um vier Prozent zu (von 52 auf jetzt 56,9 Prozent), die Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien ab. Stromerzeugung aus Windkraft sank um 2 Prozent, aus Fotovoltaik um 2,8 Prozent.

Auf Importgas angewiesen

Mit dem deutschen Ausstieg aus Kernenergie und der Kohleverstromung ist Deutschland stark auf Gas angewiesen. Dabei ist man vor allem von russischen Gaslieferungen abhängig, die Füllstände der Speicher, vor allem im bei weitem größten Astora-Speicher in Niedersachsen (Gazprom), sind meist niedrig.

Allerdings wollen die Grünen bis zum Jahr 2040 auch aus der Gasverstromung aussteigen. Bei einer Genehmigungs- und Bauzeit zwischen vier und acht Jahren kann sich ein Gaskraftwerk in der verbleibenden Zeit kaum amortisieren. Ob sich genügend Investoren zum Aufbau dieser Kraftwerke (ohne staatliche Subventionen) finden, ist fraglich.

Bis 2030 sollen 80 Prozent des Stromes aus Wind- und Solaranlagen stammen, die vorherige Regierung plante mit 65 Prozent. Im Jahr 2020 – einem sehr guten Jahr für Sonnen- und Windenergie – wurden 45 Prozent erreicht. Im ersten Halbjahr 2021 waren es rund 20 Prozent weniger, obwohl mehr Anlagen zur Verfügung standen.

Sieben neue Windräder täglich?

Robert Habeck will für den schnelleren Ausbau der Windenergie künftig auch Flächen freigeben, die durch andere „Schutzgüter“ bisher gesperrt sind. Planungs- und Genehmigungsverfahren für den Ausbau von Wind- und Solaranlagen sollen drastisch verkürzt werden.

Claudia Kemfert verlangt einen massiven Zubau an Windkraftanlagen. Die Umweltexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung erklärte kürzlich in der „Bild“: „Wir benötigen sieben Windanlagen pro Tag in ganz Deutschland, um eine Ökostromlücke zu vermeiden.“

Der stellvertretende CSU-Generalsekretär Florian Hahn kritisierte die Pläne als „vollkommen unrealistisch“. Politik beginne mit dem Betrachten der Wirklichkeit. Die Ökostrompläne seien ein „Ampel-Luftschloss“, sagte Hahn.

Auch die Lage am Ölmarkt ist angespannt. Einer der größten Rohstoffhändler der Welt, Trafigura-Chef Jeremy Weir, sprach am 1. Dezember davon, dass die Erdgasversorgung bei anhaltender Kälte in ganz Europa unzureichend ist.

Nord Stream 2 ist fertig, aber …

Allein die Ankündigung von Außenministerin Annalena Baerbock, Nord Stream 2 erst mal nicht in Betrieb zu nehmen, ließ den europäischen Gaspreis um fast zehn Prozent steigen.

Laut Baerbock verstößt die Gaspipeline gegen „europäisches Energierecht“. Die EU-Standards seien nicht erfüllt, zudem stünden Sicherheitsfragen im Raum. Bis Anfang Januar 2022 soll entschieden werden, ob es eine Betriebserlaubnis geben wird.

Die Gaspipeline ist fertig, jedoch fehlt die Betriebserlaubnis. Für die Kontrolle durch die Bundesnetzagentur wird ein Firmensitz in Deutschland gefordert. Um dieses Problem zu lösen, kündigte der russische Betreiber Gazprom die Gründung einer Tochterfirma an. Auch dies wird kritisiert, weil der Betreiber der Pipeline und der Gaslieferant für die EU nicht identisch sein dürften.

Russisches Erdgas gelangt bisher vor allem durch die Ukraine (die Brotherhood- und die Sojus-Pipeline) sowie die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Europa. Ein weiterer Teil fließt durch die Jamal-Leitung und Belarus. Der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko drohte der EU mehrfach, bei weiteren Sanktionen die Gaslieferungen zu unterbinden.

In Brüssel hat man sich derweil noch nicht festgelegt, ob Gas und Atomkraft als nachhaltig und klimafreundlich gelten können. Frankreich, zusammen mit Ländern wie Polen und Tschechien, will Atomkraft um jeden Preis als „grün“ kennzeichnen. Deutschland, Luxemburg, Österreich und andere sind strikt dagegen. (ks/dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion