Hamburger Kita ohne Weihnachtsbaum: „Um religiöse Gefühle nicht zu verletzen“

Zuerst wollte eine Kita-Leitung „im Sinne der Religionsfreiheit“ keine Tanne aufstellen, was Proteste und Aufregung von betroffenen Eltern und in den Medien nach sich zog. Damit nicht genug: Des nachts stellt ein Spender einen geschmückten Weihnachtsbaum mit Geschenken vor der Hamburger Kita ab – und kassiert dafür von dieser eine Anzeige.
Titelbild
Symbolbild: Für die Kinder der Hamburger Kita Mobi soll es keinen Weihnachtsbaum mehr geben.Foto: Istock romrodinka
Von 11. Dezember 2023

Eine besinnliche Weihnachtszeit ist in der Regel durch eine ruhige, nachdenkliche und friedliche Atmosphäre geprägt. Familien kommen zusammen, traditionelle Bräuche und Rituale werden gepflegt. Dazu gehört für viele Plätzchenbacken, für Kinder der am 6. Dezember oft sehnlich erwartete gefüllte Nikolausstiefel oder das Schmücken des Weihnachtsbaums und das Singen von Weihnachtsliedern unter diesem.

Aus „religiösen Gründen“

Die Kindertagesstätte Mobi in Hamburg erklärte vergangene Woche, dass sie in diesem Jahr auf den Weihnachtsbaum im Dezember verzichten wird. Die Stiftung Finkenau, zu der die Kindertagesstätte Mobi gehört, informierte die Eltern in einem Schreiben der Kita-Leitung über eine neue Regelung, laut der der Weihnachtsbaum als „Symbol“ christlicher Feste gestrichen wird – „im Sinne der Religionsfreiheit“.

„Wir haben uns im Team dagegen entschieden, da wir kein Kind und seinen Glauben ausschließen wollen.“ Deshalb gebe es in diesem Jahr eine „angepasste“ Dekoration, die Räume seien geschmückt, es seien Adventskalender gebastelt worden, aber kein Weihnachtsbaum; das alles „im Sinne der Religionsfreiheit“.

Bundesweite Resonanz

Nicht nur Eltern der Kita regten sich darüber auf, es gab auch einen bundesweiten medialen Aufruhr. Gerade in den sozialen Medien meinten Kritiker und Eltern der Kindergartenkinder in dem Vorgang unter anderem „den Zeitgeist der Cancel Culture“ zu erkennen, wie die „Hamburger Morgenpost“ berichtete.

Auch Prominente, darunter die CDU-Politikerin Julia Klöckner (@JuliaKloeckner), unter Ex-Kanzlerin Angela Merkel Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, kommentieren das Thema:

„In Hamburg verzichtet eine Kita auf den #Weihnachtsbaum, weil man, kein Kind und seinen Glauben ausschließen‘ wolle. Tun sie damit aber! Konsequenterweise müsste die Kita dann auch über die Weihnachtsfeiertage geöffnet sein …“

Alles die Frage einer unglücklichen Formulierung?

Viel Feedback ging offenbar auch an die Stiftung, darunter auch Proteste und Empörung. Schon am Folgetag des Bekanntwerdens des geplanten „Weihnachtsbaum-Cancelling“ veröffentlichte sie eine Stellungnahme auf ihrer Website, in der es heißt:

„Wir sind zutiefst erschüttert darüber, dass unsere Kita und wir als Träger seither mit massiven rassistischen Drohungen, persönlichen Beleidigungen, Anschuldigungen und Erpressungsversuchen konfrontiert sind.“ Und weiter: „Die vielleicht unglückliche Formulierung zur kultursensiblen Haltung der Kita mündete leider in einer falschen, da undifferenzierten, Berichterstattung.“

Alles also nur ein Irrtum, Folgen einer „unglücklichen Formulierung“? Völlig unberechtigt, die Kritik, ein Zeichen der Intoleranz?

Laut offizieller Verlautbarung der Stiftung hätte dieser Vorgang nur zutage gebracht, „dass es zu Unklarheiten und Missverständnissen im Umgang mit religiösen Festen kommen kann“.

Ungefragte Weihnachtsgeschenke kommen nicht gut an

Der findige Pflanzenchef des Onlineshops pflanzmich.de wollte jedenfalls Abhilfe schaffen, brachte in der Nacht einen geschmückten Tannenbaum zur Kita und stellte ihn samt Nikolausgeschenken in deren Vorgarten auf – als ein Zeichen gegen den „Weihnachtsbaum-Wahnsinn“, wie „Bild“ es nennt.

Pflanzenhändler Florian Schröders Statement gegen das Weihnachtsbaum-Cancelling: „Auf einen Weihnachtsbaum verzichten zu müssen, wirkt doch gerade der Integration entgegen!“ Für ihn stehe ein Weihnachtsbaum für Wärme und Gemeinschaft während der besinnlichen Zeit.

„Nicht zulasten der Kinder“

Auf Twitter postete pflanzmich.de dann publikumswirksam einen offenen Brief an die Kita, der mit den folgenden Worten beginnt:

„Wir hoffen, dass unser Weihnachtsbaum gut bei Ihnen angekommen ist und Ihnen und den Kindern viel Freude bereitet und uns die Nikolaus-Überraschung gelungen ist. Es hat unsere Mitarbeiter, die aus über 10 Nationalitäten bestehen, betrübt, dass Sie für die Kinder Ihrer Einrichtung keinen Baum kaufen möchten. Das darf aber nicht zulasten der Jüngsten gehen.“

Dazu noch die Ankündigung, persönlich mit einem Team vorbeizukommen, für einen offiziellen Termin, um Weihnachtsbaum und Geschenke an die Kita zu übergeben.

Dafür gab es viel Zustimmung, aber auch Proteste auf X (früher Twitter), beispielsweise von @Baermitoe: „Soll ich Ihnen auch mal ungefragt einen Baum in die Wohnung stellen und mich uneingeladen für den nächsten Tag ankündigen, um Ihren Kindern Kekse zu verteilen und eine ‚Ansprache‘, zu halten?“

Polizei holt Weihnachtsbaum

Die Aktion bringt dem Weihnachtsbaumspender nicht nur viele Kommentare wie diesen kritischen und viel Zuspruch, sondern auch eine Anzeige von der Kita ein; und damit noch mehr Aufmerksamkeit.

Denn vor allem bei der Kita-Leitung kam das Geschenk gar nicht gut an. Diese entfernte den Baum, rief die Polizei und stellte Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs. Der Baum und die Geschenke wurden laut Polizeisprecherin zur „Prüfung der Eigentumsverhältnisse“ auf das Polizeikommissariat 23 gebracht.

Publikumsposse Christbaumbefreiung

Pflanzenhändler Schröder holt publikumswirksam seine Tanne wieder aus dem „Gewahrsam“ der Polizei, nicht ohne zu beteuern: „Wir suchen das Gespräch mit der Kita-Leiterin. Wenn sie bei ihrer Meinung bleiben sollte, versteigern wir alles für den guten Zweck.“ Auf X zeigte er in einem kurzen Film, wie ein Maskottchen im quietschgrünen Tannenbaumkostüm mit einem Polizeiformular wedelnd seinen geschmückten Naturkumpel vom Polizeirevier abholt und wieder in einen Transporter von pflanzmich.de verlädt. Das ganze hinterlegt mit Musik und dem folgenden Text: „Das Geschenk für die Kinder der Kita Mobi wird jetzt ein anderes Zuhause finden.“



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