Das Spiel der Kaiser: Kommunikation durch „Go“

Lernspiel der anderen Art: Das antike Brettspiel Go wird historisch verwendet um den Charakter zu pflegen, Temperament und strategisches Denken zu kultivieren.
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Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Uri Globus

„Go ist wie das Leben“, sagte Yasuda Yasutoshi am Ende eines Seminars, das er in einer Schule für hochbegabte Kinder in Israel hielt. Yasutoshi, der auch Yasuda Sensei genannt wird (japanisch für Professor Yasuda), spielt Go auf dem höchsten Niveau (9-dan). Er gilt als einer der besten Spieler der Welt.

Yasutoshi wird besonders geschätzt und ist berühmt für die „Yasuda-Methode“, die er mit dem Ziel entwickelte, dieses Spiel als ein Mittel zur Kommunikation und zur Förderung von Toleranz in der Gesellschaft zu verbreiten. Die Methode wurde in den westlichen Ländern aufgrund ihrer guten Ergebnisse übernommen.

Go das Spiel des Lebens

Go ist das älteste Brettspiel der Welt und schätzungsweise 4.000 Jahre alt. Es kommt aus China, wo es als „Weiqi“ bekannt ist. Im alten China soll es von kosmischer Bedeutung gewesen sein. Seit Generationen war es eine der vier Kunstformen, die jeder gebildete Mensch zusammen mit Kalligrafie, Zeichnen und Musik (eine Harfenart) beherrschen musste.

Im 5. Jahrhundert v. Chr. wird es zum ersten Mal schriftlich im Buch Zuo Zhuan erwähnt, dem ersten in China geschriebenen Geschichtsbuch, das den Zeitraum zwischen dem 8. und 5. Jahrhundert v. Chr. behandelt.

Von China aus verbreitete sich das Spiel über ganz Asien. Als es im 7. Jahrhundert v. Chr. nach Japan kam, bekam es den Namen „Go“. Bevor es in der Öffentlichkeit verbreitet wurde, war es dem königlichen Hof vorbehalten.

Heute wird es in China immer noch als ein Spiel angesehen, das der High Society vorbehalten ist. Im Westen wurde Go im 19. Jahrhundert populär.

Obwohl Go ein sehr altes Spiel ist, blieben seine Regeln dank ihrer Einfachheit immer gleich. Bevor die beiden Spieler anfangen, drücken sie ihre Wertschätzung für einander aus und danken einander.

Zwischen ihnen befindet sich ein Holzbrett mit einem Gitternetz sowie schwarzen Steinen auf der einen und weißen auf der anderen Seite. Das Ziel besteht darin die Steine des Gegners einzukreisen und dessen Territorium zu erobern.

Das Spiel des Lebens

Der Professor sagte: „Go ist ein sehr interessantes Spiel, aber ich fing deshalb an es zu lehren, weil ich versuchte Kinder zu retten. Vor siebzehn Jahren las ich einen Artikel über ein 13-jähriges Kind, das Selbstmord beging, nach dem es in der Schule misshandelt wurde.“

„Ich war überrascht und fragte mich, wie ein Kind in solch eine Extremsituation kommen konnte. Ich beschloss, dies zu untersuchen, und nach sechs Monaten hatte ich die Möglichkeit, die Tagebücher von Kindern zu lesen, die Selbstmord begangen hatten. Fast alle schrieben zuletzt: „Mama, Papa, es tut mir leid, dass Ihr mich nicht mehr großziehen könnt.“

„Ich erkannte dann, dass er oder sie wahrscheinlich nicht Selbstmord begangen hätte, wenn ein Erwachsener oder ein Freund das Leiden des Kindes wahrgenommen hätte,“ sagte Yasutoshi.

Er suchte nach einem Weg Kindern zu helfen eine Kommunikationsmöglichkeit mit anderen zu finden. Er entschied sich für das, was ihm am besten vertraut war – das Go-Spiel.

