Nachtgesang im Walde

„Sey uns stets gegrüßt, o Nacht. Aber doppelt hier im Wald, wo dein Aug verstohlner lacht, wo dein Fußtritt leiser hallt!“ Aus der Reihe Epoch Times Musik, für Liebhaber der Musik.
Titelbild
Wälder können Dichter und Komponisten anregen, sie klingen zu lassen.Foto: iStock
Epoch Times20. Dezember 2023

Franz Peter Schubert (1797-1828) wurde als einer der wenigen klassischen Komponisten der Wiener Schule – Mozart, Haydn, Schubert und Beethoven – tatsächlich in Wien geboren. Sein Nachtgesang im Walde, D. 913 ist ein vertontes Gedicht von Johann Gabriel Seidl (1804-1875) für vier Männerstimmen, die Schubert von vier Hörnern begleiten ließ.

Hier gesungen vom Colorado Vocal Arts Ensemble unter Leiterin Deborah Teske. Begleitet werden sie vom Kammerorchester der Springs unter musikalischer Leitung von Thomas Wilson (Broadmoor Community Church, Colorado Springs, Colorado).

Franz Schubert erhielt eine hochwertige musikalische Ausbildung, die normalerweise nur Adlige vorbehalten war – nachdem er im Chor der Hofkapelle 1808 vorgesungen hatte. Mit 18 Jahren komponierte er in Windeseile neue Stücke, war als Lehrer tätig und pflegte seine Liebe zur Poesie. Bis 1815, da war er 18 Jahre alt, vertonte er bereits Texte von über 25 Dichtern, wobei 150 Lieder entstanden.

Bis an sein Lebensende begleiteten ihn die Lieder, obwohl er auch Sinfonien, Bühnenmusik und anderes komponierte. Es wurden weit mehr als 600, dazu Chorlieder, Sprechgesänge und Liederzyklen. Fast zwei Drittel seiner Lieder oder Chöre komponierte er für Männerstimmen.

Die Kunst bei Liedern besteht oft darin, dass weder die Gesangstimmen untergehen, noch die Begleitung zum überflüssigen Extra degradiert wird. Schubert löste diese Schwierigkeit phantasievoll und mit Bravour. Beide Gruppen reichen sich die melodischen Phrasen elegant hin und her.

Nachtgesang im Walde

Sey uns stets gegrüßt, o Nacht,
Aber doppelt hier im Wald,
Wo dein Aug verstohlner lacht,
Wo dein Fußtritt leiser hallt!

Auf der Blätter Laubpokale
Gießest du dein Silber aus,
Hängst den Mond mit mildem Strahle
Uns als Lamp‘ in’s Blätterhaus.

Säuselnde Lüftchen
Sind deine Reden;
Spinnende Strahlen
Sind deine Fäden,
Was dein Mund nur beschwichtigend traf,
Senkt die Augen und sinket in Schlaf!

Und doch, – es ist zum Schlafen zu schön,
Drum auf und weckt mit Hörnergetön,
Mit heller Klänge Wellenschlag,
Was früh betäubt im Schlummer lag!

Es regt in den Lauben
Des Waldes sich schon;
Die Vöglein sie glauben,
Die Nacht sey entflohn.

Die wandernden Rehe
Verlieren sich zag;
Sie wähnen, es gehe
Schon bald an den Tag;

Vom Quell her erschallt es,
Als wär‘ er erwacht;
Die Wipfel des Waldes
Erbrausen mit Macht;

Und rufen wir im Sange:
Die Nacht ist im Walde daheim,
So ruft das Echo lange:
Sie ist im Wald daheim!

Drum sey uns, doppelt hier im Wald
Gegrüßt, o stille Nacht;
Wo Alles, was dich schön uns mahlt,
Uns noch weit schöner lacht.



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