Ein Volk vergiftet sich selbst

Kommentar
Titelbild
Wartende Eltern in Nanjing in einem Stadium. Sie wollen, dass ihre Kinder auf Nierensteine getestet werden, die nach der Einnahme der Chemikalie Melamin auftreten können. (AP Photo)
Von 23. September 2008

Am 14. September fliegt der Skandal um gepanschtes Milchpulver in China für Kleinkinder unter fünf Jahren auf. Melamin heißt der Stoff, aus dem die Albträume der chinesischen Mütter und mittlerweile der gesamten chinesischen Bevölkerung sind. Ihn haben die chinesischen Milchhersteller dem Lebensmittel zugefügt, um einen hohen Eiweißgehalt vorzutäuschen. Einer der offen über die Praxis spricht, der Vize-Direktor der Guandonger Gesundheitsbehörde, Liao Xinbo, rechnet vor: „Die verunreinigten Sanlu-Milchpulver sind die billigsten Milchpulver mit einem Preis von 18 Yuan pro Kilogramm (rund 1,80 Euro/kg).“ Mit diesem Preis lassen sich aber noch nicht einmal die Herstellungskosten decken. Sanlu mischt zuerst billiges Sojabohnenpulver in das Milchpulver. Was schlimm genug, aber zumindest nicht das größte Problem wäre, denn immerhin handelt es sich bei Soja noch um ein Lebensmittel. Aber diesmal hat man „falsche“ Proteine zugesetzt. In der Lebensmittelindustrie wird leger von „kleinen Tricks“ gesprochen. „Übrigens, wenn Sie wissen wollen, wie weit Melamin in der chinesischen Lebens- und Futtermittelindustrie seine Anwendung findet, sage ich nur: „Danbai Jing“, das „Proteinkonzentrat“, schreibt Liao. Schweine, Rinder, Hühner – sie alle sind mit Melaminbeigaben aufgezogen worden.

Die Vorgehensweise der chinesischen Regierung bei diesem jüngsten Vorfall erinnert an SARS. Auch damals wurde versucht, alles so lang es ging zu vertuschen. Das Sanlu-Baby-Milchpulver blieb, auch nachdem der Skandal schon einzelnen Behörden bekannt war, noch wochenlang in den Regalen. Nichts durfte das politische Großereignis, die Olympischen Spiele, stören. Erst nachdem diese zu Ende waren und die neuseeländische Ministerpräsidentin Helen Clark die chinesische Regierung offiziell gewarnt hatte, wurden die beanstandeten Produkte entfernt.

Dann wurde in Hongkong verseuchtes Speiseeis der Yili-AG entdeckt, eben jener Firma, die als einzige für die Olympischen Spiele produzieren durfte und bis dahin noch mit weißer Weste dastand. Das Unternehmen gab dreist bekannt, alle seine Milchprodukte, die auf dem Markt als Olympiaprodukt verkauft würden, seien sicher, weil sie die gleiche Qualität hätten wie die, die direkt für die Olympischen Spiele geliefert wurden. Bestes Beispiel, wie mit zweierlei Maß gemessen wird. Für Olympia galten andere Spielregeln als für das Volk. „ Das Milchpulver für Kinder hat Gift, aber in den Sonderprodukten für die Olympischen Spiele gibt es das nicht. Warum? Das zeigt nur, dass das Unternehmen mit vollem Bewusstsein Melamin beigemischt hat. Sie vergiften unsere Kinder…“, steht in einem Internetblog. Aber wo könnten sich die Menschen beschweren? Das Land wird von der kommunistischen Partei regiert, Widerspruch wird nicht geduldet. Der eine Funktionär profitiert vom anderen. Durch die Parteierziehung von Kindesbeinen an ist die Moral am Boden, das zieht sich quer durch alle Schichten. Für Profit, Macht und Gier wird der eigene Nachwuchs aufs Spiel gesetzt. Gar nicht mehr so unglaublich klingt da der immer noch genutzte Werbetext für Yili-Milch, das Markenprodukt in China: „Für Ihre Gesundheit, wählen Sie bitte die Milch mit den wenigsten Giftstoffen. Wir fördern die Gesundheit der Chinesen, wir geben Ihnen Fördermittel für die Gesundheit – Yili“. Das Volk vergiftet sich selbst.



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