Edeka und Co setzen auf Apeel-Coating: Harmlose Innovation oder Risiko für Gesundheit?

Ob bei Rewe oder Edeka, in vielen deutschen Supermärkten entdecken aufmerksame Verbraucher an bestimmten Früchten und Gemüsen kleine Aufkleber mit dem Aufdruck „Apeel“. Ein Hinweis dafür, dass die Produkte beschichtet wurden, um sie länger haltbar zu machen. Was steckt dahinter und was weiß man bisher über gesundheitliche Auswirkungen der Beschichtungen?
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Edeka-Supermarkt in München. Symbolbild.Foto: iStock
Von 27. Juli 2023

Viele kennen es: Kaum sind die frischen Beeren gekauft, bildet sich auch im Kühlschrank schnell Schimmel. Um Obst und Gemüse länger haltbar zu machen, setzen Supermärkte und Discounter wie Edeka und Netto vermehrt auf sogenannte Coatings – eine hauchdünne unsichtbare Beschichtung. Das Ziel: Die behandelten Früchte sollen auf diese Weise bis zu dreimal so lange frisch bleiben wie unbehandelte. Es gibt dabei unterschiedliche Coating-Methoden.

Edeka und Netto etwa greifen auf „Edipeel“ zurück, einen geruchs- und geschmacklosen Beschichtungsfilm. Entwickelt wurde diese Verpackungsneuheit von dem amerikanischen Biotechunternehmen Apeel Sciences. Der Film besteht aus Mono- und Diglyceriden (E 471) von Speisefettsäuren, die größtenteils aus Pflanzenabfällen wie Samen oder Fruchtschalen gewonnen werden. Die Beschichtung verhindert, dass Sauerstoff in die Frucht eindringt und Wasser aus der Frucht entweicht, wodurch der Reifeprozess verlangsamt wird. Und das ganz ohne Plastikverpackung, so die Werbung der Supermarktketten.

Apeel-Coating zum Teil auch für Bioprodukte

Seit 2019 ist der Zusatzstoff E 471 in der Europäischen Union für die Beschichtung von Lebensmitteln zugelassen, deren Schale üblicherweise nicht verzehrt wird. Hierzu zählen Avocados, Zitrusfrüchte, Mangos, Melonen, Bananen, Ananas und Granatäpfel. Apeel Sciences strebt jedoch eine erweiterte Zulassung in Europa für Erdbeeren, Äpfel, Tomaten und andere Sorten an. In einigen Ländern wie Chile, China, Kanada und Südafrika darf Edipeel bereits uneingeschränkt für alle Früchte und Gemüse verwendet werden.

Aber sind die mit Apeel-Technologie behandelten Früchte gesundheitlich bedenklich? Die Antwort hängt davon ab, wen man fragt. Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) stuft Edipeel allgemein als „sicher“ ein. In den USA wurde diese Technologie sogar für die Beschichtung von zertifizierten Bioprodukten zugelassen.

Auch auf der Internetseite von Edeka liest man: „Die Apeel-Schutzschicht ist sicher, wird aus Materialien hergestellt, die regelmäßig im Rahmen einer normalen Ernährung verzehrt werden, und beeinträchtigt weder den Geschmack noch den Geruch Ihrer Lebensmittel.“

Verbraucher sind skeptisch

Jedoch gibt es Verbraucher, die dieser Aussage skeptisch gegenüberstehen. In sozialen Netzwerken kursieren Warnungen, man solle Lebensmittel meiden, die einen „Apeel-Aufkleber“ tragen. Zweifel richten sich vor allem gegen die Unterstützer von Apeel Sciences. Der CEO und Gründer des Biotechunternehmens, James Rogers, ist Mitglied von Young Global Leaders – ein Nachwuchsprogramm des Weltwirtschaftsforums. Zudem stammt der Zuschuss, mit dem das Unternehmen im Jahr 2012 gegründet wurde, von der Bill und Melinda Gates Stiftung. Die Skepsis reicht jedoch über solche wirtschaftlichen Verflechtungen hinaus.

