Für eine gemeinsame Zukunft: Crowdfunding für eine Hochzeit in Gaza

Der Mann verlor seinen Job in 2014 wegen des Gaza-Bombardements, durch Israel. Und ohne eigenes Geld hätten ihre Familien die Hochzeit abgelehnt, erzählt das Paar. „Unsere Liebe war gefährdet und wurde immer komplizierter“.
Titelbild
Hakim Soghbor und Falastin Tanani (r) wollen heiraten, können sich die Hochzeit aber nicht leisten.Foto: Ezz Zazoun/dpa
Epoch Times17. Februar 2016
Ohne Geld keine Hochzeit, ohne Trauschein kein Zusammenleben: Hakim Soghbor und seine Verlobte Falastin Tanani aus Gaza lieben sich, können aber nicht zusammenziehen. Sie können sich die Hochzeit schlicht nicht leisten.

Offen gelebte Liebesbeziehungen sind in dem traditionell muslimisch geprägten Küstenstreifen ohne Heirat aber nicht möglich. Das Paar ruft daher Internetnutzer zur Mithilfe auf. Die 27-Jährigen sammeln per Crowdfunding Spenden für ihr Fest der Liebe.

„Wir haben über so viele Möglichkeiten nachgedacht und festgestellt, dass das die einzige Option ist, die wir nutzen können“, sagt Tanani, die Kopftuch und Brille trägt. „Und ich hoffe, dass unsere Geschichte erfolgreich sein wird.“

Vor einem Monat haben sich die beiden bei der US-amerikanischen Crowdfunding-Plattform GoFundMe angemeldet. Umgerechnet rund 8000 Euro wollen sie sammeln – bisher haben sie knapp die Hälfte zusammen. Fast 100 Menschen sagten laut der Plattform bislang Geld zu.

Soghbor und Tanani verliebten sich bereits beim ersten Treffen vor sieben Jahren ineinander, sagen sie. Sie lernten sich bei einem Workshop in Gaza kennen, kurz bevor sie ihre Studiengänge in Ingenieurwesen abgeschlossen haben.

„Grundsätzlich lehnt unsere konservative Gesellschaft in Gaza die Idee ab, dass ein junger Mann offen verliebt in eine junge Frau ist“, sagt Soghbor. „Deswegen hatten wir uns entschlossen, unsere Liebe geheimzuhalten, bis wir unsere Abschlüsse hatten.“

Nach dem Abschluss hätten sie versucht, Anstellungen zu finden, hätten aber keine dauerhaften Jobs bekommen. Die Arbeitslosenrate liegt im Gazastreifen nach Angaben der Weltbank bei 43 Prozent, bei jungen Menschen sogar bei mehr als 60 Prozent. Fast 80 Prozent der Bevölkerung sind demnach auf Unterstützung angewiesen.

Vor dem Gaza-Krieg im Sommer 2014 arbeitete Soghbor im Baugewerbe. Aber danach habe es aufgrund der israelischen Blockade keine Baumaterialien mehr gegeben, sagt er – er verlor seinen Job. Israel hat vor rund zehn Jahren eine Blockade über den Küstenstreifen verhängt, um sich vor der im Gazastreifen herrschenden radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas zu schützen. Auch die Einfuhr von Baumaterialien war lange nur eingeschränkt möglich.

Ohne eigenes Geld hätten allerdings ihre Familien die Hochzeit abgelehnt, erzählt das Paar. „Unsere Liebe war gefährdet und wurde immer komplizierter“, sagt der bärtige Mann.

Auszuwandern war für das Paar keine Alternative. „Selbst ins Ausland zu reisen, ist eine Mission Impossible“, sagt Tanani. Sowohl Israel als auch Ägypten haben die Grenzübergänge nach Gaza grundsätzlich geschlossen. Menschen im Alter von 16 bis 35 Jahren brauchen eine Genehmigung von der Hamas und von Israel für den Grenzübertritt.

Freunde des Paares brachten die beiden letztlich auf die Idee, Crowdfunding zu probieren. Ein Freund hatte sich über die Plattform eine Kamera finanziert.

Doch auch die Idee, die Hochzeit mit Hilfe aus dem Netz zu finanzieren, findet im Gazastreifen nicht nur Anhänger. Im Internet gab es Vorwürfe, Menschen wie Zoghbor und Tanani falle es leicht, um Geld zu betteln und die Menschen aus Gaza als Bettler zu zeigen.

„Ich denke nicht, dass wir irgendetwas Falsches gemacht haben gegenüber unserer Gemeinschaft oder unserer Tradition“, sagt Tanani. „Es ist uns egal, was die Menschen in den sozialen Netzwerken sagen.“

In einem Video auf GoFundMe erzählt das Paar knapp zwei Minuten lang von seiner Liebe. „Da ist etwas Großes zwischen uns, größer als Liebe oder eine Beziehung“, sagt Tanani. Freundschaft, die Welt, Geschichten, Erinnerungen und viele schöne Dinge würden ihren Verlobten und sie verbinden. „Deswegen ist das Einzige, was wir wollen, unsere Reise gemeinsam fortzusetzen und unseren Traum in die Wirklichkeit umzusetzen.“

(dpa)

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