In den Startlöchern: Dutzende Cannabis-Clubs werben bereits um Kunden

Seit 1. April ist die Teillegalisierung des Besitzes, der Herstellung und des Konsums von Cannabis in Deutschland in Kraft. Sogenannten Cannabis Social Clubs (CSC) kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Diese sind mittlerweile in fast allen Bundesländern präsent.
Seit dem 1. April ist der Besitz, private Anbau und Konsum von Cannabis unter Einhaltung bestimmter Regeln in Deutschland erlaubt.
Seit dem 1. April ist der Besitz, private Anbau und Konsum von Cannabis unter Einhaltung bestimmter Regeln in Deutschland erlaubt.Foto: Christian Charisius/dpa
Von 5. April 2024

Erst seit Beginn der Woche ist die Teillegalisierung des Anbaus, Besitzes und Konsums von Cannabis in Deutschland in Kraft. Bereits jetzt haben sich einer Aufstellung des Berliner Hanfmuseums zufolge an die 170 sogenannte Cannabis Social Clubs (CSC) gegründet. Diesen wird bei der Umsetzung der neuen Gesetzeslage eine Schlüsselrolle zukommen.

Cannabis-Clubs als Alternative zum häuslichen Anbau

Seit 1. April ist in Deutschland der Besitz von bis zu 25 Gramm getrockneten Cannabis zum Eigenkonsum in der Öffentlichkeit legal. In der eigenen Wohnung sind bis zu 50 Gramm gestattet. Zudem ist der Anbau von bis zu drei Pflanzen in den eigenen Räumlichkeiten erlaubt – gegebenenfalls unter Verpflichtung zum Kinderschutz.

Wer auf seinen Joint nicht verzichten will, aber sich die Aufzucht einer eigenen Pflanze nicht zutraut, für den bieten hingegen die Cannabis Social Clubs (CSC) eine Option. Die sogenannten Anbauvereinigungen dürfen bis zu 500 Personen aufnehmen und ab 1. Juli das Kraut unter dem Schwarzmarktpreis an Mitglieder abgeben. Gewinn dürfen sie dabei nicht erzielen.

Die Zahl der Vereine ist jetzt bereits erheblich – und es sieht danach aus, als hätten viele ihre Gründung bereits von langer Hand geplant, um umgehend loslegen zu können. Sie wird sich noch deutlich erhöhen, da viele eigenen Angaben zufolge schon jetzt deutlich mehr Interessenten als erlaubte Mitglieder haben. Bis dato sind mit Ausnahme des Saarlandes in allen Bundesländern CSCs gegründet worden.

Mitgliedsbeiträge und Mindestalter höchst unterschiedlich geregelt

Uneinheitlich ist derzeit die Preisgestaltung bei den Mitgliedsbeiträgen in den Vereinen. Während der Klub „Bastardo e. V.“ in Berlin derzeit einen monatlichen Preis von fünf Euro vorsieht (bei zehn Euro Aufnahmegebühr), hält sich der „Bernburger Bären Grass e. V.“ noch bedeckt bezüglich dessen, was seine „Mitglieder:innen“ künftig beisteuern müssen. Bastardo lässt seine Voranmeldungskunden auch schon ihren voraussichtlichen monatlichen Bedarf im Voraus schätzen.

Der CSC Kiel verlangt derzeit zehn Euro für die aktive Mitgliedschaft, sozial schwache oder von vornherein passive Mitglieder bezahlen derzeit je fünf Euro. Deutlich fürstlicher mag es der CSC Pirna, der jetzt schon 20 Euro für die Mitgliedschaft verlangt und sich – so heißt es ausdrücklich in der Satzung – nach der Legalisierung eine Erhöhung vorbehält.

Der einzige Bremer Club „Werder High“ nimmt Mitglieder schon ab 18 Jahren auf – das ist das gesetzliche Mindestalter. Über die Konditionen hält auch er sich bedeckt. Er hält es jedoch für wichtig, darauf hinzuweisen, dass es in seinen Räumlichkeiten „keinen Platz für Faschismus, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, nationalistische Ideologien und jegliche Diskriminierung von Randgruppen“ gebe.

Der Münchner „Greeners“ Club hingegen verlangt 160 Euro jährlich und betreibt eine besonders rigorose Gesichtskontrolle. Dort beträgt das Mindestalter für die Mitgliedschaft 25 Jahre. Zudem muss der Bewerber eine Art Assessment-Center überstehen. Auf diese Weise wollen die Vereinsoberen sicherstellen, dass der Bewerber in ihr Zielpublikum erfolgreicher und gesetzter Berufstätiger passt. Viele andere Clubs setzen ein Mindestalter von 21 Jahren für die Mitgliedschaft fest.

Cannabis-Clubs müssen sich die erforderlichen Anbauflächen organisieren

Die Preiskalkulation der Vereine beinhaltet nicht nur den Preis für das Cannabis selbst, das voraussichtlich für je nach Sorte zwischen sieben und zehn Euro pro Gramm abgegeben werden dürfte. Der Mitgliedsbeitrag in den Clubs soll sich auch danach richten, wie hoch der angegebene Bedarf ist. Maximal darf eine Person 50 Gramm pro Monat in Anspruch nehmen.

Einige Vereine lassen ihre Mitglieder jetzt schon den vollen Preis bezahlen. Das Geld soll verwendet werden, um für später konsumiertes Cannabis ein Guthaben anzusammeln. Der Verein in Nettetal verlangt – ohne konkreter zu werden – auch eine „Anfangsinvestition“.

Neben den Kosten für Beschaffung der Samen und Aufzucht sowie der Räumlichkeiten und Flächen für den Anbau müssen die Clubs auch Fixkosten wie Miete, Versicherungen oder Logistik einbeziehen. Der Eigenanbau in den Vereinigungen darf auch erst ab 1. Juli nach Genehmigung durch die Behörden beginnen. Ein Berliner Club rechnet mit Kosten für Umbau und Inbetriebnahme einer möglichen Farm von 1,6 Millionen Euro, schreibt die „Berliner Zeitung“.

Privatpersonen dürfen sich das Saatgut für die drei eigenen erlaubten Pflanzen bereits jetzt legal zukommen lassen. Viele erledigen das online bei spezialisierten Händlern in Ländern wie den Niederlanden oder Österreich.

Union will Teillegalisierung wieder kippen – und bräuchte wohl Stimmen der AfD

Am Ende soll es in den Clubhäusern eine Organisation geben wie in anderen spezialisierten Freizeitvereinen. Zutritt nur mittels Mitgliedsausweises oder Registrierung über eine App, Scangeräte, Überprüfungen an den Eingängen. Möglicherweise werden auch Wachdienste die Gelände vor Diebstahl schützen.

Viele Vereine wollen auch Aufklärungsarbeit über einen verantwortlichen Umgang mit Cannabis leisten, andere stellen Schichtpläne auf, sodass die Mitglieder selbst sich an der Abgabe beteiligen können. Der Konsum vor Ort ist untersagt.

Die Union hat angekündigt, im Fall eines Wahlsieges die Teillegalisierung von Cannabis wieder rückgängig machen zu wollen. Vieles spricht jedoch dafür, dass die potenziellen Koalitionspartner nicht mitspielen würden. Am Ende wäre sie, sollte sie mit den Ankündigungen Ernst machen wollen, möglicherweise auf die Stimmen der AfD angewiesen.



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