Yasutoshi erklärt, dass unsere Fähigkeit, unsere Ideen einer anderen Person zu vermitteln auch bei der verbalen Kommunikation begrenzt ist. Zwischen beiden Parteien kann ein Riss entstehen, was zu einem Mangel an Verständnis und zu Verärgerung führen kann.

„Wenn Sie einen „Stein“ auf das Brett setzen, erhalten Sie von der Person, die vor Ihnen sitzt, eine Antwort. Die Kommunikation zwischen Menschen ist das Wichtigste. Wenn Sie mit jemandem spielen, hört er Ihnen zu und Sie hören ihm zu“, sagte Yasutoshi.

Wenn man Kindern beim Spielen zusieht, kann man wirklich feststellen, wie wichtig es für das Spiel ist den „anderen zuzuhören“. Wenn ein Kind ohne Rücksicht auf seinen Gegner nur an die Eroberung denkt, wird es sicherlich verlieren.

Spiel der Kaiser: Go oder auch „Weiqi“ ist das älteste Brettspiel der Welt und schätzungsweise 4.000 Jahre alt.Spiel der Kaiser: Go oder auch „Weiqi“ ist das älteste Brettspiel der Welt und schätzungsweise 4.000 Jahre alt.Foto: Maya Mizrahi/The Epoch Times

Go-Spieler sind der Meinung, dass es trotz seiner Einfachheit von unendlicher Tiefe ist, die sich im Dialog zwischen ihnen ausdrückt.

„Um die Kommunikation zu verbessern, muss man lernen, sich besser auszudrücken, aber es ist auch sehr wichtig zu wissen, wie man zuhört. Einer der zuhört kommuniziert besser“, sagte Yasutoshi.

Mit dem Ziel, Toleranz zu zeigen und Vorurteile abzulegen, beginnt er seinen Vortrag, indem er mit den Kindern über Japan redet. „Wenn ich nur das Go-Spiel lehren möchte, reicht es aus die Technik zu erklären.“

„Aber es ist vielleicht das erste Mal, dass die Kinder jemanden aus Japan kennenlernen. Es ist wichtig, dass sie etwas über die Denkweise der japanischen Bevölkerung und ihre Sensibilität lernen.“

Daher geht es beim Lehren des Go-Spiels darum andere zu akzeptieren und Stereotypen zu verändern. Yasutoshi lehrt nicht nur in Schulen, sondern auch in Pflegeheimen, psychiatrischen Kliniken, Einrichtungen für Behinderte und anderen Institutionen.

Er organisiert auch Treffen zwischen älteren Menschen und Kindern. „Es ist wichtig zu verstehen, dass die Menschen anders sind als wir. Sie haben nicht nur andere Gesichter, sondern auch andere Gedanken. Es ist wichtig, sich mit anderen Menschen zu treffen. Es gibt keinen anderen Weg, um Vorurteile abzubauen. Go ist eine Gelegenheit, diese direkte Kommunikation durchzuführen. Sie besteht eben darin jemanden zu treffen.“

Gewinn durch Verlust

Kinder mögen es nicht besonders, wenn sie verlieren, und es fällt ihnen oft schwer das Verlieren leicht zu nehmen. Am Ende des Unterrichts erklärt der Professor, wer die Gewinner sind und das sind nicht diejenigen, die am meisten gewonnen, sondern diejenigen, die am meisten gespielt haben.

Yasutoshi ist der Meinung: „Das Leben verläuft nicht immer nach unseren Wünschen. Nicht jeder verliert gerne, aber es ist sehr wichtig zu wissen, wie das Verlieren akzeptiert werden kann. Wenn ein Kind ein paar Mal verliert, verändert sich sein Gesicht. Es nimmt es nicht so schwer wie am Anfang und selbst wenn es verliert, spielt es doch gerne.“

In den vergangenen Jahren widmete Yasutoshi seine Zeit der Förderung von Frieden und Freundschaft in der Welt mit Hilfe des Go-Spiels. In vielen Ländern gibt es aktive Go-Vereine, die Wettbewerbe und Treffen veranstalten.

Dieser Artikel auf Englisch: Communicating Through the Game of Go

Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Uri Globus




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