Warten auf Oasis: Noel Gallagher in München – ohne Wutanfall

Zwischendurch unterhält der einigermaßen gut gelaunte Gallagher sich mit den Zuschauern in den ersten Reihen, fragt sie, woher sie kommen. Von der Antwort „Taiwan“ zeigt er sich beeindruckt, über „Österreich“ freut er sich aber auch.
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Noel Gallagher präsentierte sich einigermaßen gut gelaunt in München.Foto: Sven Hoppe/dpa
Epoch Times15. April 2016
Es ist schon ein wenig tragisch – für die Mitglieder legendärer Ex-Bands ebenso wie für ihre Fans: Weil es die Lieblingsband von früher nicht mehr gibt, müssen ihre Anhänger auf deren Rudimente zurückgreifen, Solo-Konzerte oder Auftritte von Nachfolge-Bands besuchen.

Und die Musiker können sich mit ihren neuen Projekten noch so anstrengen – nichts löst bei diesen Auftritten so viel Begeisterung aus wie die guten, alten Hits.

Noel Gallagher, Ex-Gitarrist und Songschreiber der Britpop-Legende Oasis teilt dieses Schicksal mit anderen Musiklegenden. Ohne seinen Bruder Liam, dafür mit seiner Band High Flying Birds tritt er am Donnerstagabend in München auf. Es ist der Auftakt zu einer Mini-Deutschland-Tour, die den 48-Jährigen nach dem Start in München noch zu einem zweiten Konzert nach Köln führen wird.

Die Zeiten, als mehr als zwei Millionen Fans Tickets für zwei Oasis-Konzerte im englischen Knebworth haben wollten und die Band schließlich vor insgesamt 250 000 Leuten spielte, sind lange vorbei – 20 Jahre, um genau zu sein.

Heute ist die längst nicht ausverkaufte Münchner Konzerthalle Zenith zur Hälfte mit schwarzen Vorhängen abgehängt. Anderthalb Stunden lang präsentiert Gallagher dort Songs aus seinem zweiten Post-Oasis-Album „Chasing Yesterday“ – gefeiert wird er aber, wie das eben so ist, vor allem für Oasis-Hits wie „Champagne Supernova“.

„Alle warten auf die Oasis-Sachen“, sagt ein Fan, der sich mit seinem Kumpel nach der „Supernova“ zum Rauchen nach draußen verdrückt hat, weil Gallagher wieder irgendwas vom neuen Album spielt, das er nicht kennt. Dabei ist das tatsächlich alles andere als schlecht. Eine spektakuläre Show gibt es nicht, dafür gute, unaufgeregte Musik.

Auf den ganz großen Kracher „Wonderwall“ müssen die Fans bis zur Zugabe warten – und dann gönnt Gallagher ihnen noch nicht einmal das ungetrübte Bad in Nostalgie und singt den Song in leicht abgewandelter, das Publikum verunsichernder Version. Beim allerletzten Lied „Don’t Look Back In Anger“ tut er ihnen das allerdings nicht mehr an und schickt die Fans von einst zufrieden nach Hause.

Zwischendurch unterhält der einigermaßen gut gelaunte Gallagher sich mit den Zuschauern in den ersten Reihen, fragt sie, woher sie kommen. Von der Antwort „Taiwan“ zeigt er sich beeindruckt, über „Österreich“ freut er sich aber auch. Schließlich ist er zwei Tage vorher in Wien aufgetreten.

Sehr viele Briten sind unter den Gästen – schließlich gilt Gallagher in Großbritannien heute als so etwas wie der weise alte Mann des Britpop, so etwas wie ein Ex-Beatle für die nachgeborene Generation – auch wenn er wahrscheinlich deutlich öfter ins „fucking“ Mikrofon flucht als Sir Paul McCartney.

Als Gallagher selbst anfängt, über seine Heimat- und Fußballstadt Manchester zu sprechen, gibt es hier und da einige Buhs – mutmaßlich von Fans des FC Bayern München. Ansonsten bleibt es im Publikum und auf der Bühne ruhig. Es hat schließlich auch niemand Seifenblasen gepustet. Bei einem Konzert in Melbourne Ende März hatte der im Gegensatz zu Liam eigentlich als braver Gallagher-Bruder geltende Musiker nach Medienberichten wegen fliegender Seifenblasen einen Wutanfall bekommen.

(dpa)

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