Davos 2024: Weltwirtschaftsforum möchte „Vertrauen wiederherstellen“

Augen und Ohren aus aller Welt richten sich ab Montag, 15. Januar 2024, wieder auf Davos in der Schweiz: Dort treffen sich die Mächtigen aus Politik und Wirtschaft für fünf Tage beim 54. Weltwirtschaftsforum (WEF). Selenskyj und Argentiniens Staatschef Milei sind unter anderem mit dabei.
Titelbild
World Economic Forum: Gründer Klaus Schwab.Foto: Fabrice Coffrini/AFP via Getty
Von 14. Januar 2024

Fünf Tage lang werden sich Vertreter von Regierungen und der Politik aus der ganzen Welt treffen; Hunderte Firmenchefs sollen anreisen, ebenso eine ganze Reihe von Prominenten. Wie üblich wird auch in diesem Jahr ein Großteil der Gespräche hinter verschlossenen Türen in Fünf-Sterne-Hotels stattfinden, wo Firmenchefs und Investoren Deals ausloten und netzwerken.

Was davon nach außen dringt oder direkt auf zahlreichen Veranstaltungen kommuniziert wird, tickert eine Heerschar an Medienschaffenden fünf Tage lang hinaus in die Welt.

Das Weltwirtschaftsforum selbst beschreibt auf seiner Website: „Die 54. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums wird einen wichtigen Raum bieten, um sich auf die Grundprinzipien des Vertrauens zu konzentrieren, darunter Transparenz, Kohärenz und Verantwortlichkeit. Zu dieser Jahrestagung werden über 100 Regierungen, alle wichtigen internationalen Organisationen, 1.000 Partner des Forums sowie führende Vertreter der Zivilgesellschaft, Experten, Repräsentanten der Jugend, Social Entrepreneurs und Nachrichtenagenturen erwartet.“

WEF will „Vertrauen wiederherstellen“

Unter dem diesjährigen Motto „Rebuilding Trust“ („Vertrauen wiederherstellen“) konzentriert sich die Veranstaltung, an der über 60 Staatsoberhäupter teilnehmen sollen, auf die Themen Wirtschaftswachstum, Klimaschutz und Technologiemanagement.

Dieses Motto allein ist ein Eingeständnis, dass das Vertrauen – wie auch immer man es definiert – nicht nur beschädigt, sondern zerbrochen ist und seine Wiederherstellung dem Weltwirtschaftsforum von entscheidender Bedeutung erscheinen muss. Zumindest scheint diese Einsicht vorzuliegen und vielleicht liegen auch die Nerven blank, dass durch politische Entwicklungen, Kriege und Krisen das Vertrauen in alteingesessene Institutionen, der Rechtschaffenheit des Staates und der Demokratie immer weiter geschwunden sind.

Doch vielleicht sind es nicht all diese Ereignisse und Entwicklungen an sich, sondern das zunehmende Offenbarwerden der Gründe dafür – nicht zuletzt dadurch, dass immer mehr Informationen leichter und für jeden durch weltweite Vernetzungsmöglichkeiten via Internet und soziale Medien verfügbar werden.

Informationen sind laut WEF in der Tat, so steht es im gerade erschienenen „Weltrisikobericht 2024“, das größte Problem  – und zwar „Fakenews“. Das WEF hatte 1.500 Experten befragt, davon hält über ein Drittel eine globale Katastrophe schon in Kürze für wahrscheinlich. „Als größtes Risiko für die kommenden zwei Jahre nennt der Bericht Falsch- und Desinformation, gefolgt von Extremwetter-Ereignissen, gesellschaftlicher Polarisierung und bewaffneten Konflikten“, sagt Saadia Zahidi, Geschäftsführerin des Weltwirtschaftsforums.

Viele Hochkaräter darunter: 100 Regierungen nehmen teil

Die Liste derjenigen, die dieses Jahr unter dem Leitspruch „Vertrauen wiederherstellen“ beim mittlerweile 85 Jahre alten WEF-Gründer Klaus Schwab antanzen, ist das Who’s who der sogenannten Weltelite. Geprägt ist die Gästeliste von den aktuellen Konfliktherden, zum Beispiel der Krieg in der Ukraine und der Gaza-Krieg in Israel.

Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind vor Ort 45 Minuten Redezeit eingeplant. Auch aus dem zweiten großen Krisengebiet, dem Nahen Osten, werden zahlreiche Vertreter erwartet. Neben den Ministerpräsidenten aus Katar, dem Irak, Jordanien und Libanon steht auch der israelische Staatspräsident Jitzchak Herzog auf der Gästeliste.

