Pfizer-finanzierte Studie: „Geimpfte Kinder müssen wegen Atemwegsinfekten seltener zum Arzt“

Dank der COVID-19-Impfstoffe müssten Kinder wegen Atemwegserkrankungen seltener zum Arzt, heißt es in einer neuen Studie, die Pfizer nicht nur finanzierte, sondern auch direkt bei der Dateninterpretation unterstützte. Unabhängige Forscher beleuchten die Daten genauer.
Titelbild
Kinderimpfung. Symbolbild.Foto: evgenyatamanenko/iStock
Von und 30. September 2023

Gegen COVID-19 geimpfte Kinder müssen wegen Atemwegserkrankungen seltener zum Arzt. Das ist das Fazit einer neuen Studie, die von dem Pharmaunternehmen Pfizer gesponsert wurde.

Im Rahmen der Studie beobachteten Forscher von Kaiser Permanente Southern California (KPSC) – einem Unternehmen für Gesundheitsfürsorge – Kinder unter fünf Jahren, bei denen in einem Krankenhaus oder einer Klinik eine akute Atemwegsinfektion mit COVID-19 diagnostiziert wurde.

Im Vergleich zu nicht geimpften Kindern hatten Kinder unter fünf Jahren, die „mindestens zwei Dosen“ des COVID-19-Impfstoffs von Pfizer erhalten hatten, ein „geringeres Risiko für Besuche in der COVID-19-Notaufnahme beziehungsweise Notaufnahme und Ambulanz“, schreiben die Autoren in der Kurzstudie, die als Research Letter erschien.

Diese Schlussfolgerung ergab sich, nachdem die Gruppen der Kinder, die zwei oder drei Dosen erhalten hatten, zusammengefasst wurden. Die Autoren trennten daraufhin das ambulante Risiko der Kinder, die zwei Dosen erhalten hatten, von dem der Kinder, die drei Dosen erhalten hatten. Dabei zeigten die Daten, dass drei Dosen „kaum schützen“, erklärte Helene Banoun, eine unabhängige Forscherin im Bereich Immunologie.

Zusätzliche Dosis erhöht Risiko

Laut der kürzlich veröffentlichten Studie zeigte sich, dass bei Kindern, die zwei Dosen erhalten hatten, das Risiko einer Atemwegsinfektion mit SARS-CoV-2 im Vergleich zu ungeimpften Kindern um 46 Prozent geringer war. Kinder, die drei Dosen erhielten, hatten jedoch nur ein um zwölf Prozent geringeres Risiko als ungeimpfte Kinder.

Außerdem wiesen die Forscher darauf hin, dass das Risiko für ambulante Besuche nach drei Impfungen auch steigen kann. Dafür führten sie ein Konfidenzintervall für das Risiko von Arztbesuchen an, das zwischen 0,62 und 1,25 lag – ein Intervall, das ziemlich weit auseinanderklaffte. Das kritisierten unabhängige Forscher wie Dr. Andrew Bostom, pensionierter außerordentlicher Professor für Medizin an der Brown University.

„Die zwölfprozentige Verringerung ist die beste Einzelschätzung. Das Konfidenzintervall zeigt allerdings, dass die Studie möglicherweise nicht aussagekräftig genug war, um diesen Effekt zu erzielen.“ Daher sei das verringerte Risiko nicht „statistisch signifikant“, meinte Dr. Bostom gegenüber Epoch Times.

Pfizer und die US-Seuchenschutzbehörde CDC würden drei statt zwei Dosen als Standard für Kinder betrachten. Deswegen sei es besonders wichtig, die folgende Daten zu beachten: Kinder, die drei Dosen des Pfizer-Impfstoffs erhalten, haben statistisch keine signifikanten Vorteile, so Bostom.

Die Autoren nannten einen Grund für den Unterschied in der Risikominderung zwischen Kindern, die zwei Dosen und solchen, die drei Dosen erhielten. Sie vermuten, dass zum Zeitpunkt der dritten Impfung die Variante Omikron, die bisherige Impfungen und Infektionen besser umgehen kann, dominierte und der Impfstoff daher weniger wirksam war.

