Die Kraft der Klänge: Die positive Wirkung von Musiktherapie bei dementen Menschen

Musik hebt die Stimmung und ruft Erinnerungen wach. Das hilft besonders Personen mit Demenz.
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Die Musiktherapie ist wirksam und kostengünstig und kann den Lebensstandard von Menschen mit Demenz verbessern.Foto: greenleaf123/iStock
Von 7. März 2024

Zuerst ist das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Mit der Zeit auch das Langzeitgedächtnis, das Denken, Reden und schließlich die Entscheidungsfähigkeit. Die Rede ist von Demenz. Darunter versteht man den allmählichen Verlust der Gehirnfunktion aufgrund natürlicher Veränderungen der Gehirnstruktur. Alzheimer ist die Folge. Das belastet nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihre Familie und Freunde.

Laut der Weltgesundheitsorganisation leiden etwa 55 Millionen Menschen weltweit an Demenz. In Deutschland liegt die Zahl bei fast 1,8 Millionen Menschen, schreibt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Nach aktuellen Schätzungen könnte sich die Anzahl der Betroffenen im Jahr 2050 auf etwa 2,8 Millionen Menschen erhöhen. 

Demenz ist nicht heilbar. Ferner haben Demenzerkrankte eine kürzere Lebenserwartung als Menschen ohne Demenz. Es gibt aber einige Möglichkeiten, die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Betroffenen über eine längere Zeit zu bewahren. Dazu gehören unter anderem:

  • körperlich aktiv bleiben,
  • sich gesund ernähren,
  • nicht rauchen oder Alkohol trinken,
  • weiterhin seinen Hobbys nachgehen,
  • sozial aktiv bleiben,
  • alltägliche Aufgaben und Termine aufschreiben, um sich an wichtige Sachen zu erinnern.

Musikalische Klänge gegen Demenz

Darüber hinaus behandeln Ärzte die Symptome von Demenz oft mit Medikamenten. Es gibt aber auch nicht-medikamentöse Behandlungsformen für diese Erkrankung, die vor allem in der Altenpflege gefragt sind. Ziel ist es, die Lebensqualität und die kognitiven Funktionen der Patienten zu verbessern. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft führt zehn Verfahren auf; eine davon ist die Musiktherapie.

Sie hat eine lange Geschichte, ist evidenzbasiert und bietet eine einzigartige Mischung aus emotionalen, kognitiven und sozialen Vorteilen. „Mit Musik können auch Menschen im fortgeschrittenen Stadium der Demenz erreicht werden, die sich nur schwer sprachlich äußern können. Erinnerungen können geweckt werden, Gefühle finden Ausdruck, Kreativität wird ermöglicht“, schreibt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft dazu.

Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft definiert Musiktherapie als einen gezielten Einsatz von Musik „im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit“. 

Eine wachsende Zahl von Studien weltweit zeigt, dass Musiktherapie die kognitive Funktion, das Gedächtnis, das emotionale Wohlbefinden und die soziale Interaktion fördert.

Harmonische Klänge: Die Musiktherapie in der Praxis

Die Musiktherapie kommt oft in der Altenpflege und bei der Behandlung der Alzheimer-Krankheit zum Einsatz. Die Patienten spielen, singen, hören oder schreiben Musikstücke oder Lieder. Dabei wird besonders Musik verwendet, die die Betroffenen gern mögen und mit der sie besondere Erinnerungen verbinden. Dieser Ansatz gewährleistet, dass die Therapie nicht nur wirksam, sondern auch für den Patienten von Bedeutung ist.

Eine Studie mit dem Titel „Effects of Music Therapy on Patients with Dementia“ (etwa: „Auswirkungen der Musiktherapie auf Patienten mit Demenz“), die 2020 erschien, unterstreicht die Wirkung der Musiktherapie bei Menschen, die an Demenz im Frühstadium leiden.

Demzufolge verbessert die Musiktherapie die kognitive Funktion, die Stimmung und die Lebensqualität durch aktive (Spielen von Instrumenten) oder passive Teilnahme (Zuhören).

Die Studie weist außerdem darauf hin, dass die erste dokumentierte Sitzung für Musiktherapie in der Neuzeit im 19. Jahrhundert stattfand. Sie bestand aus Musikern, die auf Krankenstationen spielten. Die Musik zeigte eine „beruhigende und stimulierende“ Wirkung auf die Patienten und führte bei ihnen zu einer Verringerung der körperlichen Schmerzen.

Das musikalische Gedächtnis: Musik als kognitiver Verstärker

Andere wissenschaftliche Studien zeigten, dass musikalische Erinnerungen oft im Gehirn verbleiben – selbst wenn das autobiografische Langzeitgedächtnis und die Kommunikationsfähigkeit verschwinden. Dies liegt daran, dass die für das musikalische Gedächtnis und die Verarbeitung von Musik zuständigen Hirnregionen nicht oder nur wenig von Alzheimer betroffen sind, wie es in einer Studie aus dem Jahr 2015 heißt.

Die Musiktherapie macht sich diese Verbindung zunutze, indem sie vertraute Melodien und Rhythmen zur Stimulierung des Erinnerungsvermögens und der kognitiven Funktionen einsetzt.

Doch verbessert Musiktherapie nicht nur die kognitiven Fähigkeiten, sondern verringert auch die Symptome von Stimmungsschwankungen wie Depressionen bei Alzheimer-Patienten. Das ist das Ergebnis einer Übersichtsstudie aus dem Jahr 2023.

Die Studienautoren untersuchten dabei randomisierte Kontrollstudien zur Musiktherapie mit Alzheimer-Patienten aus Europa, China und den USA und bewerteten die Wirkung der Musiktherapie auf kognitive Funktionen. Das verglichen sie mit den Werten aus der Standardbehandlung oder anderen nicht-musikalischen Behandlungsmethoden.

Im Vergleich zu verschiedenen Kontrollgruppen zeigte sich eine deutliche Verbesserung der kognitiven Funktionen nach der Musiktherapie. Diese Verbesserung war noch ausgeprägter, wenn die Patienten aktiv an musikalischen Aktivitäten wie Singen, Tanzen und Musizieren teilnahmen.

Medizinischer Nutzen: Emotionales und soziales Wohlbefinden

Neben der kognitiven Verbesserung bietet die Musiktherapie auch eine Vielzahl von emotionalen und sozialen Vorteilen.

Laut einem Artikel in der US-Gesundheitszeitung „Medical News Today“ aus dem Jahr 2020 verbessert die Musiktherapie das allgemeine Wohlbefinden von Menschen mit Alzheimer, ihren Betreuern und Angehörigen.

Der therapeutische Einsatz von Musik fördert den emotionalen Ausdruck, reduziert Ängste und Unruhe und unterstützt die soziale Interaktion zwischen den Patienten. Dies wird besonders in Einrichtungen der Altenpflege geschätzt, in denen die Sorge vor sozialer Isolation und emotionaler Belastung groß ist.

[Mit Material der Epoch Times USA]

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.



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