China wird mit dem im März vergangenen Jahres ernannten Ministerpräsidenten Li Qiang prominent vertreten sein; er wird auf der Eröffnungsveranstaltung am Dienstag auftreten. Von den USA dürften Jake Sullivan, der Berater für nationale Sicherheit, und Außenminister Antony Blinken teilnehmen.

Aus Deutschland sind Außenministerin Annalena Baerbock, Wirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne), Finanzminister Christian Lindner und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (beide FDP) angekündigt.

Insgesamt sollen 2.800 Führungspersonen aus 120 Ländern nach Davos reisen, unter ihnen über 60 Staatsoberhäupter.

Viel auf dem Plan für die Welt: Schwabs vollgepackte Woche

Das Programm und die Protagonisten sind seit dieser Woche veröffentlicht:

Bereits am Sonntag, 14. Januar 2024, einen Tag vor dem Auftakt des WEF, ist in Davos ein Ukraine-Treffen mit Sicherheitsberatern und ranghohen Beamten aus rund 70 Ländern angesetzt.

Am Montag ist Anreisetag. Doch auch dort finden schon Meetings und Veranstaltungen statt, offiziell eröffnet wird das Forum dann am Dienstag. Um 10:30 Uhr wird dann WEF-Gründer Klaus Schwab (85) gemeinsam mit der Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd (61) die diesjährige Veranstaltung eröffnen. Um 14:15 Uhr hat Wolodymyr Selenskyj dann seine Redezeit.

Am Mittwochnachmittag steht der neu gewählte argentinische Präsident Javier Milei (53) auf dem Programm. Er darf aber nur eine halbe Stunde reden. Noch am selben Nachmittag, 16:45 Uhr, betritt zuerst der spanische Premierminister Pedro Sánchez (51) die Bühne, gefolgt vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron (46).

Donnerstag präsentiert sich dann noch der aktuelle Senkrechtstarter der Techbranche: Sam Altman (38), der Entwickler der künstlichen Intelligenz ChatGPT, nimmt an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Technologie in einer turbulenten Welt“ teil. Neben Altman sitzen unter anderem Albert Bourla (62), CEO des Pharmakonzerns Pfizer, Jeremy Hunt (57), britischer Finanzminister, und Julie Sweet (56), CEO des Beratungsunternehmens Accenture, auf dem Podium.

Gut geschützt: 5.000 Soldaten im Einsatz

Die fünf Tage in den Schweizer Alpen werden auch in diesem Jahr wieder durch 5.000 Soldaten geschützt. Vor einer Woche sind sie schon eingerückt und auch der Luftraum wird eingeschränkt: „Die Luftwaffe verstärkt den Luftpolizeidienst und führt Überwachungsflüge zugunsten des Kantons Graubünden und Lufttransporte völkerrechtlich geschützter Personen durch“, gibt die Schweizer Regierung bekannt.

Mit permanent patrouillierenden, bewaffneten Kampfjets während der Konferenzzeiten, bodengestützter Luftverteidigung, zusätzlichen Radars, verstärkter Luftraumüberwachung und Luftpolizeidienst rund um die Uhr werde Sicherheit gewährleistet. Die Kosten dafür belaufen sich laut dem Verteidigungsdepartement (VBS) auf rund 32 Millionen Franken pro Jahr (das sind gut 34 Millionen Euro).

Für den Armeeeinsatz an den WEF-Jahrestreffen von 2022, 2023 und 2024 bewilligte das Parlament je 2,55 Millionen Franken. Das ist weniger als in früheren Jahren, weil sich die Stiftung des WEF stärker an diesen Kosten beteiligt als früher.

Kritiker des WEF, seiner Aktivitäten und Deals sammeln unter dem Hashtag #Davos2024 jetzt schon Filme, Kommentare und Zitate, die das aufgreifen, was Bestsellerautor Marc Friedrich im letzten Jahr in einem Tweet auf X (vormals Twitter) zusammengefasst hat: „5.000 Soldaten beschützen 2.500 Gäste, die mit über 2.000 Privatflugzeugen anreisen und Gourmetessen gereicht bekommen. Der CO₂-Abdruck reicht von Casablanca bis nach Istanbul. Aber der Rest soll sparen, weniger verbrauchen, anders essen, teilen, zahlen.“

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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