Das Risiko von Arztbesuchen wegen akuter Atemwegserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren, die zwei und drei Dosen des COVID-19-Impfstoffs erhielten. Foto: Epoch Times

Omikron: weniger tödlich als frühere Varianten

Andere Studien zeigten, dass Omikron tendenziell weniger tödlich ist als frühere Varianten. Die Wuhan-, Alpha- und Delta-Varianten waren in ihren Symptomen und Schäden im Vergleich schwerwiegender. Sie neigten dazu, die untere Lunge zu befallen und lösten manchmal schwere Lungenentzündungen und multisystemische Entzündungskrankheiten aus.

Die früheren Varianten waren stärker von einem Enzym namens transmembrane Serinprotease 2 (TMPRSS2) abhängig, das häufiger in der unteren Lunge vorkommt. Deshalb verursachten sie tendenziell mehr Lungenschäden.

Omikron hingegen ist weniger abhängig von diesem Enzym. Es befällt vor allem die oberen Atemwege, was sich in typischen Erkältungssymptomen wie Husten, Niesen, Halsschmerzen, Fieber und laufender Nase äußert.

Die in der Studie erwähnte Diagnose einer akuten Atemwegserkrankung kann sowohl in den oberen als auch in den unteren Atemwegen auftreten. Die Autoren gaben nicht an, ob sie nach Infektionen der unteren oder oberen Atemwege suchten.

Interessenskonflikte

In der Studie wurden mehrere Interessenskonflikte von den Autoren angegeben. Sieben Forscher und Ärzte von Kaiser Permanente Southern California (KPSC) führten die Studie durch – bei sechs von ihnen bestand ein Interessenskonflikt mit Pfizer. Vier der sieben Autoren waren während der Studie Aktionäre des Pharma-Riesen; die beiden anderen erhielten Zuschüsse von ihm.

„KPSC entwickelte das Studiendesign, Pfizer genehmigte es jedoch. KPSC sammelte und analysierte die Daten. Pfizer beteiligte sich nicht an der Sammlung oder Analyse der Daten. KPSC und Pfizer beteiligten sich an der Interpretation der Daten, an der Abfassung des Berichts und an der Entscheidung, die Arbeit zur Veröffentlichung einzureichen“, schreiben die Autoren.

Neue Booster zugelassen, keine Daten bei Kindern

Die neue Studie erschien am 15. September – wenige Tage, nachdem die CDC und die US-Arzneimittelbehörde FDA neue COVID-19-Auffrischungsimpfungen für alle US-Bürger ab einem Alter von sechs Monaten zugelassen und empfohlen hatten.

Der neue Impfstoff von Pfizer wurde an Mäusen und an rund 400 Personen ab zwölf Jahren getestet. Auf der Sitzung des Beratenden Ausschuss für Immunisierungspraktiken der CDC (Advisory Committee on Immunization Practices) am 12. September wurden jedoch nur die Daten zu den Mäusen vorgestellt, da die Studie am Menschen noch nicht abgeschlossen war. Der neue Moderna-Impfstoff wurde nur an 50 Personen (zwölf Jahre oder älter) getestet, wobei bei einer Person ein unerwünschtes Ereignis auftrat. 

Keiner der Impfstoffe wurde an Kindern unter fünf Jahren getestet. Dennoch sagten einige Berater auf der CDC-Beratungssitzung, man könne davon ausgehen, dass die Impfstoffe bei Kindern wirken werden. „Wir haben nicht viele Daten über Kinder, aber […] es ist wahrscheinlich, dass es einen Nutzen gibt“, sagte der Berater Dr. Oliver Brooks.

Andere hielten dagegen. „Die Daten zu Kindern sind nicht vorhanden. Deshalb denke ich, dass wir darüber sprechen müssen“, sagte der Kinderarzt Dr. Pablo Sanchez. Er stimmte auf der CDC-Beratungssitzung gegen die Empfehlung des Impfstoffs für alle US-Bürger im Alter ab sechs Monaten.

Keine STIKO-Impfempfehlung für gesunde Kinder und Jugendliche

Um als vollständig geimpft zu gelten, benötigen Kinder, die Moderna-Impfstoffe erhalten, in den USA zwei Dosen. Beim Pfizer-Impfstoff sind drei Dosen vorgeschrieben.

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für gesunde Kinder von sechs Monaten bis einschließlich 17 Jahren derzeit keine COVID-19-Impfung (Stand: 18. September 2023). Für Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Risiko empfiehlt die STIKO „eine Grundimmunisierung plus eine Auffrischimpfung, um eine Basisimmunität aufzubauen“. Zusätzlich dazu sollten Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Risiko jedes Jahr eine Booster-Impfung erhalten, so die Empfehlung der STIKO.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion