Studie: Stark verarbeitete Lebensmittel haben Suchtpotenzial

Viele Menschen greifen gern zu Fast Food oder Fertigprodukten, weil es schnell geht oder der Appetit nach ihnen groß ist. Doch es gibt noch einen weiteren Faktor: Forscher entdeckten unlängst großes Suchtpotenzial bestimmter Lebensmittel.
Stark verarbeite Lebensmittel haben Suchtpotential
Salat oder Bürger? Obst oder Schokolade?Foto: iStock
Von 18. Oktober 2023

Forscher aus den USA, Brasilien und Spanien fordern ein weltweites Umdenken in Bezug auf stark verarbeitete Lebensmittel. Grund dafür sind die Ergebnisse ihrer aktuellen Studie, die zeigen, dass bestimmte Produkte eine Nahrungssucht auslösen können. „Indem wir anerkennen, dass bestimmte Arten von verarbeiteten Lebensmitteln süchtig machende Eigenschaften haben, können wir vielleicht dazu beitragen, die weltweite Gesundheit zu verbessern“, erklärt Studienautorin Ashley Gearhardt.

Wenn Menschen von Sucht sprechen, wird häufig an Drogen, Alkohol oder Glücksspiele gedacht. Doch auch alltägliche Nahrungsmittel können ein derartiges Abhängigkeitspotenzial haben. Während man zwar auf Drogen, Alkohol und Co. verzichten könne, treffe dies auf Nahrungsmittel nicht so einfach zu, so Prof. Alexandra DiFeliceantonio, Mitautorin der Studie.

Die Forscher haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, genauer zu bestimmen, welche Lebensmittel das größte Suchtpotenzial haben und warum. So wollen sie dem immer noch offenen und umstrittenen Faktor mehr Gewicht geben.

Apfel, Lachs oder Schokoriegel?

Nicht alle alltäglichen Lebensmittel haben das Potenzial, süchtig zu machen, so die Forscher. „Die meisten Lebensmittel, die wir als natürlich oder minimal verarbeitet ansehen, liefern Energie in Form von Kohlenhydraten oder Fett, aber nicht beides“, erklärt die Professorin für Ernährung.

Als Beispiel nannten die Forscher die Unterschiede zwischen Apfel, Lachs und Schokoriegel. Der Apfel hat Kohlenhydrat, aber kein Fett – und damit ein Kohlenhydrat-Fett-Verhältnis von 1:0. Beim Lachs dagegen verhält es sich genau entgegengesetzt, was ein Kohlenhydrat-Fett-Verhältnis von 0:1 ergibt. Schaut man sich nun das Verhältnis von Schokoriegeln an, die in der Regel stark verarbeitet sind, steht es 1:1 zwischen Kohlenhydraten und Fett. Genau dieses Verhältnis von 1:1 erhöhe laut den Forschern das Suchtpotenzial eines Lebensmittels.

„Viele stark verarbeitete Lebensmittel haben einen hohen Anteil von Kohlenhydraten und Fett. Diese Kombination hat eine andere Wirkung auf das Gehirn“, so DiFeliceantonio.

Ebenso kritisch sehen die Forscher die Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen bei der industriellen Verarbeitung der Nahrungsmittel und fordern hierzu vermehrte Untersuchungen.

Schlechte Lebensmittelversorgung erhöht Suchtgefahr

Im Zusammenhang mit extrem verarbeiteten Lebensmitteln steht unter anderem der hohe Anteil an raffinierten Kohlenhydraten und zugesetzten Fetten. Diese können bei einigen Menschen die Kriterien für ein erhöhtes Suchtpotenzial erfüllen.

Diese gehen mit einer geringeren Kontrolle über die Nahrungsaufnahme, starkes Verlangen oder Entzugssymptomen einher. Außerdem neigen diese Menschen trotz des Wissens um seine Schädlichkeit dennoch dazu, den Konsum fortzusetzen. Die Folge: Fettleibigkeit, Essanfälle, schlechtere körperliche und geistige Gesundheit und eine geringere Lebensqualität.

In ihrer Studie stellten die Forscher sodann fest, dass schätzungsweise 14 Prozent der Erwachsenen und 12 Prozent der Kinder von der Abhängigkeit von stark verarbeiteten Lebensmitteln betroffen sind. Diese kann daher rühren, dass in einigen Ländern derartige Lebensmittel eine wichtige Kalorienquelle darstellen oder diese Produkte wesentlich günstiger sind als geringer verarbeitete Lebensmittel. Laut den Forschern seien besonders Menschen, die mit einer unsicheren Lebensmittelversorgung konfrontiert sind, stärker von der Abhängigkeit von stark verarbeiteten Lebensmitteln betroffen.

Die Wissenschaftler hoffen, dass mit ihrer Studie das Wissen um süchtig machende Lebensmittel zu neuen Ansätzen im Bereich der sozialen Gerechtigkeit, der klinischen Versorgung und der öffentlichen Politik führt.

Als Beispiel geben die Forscher an, dass Chile und Mexiko Steuern und eine Kennzeichnung stark verarbeiteter Lebensmittel einführten sowie Werbeverbote aussprachen. Mit diesen Mitteln habe sich die Verkaufszahl der Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt deutlich verringert. In England wurde zudem mit der Reduzierung von Salz in verarbeiteten Lebensmitteln begonnen, was zum Rückgang der Todesfälle durch Schlaganfall und Herzkrankheiten geführt habe.

Die Studie erschien am 10. Oktober 2023 in der Sonderausgabe „Food For Thought“ der Fachzeitschrift „British Medical Journal“.



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