James Rogers, CEO von Apeel Sciences. Foto: Kevin Dietsch/Getty Images

Das Konzept von Edipeel ist an sich nicht neu. Schon seit den 1920er-Jahren haben Händler Früchte mit diversen essbaren Wachsen überzogen, um deren Frische zu konservieren. Diese frühen Beschichtungen basierten überwiegend auf pflanzlichen Materialien wie beispielsweise Carnaubawachs, das von einer brasilianischen Palme stammt.

Auch Edipeel besteht laut dem Hersteller aus pflanzlichen Zutaten. Doch das bedeutet nicht, dass das Endprodukt automatisch sicher ist. Entscheidend sind die chemischen Prozesse während der Verarbeitung. Aus den Rohstoffen werden Lipide – der Überbegriff für Fette und fettähnliche Substanzen – extrahiert, die anschließend zu einem Pulver verarbeitet werden. Das Endprodukt sind Monoglyceride oder Diglyceride – Transfette, die als Emulgatoren verwendet werden.

Transfette werden üblicherweise aus Öl (häufig Soja- oder Rapsöl) hergestellt, das chemisch so verändert wird, dass es auch bei Raumtemperatur festbleibt. Sie beeinflussen die Textur von Lebensmitteln und verlängern deren Haltbarkeit. Aufgrund dieser Eigenschaften waren Transfette lange Zeit ein wichtiger Bestandteil von verarbeiteten Lebensmitteln.

Zahlreiche Studien haben jedoch gezeigt, dass diese chemisch veränderten Fette das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen. Daher haben Lebensmittelhersteller sie nach und nach aus ihren Produkten entfernt. Seit 2016 gelten Transfette laut der FDA-Bewertung als „gesundheitsschädlich“. Diese Einstufung galt jedoch nur für Triglyceride, nicht für Monoglyceride oder Diglyceride, die in Edipeel enthalten sind.

Illusion von Frische

Die Sicherheit von Emulgatoren ist ein umstrittenes Thema. Apeel Sciences argumentiert, es sei allgemein bekannt, dass Monoglyceride im Verdauungstrakt natürlich gebildet werden und genauso sicher sind wie andere konsumierte pflanzliche oder tierische Öle. Doch Studien weisen darauf hin, dass diese Emulgatoren möglicherweise zur Entwicklung von Darm- und Stoffwechselerkrankungen beitragen könnten.

Unklar bleibt auch, wie viel von der Edipeel-Beschichtung Konsumenten tatsächlich aufnehmen. Bei Früchten und Gemüse wie Avocado oder Orangen wird die beschichtete Schale vor dem Verzehr entfernt. Bei Obst mit essbarer Schale wird jedoch der Schutzfilm mit verzehrt. Laut Apeel kann die Beschichtung mit Wasser und Schrubben teilweise entfernt werden, doch ist es unwahrscheinlich, dass sie vollständig abgetragen werden kann, ohne das Obst zu beschädigen. Für diese Früchte hat das Unternehmen laut eigenen Angaben modifizierte Coatings entwickelt, die wie eine zweite Haut mitgegessen werden könnten.

Ein weiterer Kritikpunkt an Edipeel ist, dass es den Eindruck von Frische erzeugt, selbst wenn das Produkt tatsächlich schon älter ist. Dies könnte dazu führen, dass Verbraucher fälschlicherweise davon ausgehen, ein Produkt sei frischer und nahrhafter, als es tatsächlich ist.

Bei jeder Lebensmittelinnovation gibt es Befürworter und Gegner. Da Edipeel nicht sichtbar ist, müssen Verbraucher, die die Beschichtung vermeiden möchten, genauer hinschauen.

In diesem Zusammenhang betont der Hersteller: „Wir arbeiten mit unserem Partner zusammen, um sicherzustellen, dass Apeel-Produkte gekennzeichnet sind, damit Sie fundierte Entscheidungen treffen können.“

Mit Material von theepochtimes.com



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