„Mutter, du wirst ewig in meinem Herzen sein“

Verfolgt in ihrer Heimat, übermittelt eine Chinesin zum Muttertag eine Botschaft an ihre Mutter in China
Titelbild
Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Hui Yuan Gao

Los Angeles – Meine Mutter heißt Feng, was auf Chinesisch Phönix bedeutet. Als junge Frau war sie eine Schönheit. Immer wenn ich mir die schwarzweißen Fotos aus ihrer Jugendzeit anschaue, sage ich mir aus Spaß, warum ich nichts von ihrem schönen Aussehen geerbt habe.

Der Muttertag nähert sich und ich, die mittlerweile in den USA lebt, muss an meine Mutter in China denken.

Das Leben in China ist nie leicht für meine Mutter gewesen. Ihre Familie wurde aufgrund ihres Wohlstands als eine der „fünf schwarzen Kategorien“ gebrandmarkt. In einer Zeit, als sich die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) in ihrer Etablierungsphase als Regierung befand, wurde meine Mutter durch sie unterdrückt. Es wurde ihr verboten, jemals ein Mitglied der Partei zu werden, aber gerade diese Ausgrenzung führte dazu, sich danach zu sehnen.

Diese Klassenmarkierungen saßen fest. Da mein Großvater ein Hochschulabsolvent war, wurde er als Intellektueller eingeordnet, eine Klasse, die von der KPCh als „Stinkende Nummer Neun“ bezeichnet wurde. Sein Bruder wurde unterdessen wegen seiner politischen Überzeugungen als „Rechter“ eingestuft und beging aus diesem Grund in jungen Jahren Selbstmord. Die politischen Etiketten, die an meinen Großeltern hefteten, wurden an meine Mutter und meinen Vater vererbt.

Meine Eltern hatten drei Töchter. Wenn uns die Leute zusammen mit unserer Mutter sahen, sagten sie oft: „Feng, du hast drei Blumen bei dir!“ Meine Mutter war eine wunderbare Köchin und eine begabte Schneiderin. Da die Winter in meiner Heimatstadt immer sehr kalt waren, nähte sie jedes Jahr mindestens zwei mit Baumwolle gefüllte Anzüge für jedes Mitglied meiner Familie. Ich weiß immer noch nicht, wie spät sie nachts aufblieb, um alles fertigzunähen.

Trotz der harten Umstände, in denen wir lebten, wurden meine Schwestern und ich alle zum Studium an der Universität zugelassen, dank des guten Einflusses und des Verstands meines Vaters, gekoppelt mit der liebevollen Fürsorge meiner Mutter. Der Erfolg ihrer drei Töchter war der ganze Stolz und die Freude meiner Mutter.

Als wir eine nach der anderen das Elternhaus verließen, um uns in verschiedenen Städten niederzulassen, blieben meine Eltern weiter in unserer kleinen Heimatstadt. Nachdem meine Schwestern und ich alle verheiratet waren, kam meine Mutter, um auf unsere Kinder aufzupassen.

Als mein Sohn Ende 1998 geboren wurde, zogen meine Eltern nach Dalian, um uns zu helfen. Unser freudvolles und ruhiges Leben wurde allerdings durch eine unerwartete Schicksalsänderung zerstört. Ich wurde wegen meines Glaubens inhaftiert und die Lebensfreude meiner Mutter wurde dadurch zerbrochen.

Als die KPCh die spirituelle Praxis Falun Gong (auch Falun Dafa genannt) am 20. Juli 1999 verbot, ging ich nach Peking, um Berufung einzulegen. Mich für Falun Dafa auszusprechen, das in der alten chinesischen Traditionen der Meditation und moralische Integrität verwurzelt ist, war für mich ein Einsatz für die Werte meiner Kultur. Das Appellieren an die Zentralregierung wenn man unter Ungerechtigkeit leidet, ist auch eine alte chinesische Tradition. Später sollte ich jedoch herausfinden, dass diese Tradition verloren gegangen ist.

Meine Erinnerungen an die Haftanstalt sind noch sehr klar. Mehr als 20 Menschen teilten ein kleines Zimmer. Das Essen war sehr ärmlich und bestand vorwiegend aus gedämpftem Maisbrot und Kohlsuppe, gelegentlich mit Sandkörnern, oder mit einem Blatt  verfaultem Kohl. Wir mussten von morgens bis nachts Sklavenarbeit verrichten, Schachtel um Schachtel von Zahnstochern sortieren. Zusätzlich musste ich an Gehirnwäschekursen teilnehmen, mit denen man mich zwingen wollte, meinen Glauben an Falun Gong aufzugeben. Inmitten der Not dachte ich an meinen zehn Monate alten Sohn und daran,wie meine Eltern zu Hause die Situation verkraften würden. Nach 40 Tagen illegaler Haft wurde ich befreit.

Als ich nach Hause kam, stellte sich heraus, dass meine Mutter wegen der Sorgen um meine Sicherheit geistig zusammengebrochen war. Nachts wollte sie nach draußen eilen, um nach mir in den Haftanstalten zu suchen. Mein Vater musste alle seine Kräfte einsetzen, um sie aufzuhalten. Aus eigenen Erfahrungen mit der autoritären Natur der KPCh fühlten sie sich hilflos.

Meine Mutter lebt seitdem in einem tranceartigen Zustand. Einmal wanderte sie im Winter aus dem Haus und kam erst nach tagelangem Ausbleiben wieder zurück. Der schwerwiegendste Fall war, als sie an das Nachbarstor mit einem Küchenmesser in der Hand klopfte. Sie wollte mit der Person kämpfen, die mir den Schaden zugefügt hatte.

Mehr als zehn Jahre sind vergangen und die Verfolgung von Falun Gong hat noch immer nicht aufgehört. Ebenso haben die Sorgen meiner Familie um meine Sicherheit nicht aufgehört. Mein Vater suchte nach Medikamenten für meine Mutter, die ihre Hände zum Zittern gebracht haben. Ihr Gesichtsausdruck ist leblos geworden.

Jetzt lebe ich in Amerika und bin so der Verfolgung durch die KPCh entkommen. Doch da nun mein erster Muttertag im Ausland sich nähert, sehne ich mich, nach Hause zurückzukehren. Um meiner Mutter willen wünsche ich mir, dass unsere Familie wieder vereint sein könnte, aber ich weiß, dass das jetzt nicht möglich ist. Die KPCh, der beizutreten sie einst ersehnt hatte, hat ihre Tochter verfolgt, ihr Glück zerbrochen und ihr ihre Gesundheit genommen.

An diesem Muttertag wünsche ich mir, meiner Mutter wenigstens die Hoffnung zu übermitteln, dass wir uns eines Tages wieder sehen können.

Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Hui Yuan Gao


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