Studie: Bluttest sagt Selbstmordrisiko voraus – was gegen Depressionen hilft

Forscher haben einen Bluttest entwickelt, der Personen mit hohem Suizidrisiko identifizieren kann. Anhand der gefundenen Ergebnisse leiten sich auch neue Therapieansätze ab, um Depressionen entgegenzuwirken.
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Bluttest bietet neue Perspektiven in der Behandlung von Depressionen.Foto: iStock
Von 9. Januar 2024

In Deutschland war die Zahl der Selbstmorde zuletzt stark angestiegen. Im Jahr 2022 nahmen sich fast 28 Menschen täglich das Leben. Im Vergleich zum Jahr davor war das ein Anstieg um 9,8 Prozent.

Nun haben Forscher der Universität von Kalifornien in San Diego spezielle Biomarker im Blut nachgewiesen, um Personen identifizieren zu können, die ein besonders hohes Risiko für Selbstmord aufweisen.

Die Forschungsergebnisse weisen zudem darauf hin, dass bereits einfache Maßnahmen wie die Einnahme von Vitaminpräparaten dabei helfen könnten, den weitverbreiteten Problemen mit schweren Depressionen und suizidalen Gedanken in gewissem Maße entgegenzuwirken.

Bluttest offenbart Anzeichen für Suizidgedanken

Zu den Symptomen der schweren Depression gehören eine anhaltende depressive Stimmung (mindestens zwei Wochen), Interessenverlust an Aktivitäten, Schlaf-/Essprobleme, geringe Energie, schlechte Konzentration und geringes Selbstwertgefühl. Frauen und junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren sind am häufigsten betroffen.

Die aktuelle Studie der Universität von Kalifornien in San Diego, die in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde, untersuchte das Blut von 99 Personen, die an einer schweren Depression mit Suizidgedanken litten, sowie von 94 gesunden Personen. Die Forscher fanden dabei fünf Biomarker, die sich zwischen diesen beiden Gruppen unterscheiden. Diese Marker weisen auf eine Funktionsstörung der Mitochondrien hin. Das bedeutet, die Energieerzeugung in den Zellen ist beeinträchtigt, was wiederum die Kommunikation zwischen den Zellen stört.

Adenosintriphosphat (ATP) ist ein wesentlicher Bestandteil, den Zellen zur Energiespeicherung verwenden. Normalerweise wird ATP innerhalb der Zellen genutzt, um deren Funktionen aufrechtzuerhalten. Wenn ATP jedoch außerhalb der Zellen vorkommt, ist das ein Hinweis auf Zellschäden oder Stress. Dies löst nach Angaben von Dr. Robert Naviaux, einem der Studienautoren, Schutzmechanismen aus, um die potenziell drohende Gefahr abzuwenden.

Die Forscher nehmen an, dass Suizidversuche das Ergebnis eines überwältigenden biologischen Antriebs auf zellulärer Ebene sein könnten, um unerträglich gewordenen Stress zu stoppen.

Nährstoffdefizite bei schweren Depressionen entdeckt

Blutuntersuchungen zeigten zudem, dass Personen mit schweren Depressionen häufig an einem Mangel bestimmter Nährstoffe leiden. Dazu gehören Antioxidantien wie CoQ10 und Lutein, Carnitin, das bei der Umwandlung von Fett in Energie hilft, sowie Folsäure (Vitamin B9). Weil viele dieser Nährstoffe auch in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind, könnten Forscher gezielt Therapien entwickeln, die diese spezifischen Nährstoffdefizite bei Depressionspatienten ausgleichen.

Nahrungsergänzungsmittel sind jedoch keine Heilmittel. „Keines dieser Stoffwechselprodukte ist eine Allheillösung, die eine Depression vollständig heilen kann“, sagte Dr. Naviaux in einer Pressemitteilung. Ärzte könnten dazu beitragen, den Stoffwechsel in die richtige Richtung zu lenken, um Patienten dabei zu helfen, besser auf Therapien anzusprechen. Bei suizidgefährdeten Personen könnte dies ausreichen, um sie von einem Suizidversuch abzuhalten, fügte er hinzu.

Es besteht ein Zusammenhang zwischen Depressionen und anderen Erkrankungen wie Herzleiden, Krebs und Diabetes. Indem man sich auf die Behandlung von Stoffwechselaspekten konzentriert, besteht die Hoffnung, die Behandlungsergebnisse bei diesen Krankheiten zu verbessern und als Resultat auch die damit in Zusammenhang stehenden Depressionen zu lindern.

Stimmungsaufheller

Eine erhöhte Aufnahme wichtiger Nährstoffe wie Folsäure könnte laut dem Team von Dr. Naviaux das Risiko einer Depression verringern. Zudem zeigt Vitamin B12 vielversprechende Ergebnisse bei der Linderung depressiver Symptome. Eine Studienübersicht aus dem Jahr 2020 ergab, dass eine frühe Einnahme von B12 den Beginn einer Depression verzögern und die Wirksamkeit von Antidepressiva verbessern kann.

Eine Untersuchung von Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums München ergab, dass in Deutschland ein Viertel der über 65-Jährigen nicht ausreichend mit Vitamin B12 versorgt ist. Vitamin B12 findet sich hauptsächlich in tierischen Produkten. Daher sind besonders Vegetarier und Veganer, die auf Fleisch, Fisch, Geflügel und Milchprodukte verzichten, gefährdet, einen solchen Mangel zu entwickeln. Jedoch können geeignete Nahrungsergänzungsmittel helfen, den B12-Spiegel im Körper effektiv zu normalisieren, so sie Ernährungsberaterin Emily Feivor.

Lutein, ein in der Studie der Universität von Kalifornien identifizierter Nährstoff, ist ein Antioxidans, das die Augengesundheit unterstützt. Eier und grünes Blattgemüse sind dabei die besten Nahrungsquellen.

Ebenfalls in Verbindung mit Depressionen steht ein Mangel an Carnitin. Carnitinmangel ist häufig mit einer genetischen Störung verbunden, kann aber auch bei Personen auftreten, deren Ernährung an tierischen Produkten mangelhaft ist. Symptome umfassen Muskelschwäche, Müdigkeit, Reizbarkeit, Hypoglykämie sowie Kurzatmigkeit oder Schwellungen in schweren Fällen, wenn das Herz betroffen ist. Um einen adäquaten Carnitinspiegel zu erhalten, wird von Feivor empfohlen, regelmäßig Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Geflügel zu essen.

Aber auch der Konsum von Obst und Gemüse scheint ein natürlicher Stimmungsaufheller zu sein: Eine Studie aus dem Jahr 2019, veröffentlicht im „American Journal of Clinical Nutrition“, stellte einen Zusammenhang zwischen höherem Obst- und Gemüsekonsum und geringerer Schwere von Depressionen her.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Nutrient Deficiencies Linked to Treatment-Resistant Depression and Suicidal Thoughts“. (deutsche Bearbeitung kr)



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